• Kaum waren die Allzeithochs der Wall Street im Visier der Aktienbullen, wurden letztere in der zweiten Wochenhälfte von der Realität eingeholt. Event Risiken und Rezessionssorgen bei gleichzeitig massiven Run auf den sicheren Hafen der Staatsanleihen, konnten nicht länger ignoriert werden. Der Dax schloss unter der psychologisch wichtigen 10.000er Marke, der S&P verlor die 2.100.
  • Noch ausgeprägter als die beiden Tage zuvor, stand der Freitag im Zeichen von „Risk Off“. Als Haupttreiber wurde der deutliche Vorsprung der Brexit-Befürworter in einer Umfrage genannt. Das Lager der Beführworter lag mit 55% zu 45% erstmals überhaupt mit einer Differenz von 10% vorne. Noch schlimmer kam es übrigens am Wochenende für das EU Establishment. Eine Befragung durch Opinium zeigte sogar einen Vorsprung von 19% (52%/33%).
    Auch der deutlich schwächere Ölpreis (-3%) und der stärkere japanische Yen waren Belastungsfaktoren. Die zweite Woche in Folge wurde eine Erhöhung der Ölbohrlöcher (rig counts) gemeldet.
  • Schauen wir und die Bilanz der letzten Tage etwas genauer an. Gold legte in den beiden letzten Wochen um 5,25% zu. Der stärkste Anstieg dieser Art seit vier Monaten. Kupfer, für viele ein Frühindikator für die Zukunft der Weltwirtschaft, verlor in der vergangenen Woche 4% und schloß auf dem niedrigsten Niveau seit Januar. Der Dollar Index legte um 0,6% zu. Die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen fiel in den letzten 7 Handelstagen um 17 Basispunkte. Der größte Rutsch seit Januar 2015. Die Zinsstrukturkurve verflachte sich weiter und deutet auf Rezession. Der techlastige Nasdaq verlor am Freitag 1,51%, und legte den schwächsten Tag seit dem 08. Februar hin. Der VIX Index stieg abermals an.
  • Auch Asien handelt heute Morgen nach Konjunkturdaten aus China (Industrial Output/Retail Sales/Fixed Asset Investment) und Japan (Manufacturing Business Conditions) im „Risk Off“ Modus. Zudem wertete die PBoC den Yuan im Fixing gegen den US-Dollar abermals ab. Dieser befindet sich nun wieder in der Nähe seiner 5-Jahrestiefs. Alle großen Aktienindizes in Fernost handeln zum Wochenstart mit negativen Vorzeichen. Shanghai -0,78%, Hongkong -2,54%, Indien -0,83%, Nikkei -2,82%, Korea -1,62%. Yen fester (USD/JPY -0,75% @105,99).
  • Nach Icahn und Soros warnt nun der nächste Milliardär nach den misslungenen Abenteuern unserer Zentralbanken vor extremen Turbulenzen. Paul Singer sagte am Wochenende vor institutionellen Investoren: „…at the moment we’re either in the early stages of stagnation or rollover“ und das es deshalb eine sehr gefährliche Zeit an den Finanzmärkten sei. Über Gold sagte er: „We’re bullish on gold, which is the anti-paper money, of course, and it is underowned by investors around the world.“
  • Bitcoin, ein weiteres „Anti-Paper-Money“, stieg über das Wochenende um fast 100 auf über 600 Euro (aktuell @615Euro/690$). Insbesondere die Chinesen rennen in die digitale Währung, was weiterhin auf eine Kapitalflucht schließen lässt.
  • Die italienische Zentralbank meldete am Freitag, dass die faulen Kredite auf den Büchern der italienischen Banken im April um 3,5% auf 198 Milliarden Euro gestiegen sind.
  • Vor dem Wochenende rief Obama zur Wahl Hillary Clintons auf. Der amtierende President unterstützt damit nun auch offiziell die Sozialistin und Liebling der Wall Street als Präsidentschaftskandidatin. Dabei lobte er vor allem ihre Qualifikationen. „Ich glaube, es gibt niemanden, der jemals so qualifiziert für das Amt war“, erklärte Obama. Ich kommentiere das mal lieber nicht selbst. Treffend schrieb ein Händler dazu auf Twitter: „The most qualified presidential candidate „ever“ is under FBI investigation. Reality is stanger than fiction.“

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