• „Let the begging begin for no rate hikes“, twitterte mir ein Marktteilnehmer am Freitagnachmittag. Nein, er meinte das nicht etwa verzweifelt, er war zynisch. Er ist so wie ich gestimmt, ……bärisch.
    Stimmt schon, ähnlich wie die Asian Development Bank (ADB) die Tage, halten viele Marktteilnehmer die Fed nun dazu an, doch bitte am kommenden Donnerstag nicht an der Zinsschraube zu drehen. Der letzte Freitag wäre nämlich dann ein Kindergarten im Vergleich zu dem, was uns im Falle einer Zinserhöhung in Risikoanlagen erwarten würde. Diese Angst ist natürlich nicht unbegründet.
  • Doch, liebe Freunde, die Fed wird!!! EUR/USD handelt bei knapp 1,1000 und nicht bei 0,9800. Der S&P Index befindet sich nicht bei 1.800, sondern mit 2.012 nur 5% unter seinem Allzeithoch. Unser Dax liegt seit Jahresanfang noch immer mit knapp 5% vorne. Sollten Yellen jetzt wieder einen Rückzieher machen, wären die Folgen episch. Die Notenbank hätte ihren letzten Rest an Glaubwürdigkeit irreparabel verspielt. Die Chance für wenigsten einen winzigen symbolischen Akt der Normalisierung ist da. Anders als im Herbst 2014 (untaper the taper/Bullard QE4 low) und September 2015, wird die Fed handeln.
  • Es bedarf keiner prophetischen Gaben um zu erkennen, dass dies natürlich nicht spurlos an vielen Risikoanlagen vorbeigehen wird. Amerikanische Hochzinsanleihen vollziehen gerade eine Kernschmelze und das, obwohl die Fed noch nicht einmal angefangen hat. Die Renditen sind mittlerweile auf Niveaus angestiegen (und damit die Preise kollabiert), bei denen sich das typische „Stock Buyback“-Spiel der letzten Jahre für nach Boni gierende Unternehmensvorstände nicht mehr lohnt. Fremdkapital über Anleiheemissionen aufnehmen, das Risiko bei vermögenden Privatkunden platzieren (Ihnen, liebe Leser) und dann mit den Erlösen eigene Aktien zurückkaufen. Aktienkurse steigen, Bilanzen erodieren, die Wall Street freut sich. Jetzt ist dieses Spiel aus!!! Der Haupttreiber der Aktienhausse der letzten Jahre ist,…….puff…..weg. Wie am Freitag geschrieben. Keine Party, kein Saufgelage…….. ohne Kater. Käse für umsonst, gibt es nur in der Mausefalle. Es ist wie „cold turkey“ bei einem Junkie.
  • Schauen wir uns das (Vor-) Beben vom Freitag im Detail an. Öl mit -5% im freien Fall und jetzt auf dem niedrigsten Niveau seit 2008. Seit 346 Tagen handelt das schwarze Gold nun schon unter seiner 200 MA (Tagelinie). Das ist absoluter Rekord. Wir handeln hier zur Zeit so, als ob sich die „Kalte Fusion“ von einem Tag auf den anderen als Hauptenergiequelle durchgesetzt hat. Brutal!! Ist es wirklich nur der Angebotsüberhang getrieben durch die Saudis, oder will uns diese dramatische Price Action etwas ganz anderes sagen? Befinden wir uns etwa in einer dramatischen Deflationsspirale???
  • Ein immer langsamer wachsendes China exportiert Deflation in großem Stil und der Yuan wird weiter abwerten (müssen!!). Nicht nur wegen der anhaltenden geldpolitischen Maßnahmen der Zentralregierung, sondern auch weil die Währung im Peg gegen einen steigenden Dollar hängt und somit zu hoch bewertet ist. Gegen einen immer schwächer werdenden japanischen Yen beispielsweise, legte der Yuan zwischen Ende 2012 und Anfang 2015 um 65% zu. Die 7%, die es in den letzten 5 Monaten in die andere Richtung ging, können erst der Anfang einer längeren Abwertung sein!
