• Trotz des starken Freitags an den Aktienmärkten (Dax +2,45%, S&P +1,95%), war es auf Wochenbasis erneut ein schwächeres Closing in den meisten Indizes (Dax -3,4%, S&P -0,85%). Seit dem 01. Januar gemessen, sieht es nach wie vor desaströs aus (Dax -16,5%, S&P -8,8%). Zu allem Überfluss meldeten sich zuletzt auch noch die PIIGS-Staaten auf die Agenda zurück. Nicht nur auf relativer (im Spread gegen Bundesanleihen), auch auf absoluter Basis laufen die Staatsanleihen der Euroland-Peripherie immer schlechter. Kehrt die Verschuldungskrise der Eurozone zurück? Die Headlines rund um Griechenland und die Rentenreform deuten darauf hin.
  • Die Gründe für die Freitags-Rallye: 1) Glattstellungen auf Leerverkäufe vor dem verlängerten Wochenende in den USA und Draghi’s Rede (beides heute), 2) Zentralbank-Rhetorik (Dudley spielte Einführung von Negativzinsen in den USA herunter), 3) Kommentar des Chart-Technikers Tom DeMark, wonach er in den nächsten Tagen mit einer Bodenbildung im S&P rechnet (knapp unter 1.800), 4) Positive Nachrichten aus der Banken-Welt (Deutsche Bank Bond Buy-Back, Commerzbank Zahlen), 5) Hoffnung auf Waffenstillstand im Syrien-Konflikt und damit Hoffnung auf einen OPEC/Russland Fördermengen-Deal.
    Letzteres dürfte sich nach der Nachrichtenlage vom Wochenende (Türken spielen Weltpolizist in Syrien) erledigt haben. Auch frage ich mich, ob Anleiheinvestoren auf aktuellem Kursniveau der Deutschen Bank wirklich ihre Papiere andienen. Sie würden auf einem Tiefpunkt verkaufen, ausgerechnet jetzt wo Aussicht auf höhere Kurse besteht. Selbst wenn der mutige Plan der Bank aufgeht, frage ich mich, ob die Rückkäufe die Sorgen um die Liquidität wirklich dämpfen. Im April werden Kupons auf Tier 1 Anleihen in Höhe von EUR 350 Mio. fällig. Der starke Anstieg der CDS-Spreads auf das Kreditinstitut sorgt Marktteilnehmer in Punkto Refinanzierung in einem sehr ambitiösen Marktumfeld. Die Bank sah sich letzte Woche zu mehreren Stellungnahmen gezwungen, um die Gemüter zu beruhigen. Was beruhigen soll, beunruhigt.
  • Für mich bleibt der Yen als Risikoindikator der „Kanarienvogel in der Kohlenzeche.“ Letzte Woche legte die japanische Währung den größten Kursgewinn gegen den US-Dollar seit 2008 hin (wtd +3%). Der Yen als Carry-Finanzierung signalisiert mit seinem Höhenflug, was da draussen abgeht!!
    Ich bleibe dabei, Kursanstiege am Aktienmarkt sollten von konservativen Investoren unbedingt zum Verkauf genutzt werden. Nicht wie zuletzt so oft geschrieben im Anlauf auf @1.900/1.950 im S&P, sondern nun wahrscheinlich bereits zwischen 1.850/1.900.
  • Ich glaube, viele Privatkunden sind noch nicht im Stande, die derzeitige Lage nüchtern und perspektivisch zu betrachten. Versuchen wir mit einfachen Worten zu beschreiben, was gerade passiert. Folgende Faktoren, die miteinander zusammenhängen, wurden die letzten Jahre einfach vollkommen ignoriert: 1) Fehlende Markttiefe in der Technik des Aktienmarktes (Breadth,…..die Rallye wurde nur von wenigen Einzeltiteln getragen), 2) Hohe Aktienbewertungen, 3) Rekordstände beim „Margin Debt“ (der Kauf von Aktien auf Pump), 4) China-Blase, 5) Fed „Lift-Off“, 6) US-Dollar Stärke, 7) Kollaps der Preise an den Rohstoffmärkten u.v.m.
    Klar, das alles kündigte sich auch nicht plötzlich, sondern langsam aber sicher an. „But it didn’t matter“, dachten die vom billigen Geld berauschten Marktteilnehmer bis vor kurzem noch. Nun, wie es so schön heisst: „It doesn’t matter, until it does“…….(!!!)….der Markt scheint 2016 endlich zur Vernunft gekommen zu sein.
  • Stimmt diese simple Einschätzung, dann befinden wir uns erst am Anfang einer großen Abwärtsbewegung in den Risikoanlagen. Einige Chart-Techniker verweisen anders als DeMark (s.o) denn auch auf eine Schulter/Kopf/Schulter Formation im S&P (ausgehend von der zweiten Jahreshälfte 2014) mit einem Kursziel von 1.630 Punkten. Das wären noch einmal -20% Downside. Auch lässt eine Berechnung von JP-Morgan aufhorchen. Dessen Analysten rechnen bei einem Ölpreis von 20$ pro Barrel (derzeit WTI @30$) damit, dass die großen Staatsfonds der ölabhängigen Staaten weitere 145Mrd $ an Staatsanleihen und 113Mrd $ an Aktien verkaufen könnten.
  • Asien heute Morgen: China meldet sich nach den Feiertagen zurück. Der Shanghai Composite hält sich besser als erwartet (aktuell -0,8%). Die Makrodaten aus Fernost waren durch die Bank schlecht. China Exporte für Januar -11,2%, Importe -18,8%. Japan’s BIP für Q4 annualisiert -1,4%!!! Trotzdem Nikkei im Höhenflug mit +7,16%, USD/JPY +0,5% @113,99. Der typische Reflex in der Hoffnung auf neue geldpolitische Maßnahmen.

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