• EZB Präsident Draghi hat die EU-Regierungen am Freitag ermahnt, Strukturreformen voranzutreiben. Die EZB werde zwar das Zinsniveau für längere Zeit und auch nach dem Ende des Anleihekaufprogramms auf dem derzeitigen Niveau lassen oder sogar noch weiter senken, so Draghi. Aber die Geldpolitik „kann die grundlegenden strukturellen Schwächen der Euro-Zone nicht beseitigen“, sagte er nach einem Treffen mit den 28 EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Wen will er damit besänftigen??? Die Kritiker seiner Geldpolitik??? Wie in der vergangenen Woche geschrieben, nutzte er das letzte Notenbanktreffen nicht, genau eben diesen Druck auf Politiker in der Eurozone aufrechtzuerhalten und eben weniger als erwartet an geldpolitischen Maßnahmen zu liefern. Das genaue Gegenteil war der Fall. Er lieferte eine Mega-­Bazooka. Wir alle wissen, es wird sich bald rächen.
  • Es geht sogar noch weiter. An vielen Stellen wird nun die Möglichkeit von „helicopter money“ ins Spiel gebracht, auch von Drahi auf der Pressekonferenz selbst. Die Fan­-Gemeinde diesbezüglich steigt. Da die gedruckten Milliarden nicht im Wirtschaftskreislauf ankommen, überlegt man jedem Bürger einen Geldbetrag gutzuschreiben.
    Ist das ein Testballon? Wird die Reaktion auf einen solchen Irrsinn in der Bevölkerung gerade tatsächlich geprüft??? Offensichtlich, denn unter anderem die Commerzbank verfasste zu diesem Thema eine Analyse. Es erinnert mich an das berühmte Zitat von Jean-Claude Junker: „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“
  • Nun, ich habe noch eine bessere Idee. Wieso überweist die EZB nicht gleich jedem Erdenbürger einen Geldbetrag??? Sagen wir 5.000 Euro?!? Wir würden damit nicht nur die Eurozone retten, nein, wir hätten auf einen Schlag die Armut auf diesem Planeten besiegt. Wieso ist auf diese geniale Idee noch nie einer gekommen??? Stopp, noch besser. Wir überweisen jedem Menschen auf dieser Welt gleich 1.000.000 Euro und alle geben mir sofort ein Vermögensverwaltungsmandat.
    Genug von diesem Mist!!! Meine neunjährige Tochter konnte mir auf Anhieb erklären, dass ein solcher Plan natürlich niemals funktionieren kann. Unser Geld würde wertlos werden. Was sagt Ihnen das über die Kompetenz unserer Damen und Herren im EZB-Rat???
  • Führen wir die Puzzleteile der letzten Tage zusammen und machen uns ein Bild. Das letzte und entscheidende Teilchen war die Fed. Nachdem nun ein paar Stunden Zeit war, über ihre „dovishe“ Kehrtwende nachzudenken, mehren sich Stimmen derer die glauben, dass auf dem jüngsten G20-Treffen in Shanghai doch hinter verschlossenen Türen etwas ganz Wichtiges beschlossen worden sein könnte. Möglicherweise hat man aus Angst vor einem weiteren Erstarken des US-Dollars beschlossen, global koordinierte Maßnahmen gegen die aktuelle „policy divergence“ (Fed strafft, alle anderen lockern die Geldpolitik) zu ergreifen. Schaut man sich an, was seit dem G20-Treffen passiert ist (BoJ, PBoC, EZB…..und jetzt die Fed), könnte man tatsächlich diesen Eindruck gewinnen.
    Welche Schlüsse zögen wir nun aber daraus??? Zurück in die Risikoanlagen??? Nun, die Frage stellt sich, ob die Herrschaften da oben mehr wissen als wir. Falls ja, was genau wissen sie, was wir nicht wissen??? Stehen wir kurz vor einem Lehman 2.0??? Ist das Weltfinanzsystem nach den vielen QE-Milliarden so fragil, dass es bei einem Stand von 2.020 im S&P (nicht weit von den Rekordhochs) und 1,1100 im EUR/USD tatsächlich keine weitere Zinserhöhung von winzigen 25 Basispunkten verkraftet? Ja, offensichtlich ist es so!!!!
  • Der Aufmarsch der großen Zentralbanken und der OPEX-Verfall liegen nun hinter uns. Die „blackout period“ bei den Aktienrückkäufen beginnt, da die Berichtssaison ansteht. Viele Unternehmen haben deshalb noch schnell „buybacks“ getätigt und die Kurse nach oben getrieben. Bank of America machte darauf aufmerksam, dass diese „Buybacks“ die Netto-Verkäufe der letzten Wochen von institutionellen Investoren kompensieren konnten. Letztere trauen der Hausse nicht. Jetzt fällt dieses Gegengewicht weg. Nun wird sich entscheiden, ob es eine Bärenmarktrallye war, oder ob der Markt den Zentralbanken und dem Makroumfeld vertraut und in den nächsten Tagen eine Hausse anfängt, ähnlich wie wir sie nach der Implementierung von QE1, QE2, QE3 gesehen haben. Make of break!!!

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