In der Frist von zwei Wochen während der Pfingstferien, haben sich die Aktienmärkte per Saldo nicht von der Stelle bewegt. Interessantes gibt es aber nach meiner schöpferischen Pause trotzdem zu berichten. Nein, ich meine nicht die gefühlt hundertste Rettung Griechenlands vor der Pleite. Fast unbemerkt vom deutschen Michel, bekommen die Hellenen natürlich drei Monate vor der Bundestagswahl erneut Milliarden von den EU-Mitgliedsländern, um ihre Schulden bei den EU-Mitgliedsländern zu bedienen. Diese irre Vorgehensweise ist aber eigentlich keine Schlagzeile mehr wert. Man hat längst daran gewöhnt. Zumindest solange, bis es eines Tages eben nicht mehr funktioniert.

Hervorzuheben ist vielmehr, dass sich EZB (vorletzte Woche) und Fed (letzte Woche) unterm Strich „hawkischer“ als erwartet präsentierten. Wichtig, in den USA geschieht das in einer Phase, in der das Datenmaterial zur Konjunktur (u.a. Citi Economic Surprise Index auf tiefsten Stand seit 2011) und Inflation (CPI letzte Woche) deutlich unter den Erwartungen kommt und Präsident Trump ausserdem weiterhin extreme Probleme hat mit der Umsetzung seiner vom Markt bereits eingepreisten Reformen.
Dieser Umstand, zusammen mit der Aussicht auf restriktivere Geldpolitik sollte eigentlich nicht spurlos am Aktienmarkt vorbeigehen. Eine Korrektur lässt aber bisher offensichtlich weiterhin auf sich warten. Wie ist das zu erklären? Nun, zum einen sind die meisten Marktteilnehmer nach wie vor sorglos. Sie wissen, dass in eine starke Abwärtsbewegung der Aktien hinein Zentralbanken immer wieder rettend eingriffen und es zukünftig wohl auch weiterhin werden. Stichwort: Moral Hazard!!! Zum anderen zeigt ein Blick auf den Rentenmarkt, dass man dort mit einer Rezession rechnet. Die amerikanische Zinsstrukturkurve verflacht sich in letzter Zeit dramatisch. Sie kollabiert regelrecht. Man rechnet also damit, dass die Fed mit ihren Zinserhöhungen falsch liegt, einen „Policy error“ begeht und auf Sicht zurückrudern muss. Die Aussicht, dass die Zügel in der Geldpolitik dann wieder gelockert werde müssen (QE4; Helicopter Money), hilft den Aktien. Man rechnet demnach nicht damit, dass eine Normalisierung der Geldpolitik klappt. Auch der Dollar-Index spricht die gleiche Sprache. Steigende Zinsen in den USA müssten diesen beflügeln. Das Gegenteil ist seit geraumer Zeit der Fall.

Die Zinskurve ist nicht der perfekte Indikator für eine Rezession, entgegnen einige Kritiker. Das ist nach meiner Meinung allerdings nicht die ganze Wahrheit. Eine Verflachung zeigt eine starke Verlangsamung der Konjunktur tatsächlich recht gut an. Allerdings tut sie das mit einer oft extremen Vorlaufzeit von 2 bis 3 Jahren. Einem Daytrader bringt eine solche Analyse tatsächlich recht wenig. Langfristigen orientierten Anlegern mit Fokus auf den Kapitalerhalt allerdings schon.

Einem Sektor ging es trotzdem in den letzten zwei Wochen an den Kragen. Den Aktien aus dem Technologiebereich. So hatte beispielsweise der Nasdaq vorletzte Woche seinen schwächsten Tag seit dem Brexit-Votum (Juni 2016). Das Ganze passierte bei starken Umsätzen. Immer mehr Anleger ist die aberwitzige Bewertung vieler Titel offensichtlich nicht mehr ganz geheuer. Goldman Sachs schrieb eine kritische Analyse zu den sogenannten FAANGs (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google). Der Titel lautete: „Is Fang mispriced?“ Gewarnt wurde nach der historischen Rallye vor „Valuation Airpockets“.
Das ist von Bedeutung! FANGs waren schliesslich die Haupttreiber der Hausse auf die Allzeithochs. Viele andere Titel haben diese nicht mitgetragen. Was ist, wenn jetzt der Techsektor einknickt?!? Ein kritischer Händler twitterte dazu am Wochenende: „Apple is the poster child for the tech bubble of 2017…stock up 70% in 12 months with ZERO growth during that period.“ Weiter führte er aus: „….. the company with declining product sales. No earnings growth in 2 years and a 70% PE expansion in the last year.“

Vor dem Wochenende wurde es dann noch in einem anderen Sektor spannend. Nach der Bekanntgabe der Übernahme des Einzelhändlers Whole-Foods durch Amazon, kollabierten die Aktien der anderen Unternehmen in diesem Bereich (Target -9%, WalMarkt -5%, Costco -6%, Sprouts -11%, Korger -13%). Die Wettbewerber von Whole-Foods verloren 32 Mrd. Dollar an Marktwert, fast so als ob keiner ohne Amazon eine Überlebenschance hätte.
Schlüsselfrage für die vor uns liegenden Sommermonate ist und bleibt also, präsentiert sich der S&P weiterhin „bulletproof“ vor der oben genannten Entwicklung, oder knickt er endlich ein?

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