• Von wegen „ruhig“. Entschuldigen Sie bitte meine Prognose für die laufende Woche! Kaum war die Tinte meines gestrigen Kommentars trocken, wurde es turbulent. Vor allem am Devisenmarkt ging es ganz heiß her. Der Währungskrieg artet aus. Die Dollar-Schwäche bestimmt auf einmal doch das Handelsgeschehen. Man schätzt die Haltung der amerikanischen Notenbank weiterhin eher „dovish“ ein und gleichzeitig nehmen EZB & BoJ bei dem Versuch, ihre Währungen gegen die Wand zu fahren, den Fuß vom Gas. Vor diesem Hintergrund sind derzeit die Bewegungen am Devisenmarkt fast noch spannender als alles andere. Schauen wir uns das also mal an:
  • Der Yen handelte gestern fest. Wir haben schneller als erwartet die technisch wichtige Marke von 105,86 in USD/JPY nach unten durchbrochen. Es ist das 38% Fibonacci Retracement der 2012-Rallye. Das psychologisch wichtige Level @105,00 rückt danach in den Fokus. Einige Analysten machten in letzter Zeit zu Recht darauf aufmerksam, dass es ab diesem Punkt zu gezielten Interventionen der Bank of Japan kommen könnte. Heute Nacht könnte das bereits geschehen sein. USD/JPY schoss plötzlich nach oben und handelt jetzt wieder @107,220.
  • Als Risikoindikator ist auch der Wechselkurs des Yen gegen den australischen Dollar (AUD) hoch interessant. Hier warnt der von mir sehr geschätzte Chefvolkswirt der SaxoBank, Steen Jakobsen vor einem „major warning signal“!!! Einer der populärsten „Carry-Trades“ besteht darin, den Yen auf Pump zu verkaufen und dafür in weitaus höher verzinsliche AUD-denominierte Anlagen zu gehen. Wehe natürlich, die Währung geht dann aber in die falsche Richtung (JPY steigt/AUD fällt). Nach der unerwarteten Zinssenkung der australischen Notenbank (Ausblick „dovish“), war dies gestern der Fall. Wir durchbrachen im AUD/JPY Währungspaar die wichtige Unterstützungslinie in der Gegend um die 80,00. Es sind die Levels, die im „risk-off“ Modus des Marktes im Januar und Februar gehalten haben und jetzt wieder getestet werden. Der schwache Yen (wie gesagt, mögliche BoJ Intervention) sorgt dafür, dass wir uns im AUD/JPY heute Morgen wieder über die 80,00 hangeln.
  • Der aktuell fallende Yen wäre eigentlich heute in der Eröffnung ein vielleicht positiver Impuls für die Aktienmärkte. Allerdings sorgen die Chinesen wieder für Schlagzeilen. Diese haben im Fixing gegen den Dollar ihren Yuan um 0,59% abgewertet. Es ist der größte Schritt seit dem 13. August 2015. Kurz danach folgte der „Black-Monday“ mit seiner brutalen Volatilität in allen Anlageklassen.
  • Der rasante Anstieg im EUR/USD gestern Vormittag konnte natürlich dem Dax überhaupt nicht gefallen. Mit der Aufwärtsbewegung wurden die Hochs vom Frühling & Herbst 2015 mühelos nach oben durchbrochen. Wir handelten zeitweise mit über 1,1600 in einem Terrain, welches wir seit dem starken Rutsch in 2014 nicht mehr gesehen haben. Damals beendete die Fed das QE-Programm. Im Laufe des Nachmittags ging die Reise zwar wieder in die andere Richtung (aktuell 1,1486), aber man muss schon jetzt vielleicht ganz genau schauen, wo die nächsten Widerstände liegen. Erst wieder bei 1,1713 (dem kurzem Intraday-Hoch während der August-Turbulenzen im letzten Jahr), erwartet uns ein Widerstand. Danach folgt ein 38% Fib. knapp über der 1,1800 und die psychologisch wichtige 1,2000.
  • Sofort zum Handelsstart ging es gestern mit dem Dax und EuroStoxx nach unten. Wir durchbrachen im deutschen Leitindex zunächst die 10.100er und dann die 10.000er Marke absolut ohne Gegenwehr. Erst im Anlauf auf die charttechnisch relevante 9.900 stabilisierte sich das Ganze und pendelte für den Rest des Tages zwischen 9.900 und 9.950. Trotz der Wende im EUR/USD am Nachmittag, konnte sich der Dax nicht signifikant von seinen Tagestiefs erholen.
    Bei den Einzeltiteln stachen nicht nur E.On (-3,2%), RWE (-6,0%) und BMW (-3,8%), sondern vor allem auch die schwachen Bankenwerte ins Auge. Bei uns waren es Coba (-9,5%) und Deutsche Bank (-6,2%), bei den Schweizern Credit Suisse (-4,8%) und UBS (-7,5%), bei den Italiener UniCredit (-4,6%) und ….., nun ja, alle anderen. Monte Paschi wurde nach einem „limit down“ (-5%) mal wieder vom Handel ausgesetzt. Die Freude um den jüngst aufgesetzten Mini-Rettungsfonds Atlante scheint komplett verflogen. Dieser musste vorgestern über 90% der Emission von Banca Popolare die Vicenza schultern, da Privatinvestoren klugerweise so gut wie kein Interesse daran zeigten, bei der Erhöhung des Eigenkapitals mitzuwirken. Der Fonds im Volumen von nicht einmal EUR 5 Mrd., stößt somit bereits jetzt an seine Grenzen.
  • Kein Wunder, dass Bundesanleihen endlich mal wieder ihrem „Safe Heaven“ Status gerecht wurden und stark im Kurs stiegen. Der Bund Future legte um über 100 Ticks zu, die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe sank um 7bp (0,199%). Die Risikoaufschläge der portugiesischen, spanischen und italienischen Staatsanleihen stiegen (6bp/7bp/7bp).
  • Bei den Vorwahlen in den USA gewann Trump nun auch in Indiana. Sein stärkster Konkurrent bei den Republikanern, Ted Cruz, steigt daraufhin aus dem Rennen aus. Wird er nun der offizielle Präsidentschaftskandidat der Republikaner? Bei den Demokraten gewinnt Sanders überraschend gegen Clinton.
  • In Fernost geben die Aktien heute Morgen zumeist nach. Die Börse in Tokio bleibt wegen eines Feiertages erneut geschlossen. Fed-Mitglied Williams zeigt sich „hawkish“. Er würde für eine Zinserhöhung im Juni stimmen. Öl unverändert. USD legt zu.

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