• Die Hoffnung auf ein riesiges Stimulus-Paket aus Japan, in dem von Marktteilnehmern sogar die Möglichkeit des „Helikoptergeldes“ nicht ausgeschlossen wird, sorgte gestern für steigende Notierungen an den globalen Aktienmärkten. Der ganze Mist funktioniert seit 20 Jahren nicht, also muss jetzt halt nur mehr davon gemacht werden, so die Logik. Man muss sich das mal vorstellen. Japan begibt Staatsanleihen, diese werden bei den japanischen Sparern platziert und dann werden die vom Staat eingenommenen Gelder wieder an die Bevölkerung per Helikoptergeld ausgeschüttet. Leute, das bringt wirklich alles, nur kein Wirtschaftswachstum!!!
  • Wie schon am Freitag, war es einer dieser Tage, an denen alle negative Faktoren komplett ausgeblendet wurden. Die dramatische Lage der italienischen Banken beispielsweise, Headlines über und von der Deutschen Bank, sowie die ins negative drehende Stimmung an den Ölmärkten (stärker $, fallende Lagerbestände, steigende Bohraktivität), spielte gestern keine Rolle. Zur Erinnerung – in diesem Jahr gab es viele Tage, an denen alleine ein leicht fallender Ölpreis die Aktien bereits ins Wanken brachte. Zuletzt davon keine Spur.
  • Der S&P schaffte ein kleines Tagesplus von 0,34% und schloss an einem neuen Allzeithoch. Bevor wir in einem Freudentaumel verfallen, das ist nur leicht über dem Level vom Thanksgiving 2014. Im Dax sind wir noch sehr weit entfernt von den ATHs. Hier ist die Bankenkrise in Italien der entscheidende Faktor. Der italienische Finanzminister Padoan ließ gestern verlauten, es gebe keine Bankenkrise in seinem Land. LoL!!! Never believe anything until it is officially denied!!!
    Frankreich macht Druck auf Deutschland, die Pläne Renzis zur Rekapitalisierung der kaputten italienischen Banken auf Kosten der Steuerzahlers zuzulassen. Kein Wunder, französische Banken haben riesige Forderungen an italienische Banken. Deutschland besteht (noch) darauf, dass wie vereinbart, erst Aktionäre und Anleihegläubiger der Banken herhalten müssen. In den nächsten Tagen wird die Bundesregierung wohl aber wieder einknicken, eine „einmalige Ausnahme“ zulassen und damit alle an uns gegebenen Versprechen brechen. Risikoanlagen würde das freilich beflügeln. Kommt die Rettung allerdings nicht, gehen die Lichter aus.
  • Käme mit der Bankenrettung der nachhaltige Ausbruch in den Aktienindizes nach oben, oder bleiben wir im Achterbahn-Modus??? Das wird sich jetzt zeigen. Seit Herbst 2014 wechseln sich starke Anstiege und steile Bergabfahrten ab. Kaum nähern wir uns auf dem Weg nach unten den Schlüsselunterstützungen in den Aktienindizes, treten Zentralbanken mit „whatever it takes“ Rhetorik auf den Plan. Die Reise geht dann wieder in die andere Richtung. Fed, EBZ und BoJ geben sich dabei den Staffelstab in die Hand. Sind die Schlüsselwiderstände erreicht, geht dem Markt die Puste aus da die entscheidenen Anschlußkäufe fehlen. Keiner traut sich in diesem fundamentalen Umfeld und bei diesen hohen Bewertungen dann noch mehr draufzupacken. Auch ist den Leuten klar, dass die Zentralbankaktionen an den Börsen immer schneller verpuffen und für die Realwirtschaft nur noch negativ ist.
  • Unsere Politiker und Zentralbanker sorgen mit ihrer Flickenschusterei dafür, dass die systemischer Risiken in unseren Finanzsystem wieder dramatisch zugenommen haben. Eines hat sich deshalb in letzter Zeit schon verändert. Egal ob „risk-off“ oder „risk on“, die sicheren Häfen (Staatsanleihen, Edelmetalle) bleiben in beiden Szenarien gesucht, oder zumindest sehr gut unterstützt. Anleger sind im momentan dysfunktionalen Markt so verstört, dass sie eine negative Rendite in Kauf nehmen (garantierte Zinsverluste), nur um eine Art Kapitalguarantie für Ihre Geldbestände als Ganzes einzulocken. Es geht also nicht mehr um den „return on capital“, sondern nur noch um den „return of capital“!!! Deflationärer können die Zeichen der Zeit nicht sein. Die Bilanz der EZB ist auf ein Allzeithoch aufgebläht, gleichzeitig sind die Inflationserwartungen auf einem Allzeittief. Das nennt man „Liquidity Trap“!!!
  • Mit „whatever it takes“ hat Draghi im Jahre 2012 einen Zusammenbruch der Finanzmärkte und des Euros zwar verhindert und eine Rallye in Riskoanlagen herbeigeführt, aber reales Wirtschaftswachstum hat das nicht gebracht. Auch wurde das Zeitfenster nicht genutzt, die Staatshaushalte und Bankbilanzen in Ordnung zu bringen. Italien ist das traurigste Beispiel. Beides fliegt uns jetzt wieder um die Ohren und wir dürfen gespannt sein, was sich die Zentralbanken diesmal wieder einfallen lassen müssen. Kommt die Bankenrettung und/oder das Helikoptergeld, ist zunächst mit einer Rallye der Risikoanlagen als erste Reaktion zu rechnen. Diese wird allerdings sehr kurzweilig sein. Es würde sehr bald als eines der größten Alarmsignale überhaupt gewertet werden.

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