  • Die höchsten Wellen schlug aber die Story rund um den Third Avenue High Yield Fonds. Dieser in Ramschanleihen investierter Fonds wurde nun geschlossen und Investoren kommen nicht mehr an das Geld heran. Die Angst ist groß, dass Mitbewerbern das gleiche Schicksal ereilt, nämlich Papiere auf den Markt werfen zu müssen, wenn es keine Käufer mehr gibt. Nicht nur diese Angst ist berechtigt, sondern auch die, dass der Gesamtmarkt deshalb unter die Räder kommt. Der Freitag lieferte einen kleinen Vorgeschmack dafür. Die Gefahr ist in der Tat groß, dass sich diese Entwicklung potenziert, wenn die Fed am Donnerstag den ersten „hike“ seit fast einer Dekade liefert.
  • Trotzdem finde ich es persönlich erstaunlich, dass einfach Fonds geschlossen werden können. Über Jahre wurde dank der Politik des billigen Geldes in dieser Assetklasse sehr viel Geld verdient. Was ist das für ein Selbstverständnis? Von einem steigenden Markt unter Inkaufnahme extremer Risiken profitieren, sich selbst feiern, …….und dann aber, wenn sich die Anlagestrategie doch als falsch erweist, stellt man sich dem Markt nicht mehr? Mit dieser Einstellung komme ich nicht klar. Sie bringt die ganze Branche in Verruf.
  • Bei den Einzeltiteln haben die FANG-Stocks (Facebook, Amazon, Netflix, Google) erneut besonders schwach gehandelt. Auch andere Lieblinge aus dem gleichen Sektor wie Apple und Microsoft underperfromten ebenfalls. Ich wiederhole mich, aber eben diese Index-Schwergewichte waren ohnehin fast das Einzige, was den Markt überhaupt noch oben gehalten hat. „As FANG moves, so goes the maket.“ Jetzt eben in die andere Richtung. Talwärts!
  • Der Dezember ist eigentlich nicht ein Monat, mit dem man den Beginn einer großen Abwärtsbewegung in Verbindung bringt. Spielen wir ein bisschen mit der Statistik. Nie zuvor, außer 1932 und 2000 hat es einen Freitag im Dezember gegeben mit 2% Kursverlust. Seit 1990 gab es an 86 von 90 Montagen immer dann Kursverluste, wenn der S&P am davor liegenden Freitag mehr als 1,5% verloren hat (letzter Freitag -1,94%). Eine Mehrheit der Marktteilnehmer hofft nun aber auf den letzten Strohalm, ….der positiven Saisonalität im Dezember. Wie schon geschrieben, ab dem 15.12 dreht der Markt üblicherweise nach oben (Santa Rally). In diesem Jahr liegt das absolut zeitgleich mit dem Fed-Meeting (15/16 Dezember). Man glaubt die Wahrscheinlichkeit sei sehr hoch, dass Ende dieser Woche der Aktienmarkt seinen Blonden aushämmert. Wenn sich aber alle darauf ausgerichtet haben, passiert es dann???
    Das Handelsmuster der letzten Zeit wurde jüngst gerne verglichen mit dem Handelsverlauf des Jahres 2011. Crash im August, danach die Bodenbildung und eine Hausse. 2015 werde es genau so kommen, so die Hoffnung. Seit Freitag ist dieser Vergleich obsolet. In 2011 hielt das November-Tief im S&P. Am Freitag wurde es nach unten durchstoßen.
    Eben dieser Freitag erinnert ausserdem stark an den Freitag im August, der dem „Black Monday“ mit seinen entsetzlichen Kursverlusten vorausging. Was passierte im Anlauf auf dieses Blutbad? Nun, Mitte August wertete China den Yuan ab (wie auch in den letzten zwei Wochen). Es folgte eine eklige Price-Action am Freitag den 21.08. Dann kam der „Black Monday“ mit Preisausschlägen über alle Assetklassen, die Rekorde brachen. Beim folgenden FOMC-Meeting im September ist die Fed dann eingeknickt und hat sich nicht getraut, an der Zinsschraube zu drehen. Die vor uns liegende Woche wird so spannend, wie schon lange nicht mehr. Fed am Donnerstag, Optionsverfall am Freitag. Bitte anschnallen!!!
  • Bitcoin handelt nun über 400€ (432$). Kaufen wieder chinesische Privatleute? Spielt die Yuan-Abwertung eine Rolle?

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