Eigentlich ist die Woche nach dem Juni Optionsverfall erfahrungsgemäß keine gute am Aktienmarkt. Gestern kam es aber erstmal anders. Die Kurse stiegen. Der zuletzt stark gebeutelte Tech-Sektor outperformte. Der Nasdaq legte mit +1,42% den stärksten Tag seit dem 7. November hin. Zynisch schrieb ein Marktbeobachter in Anspielung an die jüngste Übernahme von Whole Foods durch Amazon: „Breaking – Market hits ATHs as every stock rose in anticipation of being the next Amazon buyout target.“ Spaß (oder vielleicht auch nicht) beiseite. Was waren die Haupttreiber?
Den Sieg Macrons bei den französischen Parlamentswahlen, einen schwachen Yen sowie einen fallenden Vix nahmen die Aktienmärkte gestern zum Anlass, sehr freundlich in die neue Handelswoche zu starten. Es ist schon unglaublich. Seit 2015 fielen in Frankreich 238 Menschen islamistischen Killern zum Opfer bei insgesamt 21 Anschlägen. Taten, die noch vor kurzem in ihrer Grausamkeit als unvorstellbar galten. Und was machen die Franzosen? Sie legen eine der niedrigsten Wahlbeteiligungen in ihrer Geschichte hin. Haben unsere Nachbarn die Politik aufgegeben, oder vielleicht sogar sich selbst?

Die Nachricht, dass der böse Russe in syrischem Territorium nun mit dem Abschuss von Flugzeugen der US-geführten Koalition droht, ging am Markt derweil spurlos vorbei. Dieser Ankündigung ging der Abschuss eines syrischen Kampfflugzeugs durch die Amerikaner voraus, welches Stellungen der Rebellen im eigenen Hoheitsgebiet angriff. Das lassen die Amis natürlich nicht zu, müssen sich aber dadurch zum wiederholten Male den Vorwurf gefallen lassen, die Luftwaffe der ISIS zu sein.

Für Schlagzeilen sorgte auch Dauerbankrotteur Argentinien. Das Land will die positiven Marktverhältnisse ausnutzen, sprich, dass verhältnismäßig niedrige Zinsniveau und den Anlagenotstand der Investoren, und eine sage und schreibe 100-jährige Anleihe mit lediglich 8,25% Rendite begeben. Ich bin gespannt, wer so einen Dreck kauft. „Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame on me“ – ist das Einzige, was mir dazu einfällt. Ein Marktkorrespondent kommentiert treffend: „The latest sign that bonds are in a bubble.“

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