• Der Start in die Woche fiel an den Aktienmärkten schwach aus. Das erste Quartal neigt sich dem Ende und man bereitet sich auf die Berichte für die Mandatsgeber vor. Festzuhalten bleibt für 2017 bisher, dass die Öl-Bullen kapituliert haben, die Dollar-Bullen gerade dabei sind und die Aktien-Bullen möglichst bald einen Befreiungsschlag nach oben brauchen, damit sie nicht das gleiche Schicksal ereilt.
    Die meisten Aktienindizes konnten sich gestern zwar von ihren Tagestiefs erholen, schlossen aber mit negativen Vorzeichen (Dax -0,57%, EStoxx -0,20%, Dow -0,22%, S&P -0,10%). Der Dow Jones handelt jetzt 3,5% unter seinem Allzeithoch. Noch ist das kein Drama. An acht Tagen hintereinander schloss der Index nun aber bereits im Minus. Das ist die längste Verlustserie dieser Art seit 2011. Folgt ein weiterer Tag, wäre es die längste seit 1978.
  • Die Technik ist nicht erst seit gestern angeschlagen. Kürzlich wurde in den wichtigen Aktienindizes die Aufwärtstrendlinie der Trump-Rallye nach unten durchbrochen. Diverse horizontale Haltelinien hielten ebenfalls nicht stand (beispielsweise im S&P500 in der Gegend um 2.360). Bilderbuchmäßig wurden in eine Gegenbewegung diese Linien von unten getestet und nicht zurückerobert. Daraus lässt sich zwar noch kein Trendwechsel ableiten, sondern zunächst nur der Übergang in einen Seitwärtshandel, die Spannung steigt aber trotzdem. Des Weitern ist die Charttechnik gespickt von negativen Divergenzen. Seit dem Jahreswechsel wurde beispielsweise im Dax kein einziges der neuen Verlaufshochs durch ein neues Hoch im RSI bestätigt.
    Ich bin noch nicht „outright bearish“, habe aber die Aktienpositionen abgesichert. Es ist lange her, dass das technische Bild tatsächlich so wie jetzt auf eine größere Korrektur hindeutet. Ich halte aktuell die Chance für einen Ausflug nach unten in den Kursen größer als eine Fortsetzung der Hausse. Schauen wir, ob die leidgeprüften Bären diese Gelegenheit auch nutzen. Viel hängt von der Price Action der nächsten Tage ab.
  • Die zuletzt gute Performance der Anleihen (Renditen runter, Kurse hoch) bereitet manchem Kopfzerbrechen, so teilweise auch mir, denn ich sehe die Zinswende eingeläutet. Die Fed drehte vor zwei Wochen nach Dezember 2015/2016 zum dritten Mal an der Zinsschraube. Alleine die Erwartung für einen solchen Schritt hatte vor einem Jahr noch alle Assetklassen gleichzeitig ins Trudeln gebracht. Dazu kommt, dass jetzt sogar EZB-Chef Draghi „hawkisher“ wird und gleichzeitig Anleihekäufe zurückgefahren werden. Wie ist vor diesem Hintergrund die gute Performance der Anleihen zu erklären?
    Am Wochenende kam ich in den Genuss einer Veranstaltung, auf der ich viele ehemalige Kollegen und Mandanten aus dem institutionellen Bereich nach langer Zeit wieder treffen durfte. Neben den vielen Geschichten aus der damaligen Zeit, kam man natürlich auch auf die Kapitalmärkte zu sprechen. Hier fand ich zumindest einen möglichen Erklärungsansatz. Es herrscht selbst unter Vollprofis die Meinung, dass eine nachhaltige Zinswende nicht kommt, weil sie einfach nicht kommen darf. Wäre das nämlich der Fall, würde uns das System schlichtweg um die Ohren fliegen. Und deshalb komme die Zinswende auch nicht.
  • Kürzlich laß ich in einem Anlegermagazin, dass die Zinslast des amerikanischen Staates bei der Refinanzierung alter Schulden mittelfristig alleine schon um bis zu 200 Mrd. Dollar ansteigend würde, wenn die Zinsen nur um einen Prozentpunkt hoch gingen. Das würde alleine knapp 10% der US-Steuereinnahmen verschlingen. Käme es zu einer „Normalisierung“ der Zinsen auf den Durchschnitt der letzten 200 Jahre (5%), gingen fast 70% der staatlichen Steuereinahmen dafür flöten. Trump scheint das erkannt zu haben als er kürzlich dazu meinte: „Wir haben dann keinen Staat mehr.“ Yep, Messias Obama hat ihm ein schweres Erbe hinterlassen. In den acht Jahren seiner Amtszeit hat dieser so viele Schulden angehäuft wie alle 43 Präsidenten vor ihm zusammen. Willkommen in einer Welt der Exponentialfunktionen.
    Das obige Argument meiner ehemaligen Kollegen ist zwar simpel aber offensichtlich keinesfalls von der Hand zu weisen. Sollte diese Einstellung also tatsächlich die gängige Meinung am Markt sein, würde das den bisher noch recht moderaten Anstieg in den Anleiherenditen und relative Gelassenheit erklären. Es kann nicht sein, was nicht sein darf, Punkt.

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