• Nein, die Fed hatte Angst. Sie gab dem Druck der Märkte nach und nutzte das optimale Zeitfenster nicht, die Zinsen zu erhöhen. Sie hätte damit einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Normalisierung der Geldpolitik vollzogen und zudem Glaubwürdigkeit bewiesen. Letzteres wäre in dieser Zeit so verdammt wichtig für die Märkte!!!
  • Warum war das Zeitfenster optimal? Nun, mit S&P @2.020, EUR/USD @1,1150, Arbeitslosenquote unter 5% und Core PCE (Inflation) @1,7% passt das Markt- und Makroumfeld und man hätte als „data dependent“ Fed das geliefert, was man signalisierte. Stattdessen erwartet die Bank selbst statt der im Januar angedeuteten vier, jetzt nur noch insgesamt zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr.
    Völlig richtig wurde auf der anschliessenden Pressekonferenz denn auch gefragt, ob die Fed vor dem obigen Hintergrund denn nun ein Glaubwürdigkeitsproblem habe. Was „Madam Chair“ danach stammelte, sorgte bei den Anwesenden für allgemeine Ratlosigkeit und Fremdschämen (für Interessierte habe ich die Frage und die Antwort im Origninaltext unten angehängt). Ein von mir sehr geschätzter Markteilnehmer in den USA schrieb treffend…..“Fed translated: We can’t raise rates while stocks are down for the year. We are concerned markets could go down again. We are scared.“
  • Nun, bringen wir es auf den Punkt. Wenn die Fed es nicht fertig bringt, im momentanen Umfeld mickrige 25 Basispünktchen an der Zinsschraube zu drehen, dann sollten auch Sie Angst haben, große Angst. Die Euphorie bei den Risikoanlagen hielt sich denn auch in Grenzen. Zudem wurde im Anschluss viel über die Entscheidung der Fed diskutiert. Die besagte Glaubwürdigkeit war ein großes Thema. Man fragte sich sogar, ob die Notenbank zu „dovish“ war und die Gefahr der Inflation unterschätzt. Deren Kernrate wurde gestern veröffentlicht und stieg im Februar mit 0,3% stärker als erwartet.
  • Die Erwartungen für eine Zinsanhebung im April fielen gestern von 27% auf 10%, die für das Juni-Meeting auf unter 50%. Die Reaktion an den Aktienmärkten war bisher recht verhalten. Der S&P-Index ging mit einem Plus von 0,56% aus dem Handel und dümpelt jetzt an den Hochs des Freitagnachmittags. Stärker reagierten da schon USD (-1,2%) und die zweijährigen US-Staatsanleihen mit einem Rückgang der Rendite um 10bp. Gold war mit +2% der Tagesgewinner. Der Nikkei zeigt sich heute Morgen wenig euphorisch und schliesst -0,22% schwächer. USD/JPY @112,11(!!!) dürfte der BoJ sauer aufstoßen, 1,1233 im EUR/USD dagegen der EZB.
  • Die nächsten Wochen werden wir sehen, wohin die Reise in den einzelnen Assetklassen jetzt geht. Man muss das Geschehene jetzt erst mal kurz sacken lassen. Sicherlich stellt sich aber auf Sicht unter anderem die Frage, ob zwei (statt vier) Zinserhöhungen wirklich brutal negativ für den US-Dollar sein sollen in einer Welt, in der alle restlichen Zentralbanken die Geldpolitik massiv (!!!) lockern und laut über „Helicopter-Money“ nachdenken. An der Richtung des Greenbacks hängt alles.
  • Geht die Aktien-Rallye nun weiter, oder drehen wir wieder talwärts? Nach dieser Woche, in der jetzt nur noch am Freitag der Optionsverfall ansteht (meist kurzfr. positiv für Aktien), wird eine Entscheidung fallen. Bis Anfang April fehlen an der Makrofront entscheidende Impulse. Die „blackout period“ bei den „Buy Backs“ fängt an. Aktienrückkäufe waren die letzten zwei Jahre der Haupttreiber der Dividendentitel. Fallen sie weg, knicken wir ein. Vier große Zentralbankaktionen (BoJ, EZB, PBoC, Fed) waren nötig, damit der S&P-Index auf Jahresbasis jetzt nur noch knapp im Minus handelt. Gleichzeitig ist die Technik am Aktienmarkt so überkauft, wie selten in der Geschichte. Wir handeln an extrem starken Widerständen (z.B. 200 MA). In der Bewertung sind Aktien jetzt wieder teuer (PE ca. 17x). Mit der Abstimmung zum BREXIT, dem „Hard Landing“ in China, Trump als möglichen US-Präsidenten und wieder aufflammender Probleme in der Peripherie der Eurozone, ist genug Gegenwind geboten. Von einem bestenfalls neutralen Umfeld für Aktien zu sprechen, wäre gnädig.

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Frage:

„Madam Chair, as you know, inflation has gone up the last two months. We had another strong jobs report. The tracking forecasts for GDP have returned to two percent. And yet the Fed stands pat while it’s in a process of what it said at launch in December was a process of normalization.

So I have two questions about this. Does the Fed have a credibility problem in the sense that it says it will do one thing under certain conditions, but doesn’t end up doing it? And then, frankly, if the current conditions are not sufficient for the Fed to raise rates, well, what would those conditions ever look like?“

 

Antwort Yellen:

„Well, let me start — let me start with the question of the Fed’s credibility. And you used the word „promises“ in connection with that. And as I tried to emphasize in my opening statement, the paths that the participants project for the federal funds rate and how it will evolve are not a pre-set plan or commitment or promise of the committee. Indeed, they are not even — the median should not be interpreted as a committee-endorsed forecast. And there’s a lot of uncertainty around each participant’s projection. And they will evolve. Those assessments of appropriate policy are completely contingent on each participant’s forecasts of the economy and how economic events will unfold. And they are, of course, uncertain. And you should fully expect that forecasts for the appropriate path of policy on the part of all participants will evolve over time as shocks, positive or negative, hit the economy that alter those forecasts. So, you have seen a shift this time in most participants‘ assessments of the appropriate path for policy. And as I tried to indicate, I think that largely reflects a somewhat slower projected path for global growth — for growth in the global economy outside the United States, and for some tightening in credit conditions in the form of an increase in spreads. And those changes in financial conditions and in the path of the global economy have induced changes in the assessment of individual participants in what path is appropriate to achieve our objectives. So that’s what you see — that’s what you see now.“

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