- Je mehr sich die Europhilen darin versuchen, den Briten in Punkto Brexit Angst einzujagen, umso größer fällt bei den Umfragen das Lager derer aus, die einen Brexit befürworten. Erst vor zwei Tagen liess EU-Präsident Donald Tusk verlauten: „Als Historiker fürchte ich: Der Brexit könnte der Beginn der Zerstörung nicht nur der EU, sondern der gesamten politischen Zivilisation des Westens sein.“ Hört, hört!!! Leider findet man in den MSM viel zu wenige Artikel die hervorheben, welche Vorteile ein Brexit für die arbeitende und steuerzahlende Bevölkerung hätte. Der von mir sehr geschätze Thorsten Polleit legte beispielsweise kürzlich die positven Aspekte offen. Deregulierung, Dezentralisierung und Steuerwettbewerb wären langfristig ein absoluter Segen und damit ein Wettbewerbsvorteil für die Insulaner.
- Nun, verwundert reibt sich Cameron & Co. wohl mehrmals täglich die Augen beim Anblick der Brexit-Befragungen. Beim Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands 2014 hat das von Cameron erhoffte „Stockholm Syndrom“ noch wunderbar funktioniert. Der PM verstand sich als Meister darin, die über die soziale Sicherheit besorgte ältere Bevölkerung und die über die Arbeitslosigkeit beunruhigte Jugend einzufangen. Staatlich Alimentierten geht es weniger um den Verlust ihrer nationalen Indentität. Das Geld muss weiter fliessen. Sie beissen nicht die Hand, die sie füttert.
- Zum Markt. Nachdem die Bundesanleihen am Montag eine kleine Atempause hinlegten, ging die Kursrallye gestern weiter. Erstmals überhaupt sank dabei die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe in den negativen Bereich (der Kurs stieg). Im Dax (-1,43%) wurde gleichzeitig zum Wochenanfang die wichtige Unterstützung von 9.750 nach unten druchstossen. Die entscheidende Zone, welche den gesamten Mai als entscheidende Unterstützung gehalten hat, ist damit mühelos unterschritten worden. Nicht nur im übergeordneten, sondern auch im kurzfristigen Zeitfenster befinden wir uns jetzt im Abwärtstrend. Gestern wurden dann die entscheidenden März & April Tiefs um die 9.500 ins Visier genommen. Noch haben sie gehalten. Die großen Indizes im Rest der Eurozone kamen gestern noch deutlicher unter Druck. Die Aktienmärkte Portugal’s, Spanien’s und Italien’s haben bis jetzt im Juni 10% verloren. Die Amerikaner halten sich noch deutlich besser, aber der S&P schloss, trotz aller Versuche einer nachhaltigen Gegenbewegung unter der 50-Tagelinie (2.076). In der Summe ist der S&P in den letzten drei Tagen so stark gefallen wie seit 4 Monaten nicht. Die Technik trübt sich also auch hier zunehmend ein. Bei den Einzeltiteln gehörten erneut Bankaktien zu den größten Verlierern. Wie im Krisenmodus oftmals zu sehen, steigt aktuell die Nachfrage nach Dollar-Funding bei den Banken (siehe EURUSD Basis Swap). Am Montag sahen wir übrigens nicht nur einen starken Anstieg in der Volatilität, sondern auch das drittgrößte jemals gehandelte Volumen im VIX an der CBOT. Dessen Kurve handelt stellenweise im Backwardation (2M > 8M)!!! Wie verrückt werden wegen der Brexit-Angst Call-Optionen auf den VIX mit Verfall Ende Juni & Juli gekauft. Das Volumen der gehandelten Put-Optionen auf Banken (wie beispielsweise Barclays) ist ebenfalls sprunghaft angestiegen. Auf einen Call, kamen hier 16 Puts. Es ist extrem ungewöhnlich, dass sich der S&P trotz des rasanten Anstiegs der Vola noch verhältnismäßig gut hält. Wie lange noch???
- Für das heutige FOMC-Meeting impliziert der Markt eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung (2%), als für eine Zinserhöhung (0%). Trotzdem schicken die Chinesen der Fed eine Nachricht, damit diese nicht vielleicht doch auf dumme Gedanken kommen. Im Fixing gegen den US-Dollar werteten sie in der Nacht den Yuan auf das niedrigste Niveau seit 2011 ab.