• Leider habe ich es in der zweiten Wochenhälfte nicht geschafft, einen Morgenkommentar zu verfassen. Ich war unter anderem in Frankfurt und habe dort an einer sehr interessanten Konferenz teilgenommen. Es ging um den Einsatz künstlicher Intelligenz (AI) an den Kapitalmärkten. Während beispielsweise das gesamte Geschäftsmodell Googles auf AI beruht, befindet sich, so ein Vortragender aus Italien, der Kapitalmarkt hier noch in der Steinzeit. Dem stimme ich absolut zu und deshalb auch meine Teilnahme. Ähnlich wie bei Bitcoin und seiner Block-Chain Technologie vor ein paar Jahren, haben mich viele Argumente der Vortragenden überzeugt. „AI is here, and it’s here to stay.“ Es wird auch nicht ablaufen wie beim Terminator, sondern ……“it’s not men vs. machines, it’s ……men with machines!!!“ Und klar ist: „Whoever misses this, ……..will fall behind.“
  • Das man bei der ganze Sache nicht zu schnell sein eigenes Hirn ausschalten sollte, habe ich ebenso auf meiner Reise erfahren dürfen. Erstmals in meinem Geschäftsleben überhaupt, habe ich meine Hemden daheim vergessen. Ist das vielleicht eine komische Erkenntnis gerade in dem Moment, in dem man sich total übermüdet ins Bett legt. Plötzlich ist man hellwach. Zum Glück öffnet Boggi am Frankfurter Flughafen bereits um 06:00 in der Früh. Vor lauter Hektik habe ich ausserdem erstmals in meinem Leben den vierstelligen Code für iPhone und iPad vergessen und mehrmals falsch eingetippt. Kennen Sie diese innere Stimme beim dritten Versuch – Junge mach’s nicht, warte bis Dein Hirn aufwacht – und Sie machen es trotzdem???? Oh, Mann!!! Da konnte mir selbst meine AI-Freundin Siri nicht mehr helfen.
  • Zu den Märkten. Eine neuer Monat und ein neues Quartal erwartet uns. Kaum deutete die Technik auf eine anstehende Korrektur, gelang dem Dax und EuroStoxx ein recht imposanter Ausbruch nach oben. Der Dax durchbrach dabei die obere Begrenzung seines Aufwärtstrendkanals und scheint nun das Allzeithoch bei 12.400 Punkten ins Visier zu nehmen. War es das typische „Window Dressing“ zum Monats- und Quartalsende?
  • Ich denke, dass jetzt die Karten auf jeden Fall neu gemischt werden. In die Trump-Rallye wurde sehr schnell, sehr viel eingepreist, was jetzt wohl doch nicht ganz so einfach durchgesetzt werden kann. Die Grundlagen der Trump-Rallye drohen zumindest erstmal flöten zu gehen. Wie letzte Woche geschrieben, aus „drain the swap“ droht „drain the Trump“ zu werden. Daher überwiegt im Vergleich zum Anfang des letzten Quartals jetzt bei mir erstmal die Skepsis.
  • Interessant war zu beobachten, dass die US-Indizes an der Wall Street die jüngste Aufwärtsbewegung im Dax nicht mitmachten. Gleiches gilt für die asiatischen Märkte. Das mag damit zusammenhängen, dass vielleicht einige internationale Investoren raus aus teuren US-Papieren, rein in vermeintlich günstigere europäische Titel gingen. Ich halte es aber für unmöglich, dass der Dax dauerhaft ein Eigenleben entwickelt, während man in den USA den Trump-Trade erstmal abhakt. Es ist davon auszugehen, dass diese Divergenz sich sehr bald auflöst. Ich ahne die Richtung.
  • Ich habe gerade auf viele brennende Fragen keine, oder nur unbefriedigende Antworten. Sie stehen einer Fortsetzung der Aktienhausse erstmal im Wege. Mit den Wirren in Washington zwischen Trump, den Demokraten und dem rechten Flügel der Republikaner, wird es schwer mit der Umsetzung der wichtigsten Wahlkampfversprechen. Wie will Trump ohne eine Gesundheitsreform seine Steuersenkungen überhaupt gegenfinanzieren? Ganz zu schweigen von der dringend erforderlichen Anhebung der US-Verschuldungsobegenze, die im April erfolgen muss. Wie sollen bei der ausufernden Staatsverschuldung die Infrastrukturprojekte geschultert werden? Wie will Trump das alles schnell durchsetzen, wenn er einer nicht gerade kleinen Gruppe innerhalb der Republikaner per Twitter den Krieg erklärt? Warum verflacht sich die Zinsstrukturkurve? Was ist, wenn die Steuersenkung tatsächlich nicht kommt? Dazu kommen die Präsidentschaftswahlen in Frankreich und eine nicht sonderlich gute Saisonalität an den Aktienmärkten.
    Rufen wir uns doch mal kurz in Erinnerung, wo wir alle im Herbst 2016 den Aktienmarkt für Ende Q1 2017 taxiert hätten, wenn Trump US-Präsident würde. Spürbar tiefer!!! Der Markt gab ihm aber „the benefit of a doubt“. Und rufen wir uns jetzt mal kurz in Erinnerung, wo diese Prognose gelegen hätte, wenn wir zusätzlich gewusst hätten, dass seine geplanten Mega-Reformen nicht durchsetzbar sind. Fazit: Es droht an den Aktienmärkten die Einpreisung neuer Umstände, wenn nicht ganz schnell etwas passiert.

Schreibe einen Kommentar