• Auf Wochenbasis verloren US-Indizes leicht. Der EuroStoxx gab um -0,6% nach, der Dax legte dagegen im gleichen Zeitraum um 0,4% zu. Es fehlen nach wie vor die Impulse für eine Fortsetzung dessen, was Analysten seit November 2017 „Trumpflation“ nennen. Nach jahrelanger Deflationsangst wird mit den Reformen der Trump-Administration Konsum, Wirtschaftswachstum und Inflation zurückkehren, so die Erwartung. Deshalb die Hausse an den Risikomärkten seit dem unerwarteten Wahlsieg des Republikaners. Jetzt ist die Hausse ins Stocken geraten. Die Umsetzung der Reformen ist und bleibt ein Problem.
  • Aktienbären trauen sich allerdings auch nicht aus der Deckung. Ein gebranntes Kinde meidet das Feuer. Zu schmerzhaft waren die vielen Bärenfallen der letzten Jahre. Dabei ist es nicht gut bestellt um die Konjunkturdaten der USA. Seit nunmehr 8 Wochen fällt der „US Macro Surprise Index“ und befindet sich auf dem niedrigsten Niveau seit 12 Monaten. Die Divergenz zum Aktienmarkt (S&P i.d. Nähe des Allzeithochs) sticht ins Auge. Diese wird sich in die ein oder andere Richtung entladen müssen. Gleichzeitig kommen viele negative Schlagzeilen aus China. Auch heute Nacht liegt das gelieferte Datenmaterial unter den Erwartungen (Retail Sales, Factory Output, FA Investment). Der künstlich erzeugte Kreditboom, der Haupttreiber der Weltkonjunktur nach der Krise 2008/2009, scheint sich jetzt ins Gegenteil zu verkehren. Es droht ein Credit-Crunch. Die jüngste Price Action in einigen Bereichen des Rohstoffmarktes, könnte ein Indikator dafür sein.
  • Seit 15 Tagen schliesst aber der Volatilitätsindex Vix nun schon unter der Marke von 11. Das spiegelt die Sorglosigkeit der Marktteilnehmer wider. Die oben genannte Entwicklung stört aktuell kaum jemanden. Der Markt für Risikoanlagen hält sich weiterhin recht robust. Es kommt keine Abwärtsdynamik auf.
    Darüber unterhielt ich mich am Freitag mit einem Fondsmanager. Halb im Spass, aber natürlich mit ernstem Hintergrund ging er die Gründe für die niedrige Vola durch. „Fed-Put“, „ECB-Put“, „BoJ-Put“, „ESM-Put“, „SNB-Put“, „Trump-Put“, „IWF-Put“, „Corporate-Cash-Put“, „ETF-Flow-Put“, „GDP-Bounce-Back-Put“, „Earnings-Beats-GDP-Put“, „German-Taxpayer-Put“. Yep, so ist es tatsächlich.
    Das mit dem „Put“ ging auf die Aktion des ehemaligen Fed-Chefs Greenspans nach dem Crash 1987 zurück. Damals senkte er sofort die Zinsen um 50 Basispunkte. Solange Bürokraten denen, die sich verspekuliert haben, immer zur Hilfe kommen, wird immer alles gut. Diese Vorgehensweise nannte man irgendwann in Anlehnung an den Optionsmarkt „Greenspan Put“. Folge: Eine Kultur des „Moral Hazards“ erhielt Einzug. Wir haben uns damit vom Kapitalismus verabschiedet. Jeder der Mist gebaut hat, bekommt einen „Bail-Out“. Mit diesem Wissen, kann eben dann auch jeder am Kapitalmarkt Vollgas geben und das am besten auf Pump. Keiner hat mehr wirklich „skin in the game“ wie Nassim Taleb es einmal nannte. Keiner haftet mehr für seine Fehler. Geht das Investment schief, wird die Notenbank/der Staat als Retter einspringen. Prominente Beispiele dafür sind LTCM, AIG, HypoRe, Merkels Verschrottungsprämie, Rettungspakete für Griechenland, QE der Fed/EZB/BoJ und die direkten Stützungskäufe der Notenbanken am Aktienmarkt.
    Problem: Am Ende des Tages geht dies immer direkt zu Lasten der steuerzahlenden Mittelschicht, dem Sparer. Dieser hat dann nur noch eine Möglichkeit, das Kreuz in der Wahlkabine. Die Wahlergebnisse in letzter Zeit sprechen Bände. Ich glaube es war ein Ex-Notenbanker oder Hedgefonds Manger der vor ein paar Jahren einmal sagte, dass sich die oben genannten Rettungsmaßnahmen wie in die Hose pinkeln anfühlen würden. Nur ganz am Anfang ist es toll, danach wird es ziemlich eklig.
  • Apropos Wahlen. Die Wahl in NRW konnte die CDU für sich entscheiden. Die AFD schaffte aus dem Stand mühelos den Einzug in den Landtag. Eine FDP scheint von den Toten auferstanden. Abgesoffen dagegen SPD, Grüne, Linke und Piraten. Die Medien nennen das Ergebnis einen Rechtsruck. Dabei rückten CDU & SPD nach Links und wurden von Linken gewählt. Wie schlecht muss die Regierungsarbeit von Frau Kraft gewesen sein, frage ich mich, dass die CDU 8 Prozentpunkte an Stimmen dazugekommen hat.

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