• Anders als in den drei Wochen zuvor, als man praktisch auf der Stelle trat, verbuchten die Indizes an der Wall Street in der vergangenen Woche Kursverluste. WTD verlor der Dow Jones -0,84%, der S&P Index -0,64%. Etwas besser schlugen sich dank des freundlichen Handels am Freitag Dax und EuroStoxx (wtd +0,40% und +0,14%).
    Es bleibt dennoch wie es ist. Das wochenlange Tauziehen zwischen Bullen und Bären geht weiter. Es ist eine Pattsituation, in der keiner der beiden Seiten entscheidende Fortschritte für sich verbuchen kann. Die vielen „Event Risiken“ sorgen bei den Bullen für Zurückhaltung. Den Bären fehlen an schwachen Tagen die Anschlussverkäufe. Es entwickelt sich seit geraumer Zeit keinerlei Dynamik mehr nach unten. Die vergangenen zwei Jahre wahren zu oft gespickt mit epischen Bärenfallen. Die Bären hat der Mut verlassen. Sie „pushen“ nicht mehr hart genug in einer Phase, in der sie es eigentlich müssten.
  • Die Gegend um 2.165/70 im S&P Index ist eine wichtige Unterstützungszone, welche die Bullen unbedingt verteidigen müssen und bisher auch taten. Es sind die Tiefs von Anfang und Mitte August, welche auch am Freitag dank eines „Squeezes“ (in den letzten 30 Handelsminuten,……welch Wunder) hielten. Solange das so bleibt, überwiegt wohl eher der „bullish case“. Auf der anderen Seite trübt sich das technische Bild zunehmend ein (z.B. Doppel-Top im Dow/Weekly Doji im R2K). Es fehlt in der Nähe der Allzeithochs seit vielen Wochen auch den Bullen schlichtweg an Momentum. Im S&P war es die schwächste Wochenperformance seit 2 Monaten. Den dritten Tag in Folge verbuchte der Index am Freitag Verluste. Seit 50 Handelstagen hat es eine solche Serie nicht mehr gegeben. Gleichzeitig handelte der VIX am Freitag erstmals seit Monaten in einer Handelsspanne von 23%!!! Die Rendite der 10-jährigen amerikanischen Staatsanleihen stieg auf 1,63% (fallende Kurse), einem Dreimonatshoch. Wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer für Aktienbären?!? Noch ersticke ich jeden Gedanken daran.
  • Viel wird in den nächsten Tagen davon abhängen, wie sich die Fed-Mitglieder im Anlauf auf das September-Meeting präsentieren. Eben diese sorgten am Freitag für eine Achterbahnfahrt. Die Rede Yellens in Jackson Hole wurde nach den ersten Headlines zunächst „hawkish“ interpretiert („the case has strengthened for a rate hike“), dann, nach genauer Durchsicht, doch eher „dovish“ (Zinserhöhung abhängig „on incoming data“, „longer term natural interest rate much lower“, möglicher Kauf von „other assets“). Kaum beruhigten sich die Kurse in den einzelnen Marktsegmenten wieder, zerstörte Stanley Fischer, Yellen’s Stellvertreter, die Party. Er deutete eine Zinserhöhung im September an. Es war ein klassisches Good Cop/Bad Cop-Spiel. Extrem frustrierend für alle Marktteilnehmer. Nach Yellen wurden Absicherungsgeschäfte aufgelöst. Nach Fischer bereute man das.
  • Es wird wohl bei dem gewohnten Muster der letzten zwei Jahre bleiben. Mit Aktienindizes in der Nähe ihrer Hochs, präsentiert sich die Fed im Anlauf auf FOMC-Meetings „hawkish“. Daraufhin steigt die Volatilität zusammen mit der Nervosität der Anleger signifikant. Kein Wunder, weltweit hängen viele Billionen Schuldtitel am US-Dollar. Am eigentlichen Tag der Zinsentscheidung dreht man dann auf „super dovish“ und die angedeutete Zinserhöhung kommt doch nicht. Ich habe im Laufe der letzten Monate meine Meinung geändert. Die Fed wird dieses Jahr die Zinsen nicht anheben. Sie wird es versuchen, aber damit scheitern. Es ist das Biest im Markt, welches sie immer wieder daran hindern wird. In diese Ecke hat man sich selbst hinein manövriert, aus dieser Ecke kommt man nicht mehr raus.
  • Die Folgen??? Langfristig dramatisch, kurz- und mittelfristig wurschtelt man sich durch solange es geht. Das ist möglich, da den meisten Marktteilnehmern (inklusive den Notenbankern) in der Zwischenzeit jeglicher Realitätssinn abhanden gekommen ist. Ließt man Yellen’s Rede zwischen den Zeilen wird klar, dass auch sie absolut keine Ahnung darüber hat, wohin die Reise im größten geldpolitischen Experiment der Geschichte geht. Immerhin glaubt sie aber, den richtigen Werkzeugkasten für jede Situation parat zu haben („What we do know, however, is that we want a policy toolkit that will allow us to respond to a wide range of possible conditions“). Was dem desaströsem Geschehen die Krone aufsetzt ist der Umstand, dass es gerade diese unablässigen Reparaturarbeiten an denen von ihr selbst angerichteten Schäden sind, die den Notenbankern den Ruf der Unverzichtbarkeit einbringen. Eine irre Welt!!!

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