• Kaum bleiben die US-Märkte geschlossen, versuchen sich die Europäer in einem typischen „risk on“ Tag. So haben wir es bereits häufiger in der Vergangenheit erlebt. Ein guter Freund und Geschäftspartner beschrieb es absolut treffend. Am nächsten Tag schielt der Dax dann vorsichtig in Richtung Wall Street, ob man die Kursgewinne behalten darf, oder die Reise wieder talwärts geht. Also schauen wir mal, was heute passiert. Was waren gestern die Treiber? Die Hoffnung auf einen OPEC/Russland-Deal, auf neue geldpolitische Maßnahmen nach verheerenden Makrodaten aus Asien und auf Draghi (Rede vor dem EU-Parlament).
  • Trotz der schwachen Importdaten aus China (Öleinfuhren im Februar um 20% eingebrochen!!!), zogen die Ölnotierungen erneut stark an. WTI, letzte Woche noch auf einem 12 1/2 Jahrestief @26$, konnte die Gewinne vom Freitag (8%) weiter ausbauen (gestern +4%). Fast amüsant in diesem Zusammenhang waren die Headlines von Bloomberg. Am Freitag hieß es noch: „Equities Soar on Higher Oil.“ Gestern dann: „WTI near $30 on Higher Equities.“ ….hmm, wie rum jetzt???
    Marktteilnehmer rechnen jetzt jedenfalls mit einer Einigung auf Produktionskürzungen unter den ölexportierenden Ländern. Der russische Energieminister Nowak wird nach Informationen von Insidern heute mit dem Ölminister Saudi-Arabiens zusammenkommen. An dem Treffen in Doha würden auch die Minister Venezuelas und Katars teilnehmen, heisst es. Ich halte eine Einigung für unwahrscheinlich.
  • Auffällig war, dass die Aktie der Deutschen Bank ihre anfänglichen Kursgewinne nicht halten konnte und sogar im Minus aus dem Handel ging. Gleiches galt für die Papiere der Commerzbank. Der Bund Future konnte sich dagegen von den Tagestiefs des Vormittags erholen und schloss 29 Ticks im Plus.
    Gold fiel allerdings aufgrund des gestiegenen Risikoappetits deutlich (-3%) und handelt unter 1.200$. Laut Analysten der Commerzbank, haben wohl insbesondere spekulativ getriebene Finanzinvestoren Gewinne mitgenommen. Starke Abflüsse aus den gängigen ETFs scheinen darauf hinzudeuten.
  • Allenthalben wird mit Blick auf den Aktienmarkt nun beteuert, dass 2016 keinesfalls so ausgehen wird wie das Krisenjahr 2008 und das wir es nun mit einer Bodenbildung zu tun haben. Es scheint mir, als ob Marktteilnehmer in ihrem Rausch nach dem siebenjährigen Bullenmarkt vergessen haben, wie ein Bärenmarkt eigentlich aussieht. Starke Gegenbewegungen innerhalb eines Abwärtstrends sind normal, insbesondere wenn dem Ganzen eine stark überverkaufte Situation in der Technik voraus ging. Solche Gegenbewegungen nach oben mit ihrem typischen Muster halten nur kurzfristig an und laufen aus, sobald sich die anfällige Risikostimmung wieder dreht. Wir testen im Dax jetzt von unten die ehemalige starke Unterstützungszone um die 9.300 Punkte. Es sind die Tiefs vom August/September 2015 bzw. Januar 2016. Diese Marken sind jetzt die Widerstände, an denen die Gegenbewegung auslaufen wird. „Damn right it’s not 2008. But before the end of this year we will be wishing it was“,……schrieb mir gestern ein Marktbeobachter auf Twitter. So weit möchte ich nicht gehen, aber sehr „bearish“ auf Risikoanlagen bleibe ich allemal.
  • Was vor einiger Zeit für uns Deutsche noch unvorstellbar war (so einiges übrigens), wird jetzt offensichtlich verhandelt. Laut Reuters, berät die EZB mit Italien über den Kauf fauler Bankkredite im Rahmen des QE-Programms. Von der EZB gab es kein Kommentar dazu. Der Euro reagierte im Kurs gegen den US-Dollar sofort und fiel deutlich unter die 1,1200.

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