• Der Donnerstag war verrückt. Ohne Gegenwehr fiel der Dax ab 09:00 kontinuierlich nach unten. Die Handel erinnerte mich an mehrere ähnliche Situationen in den letzten Jahren, in denen die Notenbanken alles lieferten, was das Herz der Aktienbullen begehrte und trotzdem, wie aus dem Nichts, ein Sell-Off. Das Tor steht sperrangelweit offen für eine Mega­­-Hausse, und der Index dreht talwärts.
  • Was ist passiert??? Nun, im größten geldpolitischem Experiment der Geschichte, dessen Ausgang wahrscheinlich unsere Vorstellungskraft übersteigt, sind wir nun an einem Punkt angelangt, an dem jede neue Einheit des billigen Geldes mehr schadet als nutzt. Übrigens sofort und nicht mehr (nur) mit Verzögerung !!! Immer mehr Marktteilnehmer scheinen das jetzt endlich verstanden zu haben. Wie zuletzt mehrfach geschrieben, sind die Maßnahmen der Notenbanken liquiditätstechnisch mittlerweile klar kontraproduktiv. Negative Zinsen beispielsweise, entziehen (!!!) dem System noch mehr (!!!) die so wichtige Liquidität. Ein schönes Beispiel dafür sind die jüngsten Meldungen über einen der größten Versicherer der Welt, der Münchner Rück. Sie hat genau zwei Worte für unsere lieben Zentralbanker und nein, sie lauten nicht „Happy Birthday“. Hier bunkert man das Geld mittlerweile lieber im eigenen Tresor, als es bei den Banken zu lagern. Ein weiteres Beispiel ist die brutal gestiegene Nachfrage nach der 1.000 Frankennote bei den Eidgenossen. Auch die Japaner kaufen Tresore, als ob es kein Morgen gäbe. Die Frage, die ich mir jetzt stelle ist, ob auch Draghi schon zu dieser Einsicht gekommen ist. Sollte die Antwort gar positiv ausfallen, kann man den Vorwurf der illegalen Staatenfinanzierung wohl wirklich nicht mehr entkräften. Der EZB ist alles egal, solange die Peripherie der Eurozone sich weiterhin billig an den Kapitalmärkten refinanzieren kann.
    Hinzu kommt, dass die USA sich mit ihrem „dovishen“ Schwenk jetzt mit an die Front des Währungskrieges katapultiert hat. Zwei Jahre lang verkaufte man uns die anstehenden Zinserhöhungen als Indiz dafür, dass die Konjunktur gut laufe und solche Schritte zulässig seien. Jetzt die Kehrtwende. Die Gefahr ist natürlich, dass der Markt nun das Vertrauen in die Zentralbank verliert. Ähnlich wie in Europa, fragt man sich auch bezüglich der Fed, ob der Bogen überspannt wird. Ist die Fed zu „dovish“??? Ist das Vertrauen in die Zentralbanken in einem ungedeckten Papiergeldsystem weg, gibt es gar kein Vertrauen mehr. Zur Erinnerung, im Währungskrieg gibt es am Ende nur Verlierer.
  • Klar, dass die dadurch ausgelöste Euro- und Yen-Stärke weder den Anlegern im Dax (-0,91%), noch im Nikkei (heute -1,25%) freuen. Mit einer relativen Outperformance der US-Indizes vs. Dax & Co. rechnen jetzt viele. Trotz der gestrigen BoJ Intervention (!) in USD/JPY, handelt das Währungspaar auch heute wieder mit 1,1137 im Minus (Yen stark). Es ist das tiefste Niveau seit fast 16 Monaten. Steigt der Yen weiter, drohen Zwangsauflösungen von Carry-Trades. Das würde keinesfalls spurlos an den globalen Aktienmärkten vorbeigehen.
  • Während EUR/USD zum Entsetzen der Exporteure die 1,1300 mühelos überwindet, droht dem Dax oberhalb der 10.000er Marke eine klassische Doppel-Top-Formation. Im S&P (+0,66%) haben wir gestern das Januar-Gap geschlossen und befinden uns jetzt wieder leicht oberhalb der wichtigen 200 Tagelinie. Sie ist ein mächtiger Widerstand. Schauen wir uns einen Chart im Dax und/oder S&P über die letzten 20 Jahre an. In den letzten beiden Dekaden, hat dieser gleitende Durchschnitt nur sieben Mal die Richtung gewechselt. Bei fünf der letzten sechs Wechsel dieser Art (entweder von steigend auf fallend in den Jahren 2000 und 2007, oder von fallend auf steigend, in den Jahren 2003, 2009, 2012), hat der Index die neue Richtung der Linie auf Jahre beibehalten!!! Der einzige „Fake“ war das Drehen nach unten in 2011, dem dann dank der €-Rettungsmaßnahmen in 2012, wieder schnell ein Richtungswechsel nach oben folgte. Seit dem vergangenen Jahr, ist der Trend dieser Linie wieder abwärts. Ich glaube nicht, dass es diesmal ein „Fehlsignal“ ist.

imageQuelle: Bloomberg

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