• Ein erneuter Tabu-Buch der EZB gab den Aktienmärkten die nächste Zündstufe auf ihrem Weg in die Stratosphäre. Draghi gab bekannt, dass man nun auch Staatsanleihen mit Laufzeit unter zwei Jahren kaufen werde. Da diese in der Rendite überwiegend unter dem Einlagesatz notieren, hat man die alte Regel gebrochen, wonach nur Papiere gekauft werden dürfen, die mindestens auf dem Niveau des Einlagensatzes rentieren. Des Weiteren wurde beschlossen, das Anleihekaufprogramm um 9 Monate zu verlängern. Das monatliche Kaufvolumen beträgt dabei 60 Milliarden. Erwartet wurden 80 Milliaren, allerdings nur für 6 Monate. Zero Hedge nannte das alles gestern „dovish taper“ & „hawkish easing“. Passt! Reaktion: Aktien setzten ihre Aufwärtsbewegung fort, der Euro sank um 1,5%. Bundesanleihen handelten ebenfalls schwach (Rendite hoch), erholten sich aber etwas von den Kurstiefs. Die Zinsstrukturkurve versteilte sich zur Freunde der Bankaktien.
  • Die „Honeymoon Rally“ an den Aktienmärkten geht unbeirrt weiter. So bezeichnet man an der Wall Street eine Hausse, die sich oft direkt nach der Wahl eines neuen Präsidenten etabliert, dann aber ausläuft.
    Neben den im gestrigen Kommentar genannten Treibern der Kurse, spielt sicherlich auch der Optionsmarkt eine Rolle. Auf billigem Niveau wurden in der jüngsten Vergangenheit massiv Kaufoptionen (Calls) und Leverage ETFs gekauft. Bei diesen Käufen gibt es selbstverständlich immer eine Gegenseite, die Broker/Market-Maker. Steigen die Aktien (das Underlying/der Basiswert der Optionen), so steigen auch die Kaufoptionen (Calls) im Wert. Man spricht vom Delta einer Option. Es zeigt an, wie sich der Preis einer Option verändert, wenn sich die Aktie bewegt. Dieses Delta bleibt aber nicht konstant. Das führt uns zum Gamma einer Option. Es gibt an, wie stark sich das Delta ändert, wenn der Kurs des Basiswerts steigt oder fällt (zweite Ableitung). In einem stark steigenden Markt müssen Broker dem Gamma Rechnung tragen und ihren Hedge permanent anpassen. Was machen sie aktuell? Sie müssen Aktien kaufen. Das treibt die Kurse zusätzlich.
    In den letzten beiden Tagen ist denn auch der VIX gleichzeitig mit den Aktien angestiegen. Das ist eigentlich ungewöhnlich und verstärkt die Gerüchte, wonach die Rallye der Aktien die Broker/Market-Maker wegen der beschriebenen Gamma-Problematik in die Aktien treibt. Einige Marktteilnehmer weisen drauf hin, dass einer solchen Entwicklung in der Vergangenheit nicht selten eine Top-Ausbildung folgte. Das könnte bei 2.300 im S&P500 sein. Aktuell scheint das Spiel aber weiterzugehen. Die Hausse nährt die Hausse.
  • Das Aufwärtspotential hängt natürlich zusätzlich so kurz vor Jahresende noch von zwei gegensätzlichen Kräften ab. Wie viele Investoren, die unterinvestiert sind, zieht die Rallye/der Performance-Druck noch in den Markt? Auf der anderen Seite werden sicherlich einige ihre Gewinne so kurz vor Jahresultimo noch realisieren wollen. Fundamental spricht nämlich vieles dafür, dass diese Rallye nicht von Dauer sein wird. Starker Dollar und steigende Renditen werden sich noch als Mühlsteine herausstellen. Es werden aktuell Niveaus bei den Renditen der 10jährigen amerikanischen Staatsanleihen herumgereicht, ab denen die Aktienmärkte crashen dürften. Die Analysten der Credit Suisse sehen dieses bei 2,60%. Goldman und JP Morgan bei 2,75%. Aktuell handeln wir bei 2,43%.

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