Die letzten drei Handelstage verliefen auf den ersten Blick in äußerst ruhigen Bahnen. Es fehlten die Impulse. Anstehende politische Risiken werden (noch) weitgehend ausgeblendet. Im Anlauf auf das heutige EZB-Meeting und des amerikanische Arbeitsmarktbericht am Freitag, tat sich aber doch auf den zweiten Blick aber doch einiges. Gestern Nachmittag kamen unerwartet starke ADP-Daten mit 298T neu geschaffenen Stellen in den USA, 100T mehr als erwartet. Das war der größte Anstieg seit sechs Jahren. Die Zinserhöhung der Fed in der nächsten Woche ist damit besiegelt. Wahrscheinlich jetzt 100%. Aber auch die über den März hinausgehende Zinserwartung der Marktteilnehmer bewegt sich. Der nächste „hike“ wird für September eingepreist.
Insbesondere den Anleihemärkten gefiel das garnicht. Die Kurse fielen, die Renditen stiegen.
Ein starker Dollar gepaart mit sehr hohen Lagerbeständen belasteten zudem die Ölnotierungen stark (-5%). In der Technik wurden dabei die Unterstützungen, welche seit Jahresanfang immer wieder hielten, nach unten durchbrochen. Gleiches gilt für die Aufwärtstrendlinie gezogen durch die Tiefs Anfang und Ende 2016. Ein Marktteilnehmer schrieb: „Remember when 5% drop in crude sent stocks 1%+ lower. Good old days.“

Die Rhetorik der Fed sprach zuletzt für einen festeren US-Dollar. Dieser legte auch gegen einige Währungen zu. In Sachen EZB fängt der Markt allerdings an, langsam aber sicher die erste Zinserhöhung für Anfang 2018 einzupreisen. Dies erklärt zumindest teilweise die Tatsache, dass sich der Euro gegen den Dollar trotz „hawisher“ Fed in letzter Zeit zwischen 1,0500 und 1,0650 halten konnte. Spannend wird sein, ob Draghi heute bezüglich dieser Erwartungen etwas zu sagen hat. Fragen in diese Richtung werden ihm auf der Pressekonferenz sicherlich gestellt werden. Steigende Inflationsraten in der Eurozone geben den Gegnern seiner Politik immer mehr Munition. Wie jüngst geschrieben, geht die Bundesbank inzwischen auf Konfrontationskurs (hohe Target 2 Salden/Rückstellungen). Der EZB­-Chef dürfte versuchen, so wenig wie möglich ein Ende der ultralaxen Politik zu signalisieren. Schauen wir mal, was heute passiert!
Bisher war EUR/USD immer an der Abwärtstrendlinie (gezogen durch die Hochs im November und Februar) gedeckelt. Schafft die Gemeinschaftswährung den Ausbruch nach oben (Trendline aktuell @1,0640)? Falls ja, dürfte das den vielen Marktteilnehmern mit Dollar long/Euro short Positionen nicht gefallen.

Auffallend war in den letzten Tagen die starken Primärmarktaktivitäten am Anleihemarkt. Viele Emittenten versuchten noch vor Fed & EZB ihre Papiere an Endinvestoren zu platzieren. Die Anleihen erfreuten sich interessanterweise guter Nachfrage. Die meisten Papiere schmierten im Preis bisher auch nicht ab. Offensichtlich scheint die in den letzten Monaten immer wieder aufkommende Angst vor einer Zinswende zwischenzeitlich wieder verflogen zu sein. Ändert sich das jetzt wieder? Ein von mir sehr geschätzter Broker verglich das Verhalten der Käufer mit der „Reise nach Jerusalem“. Ja, eine Zinswende sei irgendwann möglich, aber solange die Musik aber noch spielt, müsse man sich bewegen und mitmachen. Hört die Musik jetzt endgültig auf?

Gold schwächelt im Vorfeld der Fed­-Zinserhöhung seit ein paar Tagen. Gestern fiel das Edelmetall auf ein 5-Wochentief. Gestiegene Zinserhöhungserwartung beflügeln den Greenback und die Renditen der US-Treasuries. Das muss den Goldpreis belasten, so die logische Argumentation. Empirisch ist ein fallender Goldpreis bei steigenden US-Zinsen allerdings nicht haltbar. Das Edelmetall legte im Zinserhöhungszyklus zwischen Juni 2004 und Juni 2006 um 52% zu.

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