- Langsam aber sicher kann sich der US-Dollar wieder gegen den Euro behaupten. Das liegt an den jüngsten Kommentaren einiger Fed-Mitglieder. So erklärte Patrick Harker, dass man im April eine Zinserhöhung in Erwägung ziehen sollte, wenn sich die US-Konjunktur weiter erhole. Bis zum Jahresultimo sprach er sich außerdem für drei weitere Zinserhöhungen aus. Sein Kollege Evans sagte, dass er in 2016 noch mit zwei weiteren Anhebungen rechne. Bullard wies darauf hin, dass die Notenbank in Sachen Inflation bereits „hinter der Kurve“ sei. Vorgestern präsentierten sich bereits Williams und Lockhart ebenfalls eher „hawkish“. Zur Erinnerung, der Markt preist derzeit für 2016 maximal eine Zinserhöhung ein.
Hmm, erkennen wir etwa hier ein Muster? Es ist schon fast drollig. Kaum hält sich der S&P über der 2.000er Marke, zeigen sich die Herrschaften der Fed „hawkish“ in ihrer Rhetorik und bereitet uns auf Zinserhöhungen vor. Geht die Reise im Aktienindex dann wieder deutlich unter 2.000, wird man wieder „dovish“ und bläst alles ab. Man könnte fast meinen, die Fed richtet ihre Geldpolitik nach dem Stand der Aktienindizes aus. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Glaubwürdigkeit und Vertrauen in unsere Notenbanker fördert das mit Sicherheit nicht. - Werden wir jetzt also wieder auf Zinserhöhungen in den nächsten Monaten vorbereitet? Ja!!! Werden diese dann doch wieder abgeblasen, wenn die Märkte für Risikoanlagen zu stark abrutschen??? Ja, ……vielleicht,…..vielleicht aber auch nicht!!!! Fakt ist, jede der vor uns liegenden Treffen ist anders als in den letzten Jahren ein „Live Meeting.“
- Egal wie es kommt, „Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame on me,“ sagen die Angelsachsen zu einem solchen Spiel. Das erinnert mich an meinen Lieblingscomic bei den Peanuts mit Lucy und Charlie Brown. Dieser hängt ein meiner Pinnwand im Meetingraum. Lucy denkt sich: „Einmal im Jahr kommt der große Moment“…… und bittet Charlie Brown den von ihr gehaltenen Football zu kicken. Charlie erinnert sich dabei jedes Mal schmerzhaft an die Vergangenheit denn er weiß, dass Lucy den Ball immer in dem Moment wegziehen wird, in dem er diesen bis nach Bullhead City dreschen möchte. Trotzdem lässt er sich von der charmanten Lucy nach anfänglichen Zögern wieder überreden und nimmt Anlauf. Natürlich zieht das Mädchen die Pille weg und der arme Charlie landet nach einem Rückwärtssalto krachend auf dem Rücken. Lucy amüsiert sich köstlich, belehrt ihn und fiebert schon dem nächsten Jahr entgegen. Nach der „dovishen“ Kehrtwende der Fed in der letzten Woche, fühlte auch ich mich kurzzeitig wie Charlie Brown.
- Der Dax startete gestern zunächst stark in den Tag, ihm fehlte allerdings von Anfang an die Unterstützung von der Wall Street. Die Tageshochs (immerhin 10.119) konnten aus diesem Grunde wieder nicht gehalten werden. Trotz eines Closings knapp über der 10.000, haben wir es in der Markttechnik erneut mit einem „Doji“ zu tun. Dies deutet auf eine Topbildung. Im S&P sieht es momentan nicht viel besser aus. Zudem ist dieser so stark überkauft, wie seit langer Zeit nicht mehr. Gestern rutschten wir aufs Jahr gerechnet wieder ins Minus. Bei aller Euphorie über die jüngste Bärenmarktrallye sollte man sich ins Bewusstsein rufen, dass der S&P aus Sicht eines „Buy and Hold“ Investors seit 490 Kalendertagen (!) auf der Stelle tritt.
- Die „hawkishen“ Äußerungen der Notenbanker hatten gestern natürlich nicht nur schwächere Aktien und Unternehmensanleihen zur Folge. Der festere Dollar setzte auch den Rohstoffmärkten zu. Insbesondere die Ölnotierungen gaben deutlich nach (WTI -4%). Die jüngsten Zahlen zum Lagerbestand (deutlich höher als erwartet) zeigen, dass die Sorgen um den Angebotsüberhang doch alles andere als überzogen sind. Im Anlauf auf das Treffen in Doha, wird der Zweifel an einer konstruktiven Lösung immer größer. Nachdem Libyen und der Iran an einer Einigung ohnehin kein Interesse haben, wird das Treffen laut Analysten der Commerzbank „immer mehr zur Farce.“ Der Ölpreis bleibt derzeit der siamesische Zwilling für die Dividendentitel. Setzt dieser erneut zu einer Talfahrt an, wird es höchst ungemütlich für Dax & Co.
- Am Freitag bleiben europäischen Börsen sowie die Wall Street aufgrund der Oster-Feiertage geschlossen. Montag, den 28. März bleiben die meisten europäischen Börsen geschlossen. Die Börsen in Japan, Russland und den USA haben am Montag geöffnet. Mit Blick auf die Terroranschläge in Belgien und der abrutschenden Ölnotierungen dürfte heute interessant zu sehen sein, ob es zu Positionsanpassungen vor dem verlängerten Wochenende kommt. Risiko hat keine Feiertage!!!
- Kaum präsentierten sich die US-Notenbanker wieder „hawkish“ und der US-Dollar fester, legen die Chinesen nach und werten ihren Yuan so stark ab wie seit dem 7. Januar nicht mehr. Entsprechend verschnupft reagieren die Aktienmärkte heute Morgen in Fernost (Nikkei -0,64%, Hongkong -1,45%, Shanghai -1,24%, Australien -1,13%).