• Es war schon erstaunlich, wie robust sich der Dax (+0,39%) trotz zwischenzeitlich sinkender Ölpreise und Horror-Zahlen von Apple und Twitter präsentierte (Dax +0,39%). Haupttreiber waren allerdings die beiden Versorger E.On (+3%) und RWE (+6%), nachdem klar wurde, dass man bei den Folgekosten des Atomausstiegs den deutschen Steuerzahler stärker in Sippenhaft nimmt. Auch die Divergenzen zwischen S&P/Dow (+0,16%/+0,28%) und dem techlastigen Nasdaq (-0,51%) blieben weiter offensichtlich.
    Facebook lieferte nachbörslich Zahlen und konnte dank guter Werbeeinnahmen den Gewinn in Q1 verdreifachen (Aktie nachbörslich +6%).
  • Wie erwartet, hielt die amerikanische Notenbank die Füße still. Das Votum unter den stimmberechtigten Fed-Mitgliedern fiel 9 zu 1 aus. Esther George (Kansas City) war die Abweichlerin. Insgesamt zeigte man sich „hawkisher“, denn der Passus, in dem man zuletzt auf die globalen Risiken verwies, wurde aus dem Begleittext gestrichen. Der Satz entfiel: “However, global economic and financial developments continue to pose risks“.
    Klar, die Märkte für Risikoanlagen haben sich seit Februar deutlich erholt. Der S&P handelt wieder stabil und deutlich über der 2.000er Marke (das geheime, dritte Mandat der Fed). Das veranlasst die Fed nun dazu, sich wieder „hawkisher“ zu präsentieren. Wie wir wissen, kann sich das sehr schnell wieder ändern, falls die Aktienindizes ins Rutschen kommen. Somit ist die Frage berechtigt, ob es sinnlos ist, jedes Wort der Fed auf die Goldwaage zu legen, wenn sie selbst nicht mehr weiß, was sie eigentlich noch tun soll.
    Ich versuche es trotzdem. Unterm Strich ist es so, dass die gestrige Rhetorik als Signal für eine Zinserhöhung im Juni gewertet werden kann. Das Meeting, an dem darüber entschieden wird, findet zwei Wochen vor der Brexit-Abstimmung statt. Anders als das gestrige, könnte es also ein wirklich spannendes „live meeting“ werden. Das heißt, es ist bis zum Zinsentscheid selbst sehr schwer einzuschätzen, ob sich die Zentralbank bewegt, oder nicht. Diese Unsicherheit wird dem Markt in den kommenden Wochen begleiten und sicherlich nicht schmecken.
  • Im direkten Anschluss an den gestrigen Zinsentscheid, wusste der Markt zunächst nicht, was er damit anfangen sollte. Die Aktienindizes handelten in den Minuten danach zunächst etwas schwächer, …..stiegen, ….fielen erneut ab…… und schlossen dann leicht im Plus. Ähnliches passierte im EUR/USD. Wahrscheinlich war die Price-Action danach in der Hauptsache durch Algos und Stop-Loss-Aktivitäten getrieben und eine Interpretation daher sinnlos. Am verrücktesten ging es im Ölpreis zu. Dieser, am Nachmittag noch wegen der hohen Lagerbestände angeschlagen, sprang um 2% nach oben. Man hätte deshalb fast meinen können, das Statement sei „dovish“ gewesen. Wie gesagt, man muss auch nicht alles verstehen und interpretieren. Lassen wir das alles erst mal sacken.
    Brent handelt jetzt jedenfalls auf mehrmonatigen Höchstständen. Vielleicht passiert auch nur einfach das, was ein Händler kürzlich vermutete. Er wurde in einem Blog zitiert, dass die „unsichtbare Hand“ wohl erkannt habe, wie man den Markt für Risikoanlagen momentan am effektivsten nach oben treibe. Es reiche, die Ölnotierungen zu pushen, dann zieht der Rest durch Algorithmen getrieben einfach nach. Geht das wieder zu sehr in Richtung Verschwörungstheorie???
    Die Analysten der Commerzbank schrieben gestern in ihrem Rohstoffkommentar: „Der Preisanstieg ist vor allem stimmungs- und momentumgetrieben. Trotz spekulativer Überhitzung wird jede Nachricht, welche für höhere Preise sprechen könnte, als Kaufargument angesehen.“ Weiter warnen sie: „Wir sehen inzwischen bedenkliche Parallelen zu 2015, als die Ölpreise bis in den Mai hinein deutlich stiegen, ehe im 2. Halbjahr der Absturz folgte.“
  • Anders als bei der Fed, rieben sich die Marktteilnehmer in Asien heute Morgen verwundert die Augen über das, was die Bank of Japan bei ihrer Sitzung lieferte. NICHTS!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Das Votum fiel 7 zu 2 aus. Hier erwarteten die QE-Junkies unter uns nämlich ein neues Maßnahmenpaket. Man hoffte auf eine Erhöhung des QQE Programms, einer deutlichen Senkung des Einlagenzinssatzes und negativen Zinsen auf die Lending Facility der BoJ. Ein erstarkter Yen, niedrigere Inflationserwartungen und der schwache Tankan-Bericht, hatten die meisten Analysten zu dieser Prognose veranlasst.
    Kein Wunder, dass die Märkte danach absolut enttäuscht reagierten. Der Nikkei, zuvor noch mit 1,5% im Plus, fiel anschließend wie ein Stein (-3,5%). USD/JPY, zuvor noch @111,80, rutschte zeitweise auf unter 109,00 (aktuell @108,81/-2,4%). Der feste Yen dürfte auch unseren Märkten heute Morgen nicht gefallen. Mind the gap!

Schreibe einen Kommentar