• Es war gestern ein wirklich hässlicher Tag an den Börsen. Der S&P schloss 26 Punkte im Minus @1990. Die Hauptgründe für die Verluste bleiben die gleichen. 1) Die Abwertung des chinesischen Yuan und die damit verbundene exportierte Deflation, 2) Sorge um das amerikanische Wirtschaftswachstum, 3) Der starke US-Dollar und seine Folgen (Öl gestern auf 11-Jahrestief mit -6%!!!). Was auch nicht half, war die nach unten revidierte Prognose der Weltbank für das weltweite Wirtschaftswachstum. Der starke ADP Report und das Sitzungsprotokoll der Fed brachten keine Impulse. Der einstige Börsenliebling Apple fiel erstmals seit 24. August unter die psychologisch wichtige Marke von $100. Zur Erinnerung, an dem Tag im Sommer fiel der Dow Jones um 1.000 Punkte.
  • Die Optimisten unter den Akteuren am Aktienmarkt lassen keine Gelegenheit aus, um darauf hinzuweisen, dass es sich bei der „Price Action“ der letzten Tage keinesfalls um „Panikverkäufe“ handelte. Vielmehr haben wir es lediglich mit einem „Käuferstreik“ zu tun. Ich möchte dem noch nicht widersprechen. Tatsächlich läuft es noch einigermaßen gesittet an den Märkten ab.
    Einige Dinge sollte man allerdings im Auge behalten. Auffallend bleibt beispielsweise der steigende Yen. Warum ist das ein „risk off“ Signal??? Dank der irren Geldpolitik der japanischen Notenbank, war der Yen die letzten Jahrzehnte die typische Finanzierungswährung in den sogenannten Carry Trades. Ein solcher Handel ist nichts anderes, als der Verkauf einer Niedrigzinswährung nach zuvor getätigter Kreditaufnahme (in Yen). Der daraus generierte Ertrag wird dann in eine Hochzinswährung (z.B. Australischer Dollar) und/oder andere Risikoanlagen investiert (z.B. Aktien in Fremdwährung). Der Investor verdient dann unter anderem die Zinsdifferenz. Problematisch wird das Spiel, wenn die Anlagen in die investiert wurde stark an Wert verlieren (der Australische Dollar oder die Aktie fällt im Kurs). Diese Carry Trades fahren dann so große Verluste auf, dass die Geschäfte abgewickelt werden müssen. Das beinhaltet den Kauf des Yen. Geschieht das in „Size“, steigt der Yen im Kurs. Das passiert gerade.
    Dieses Phänomen kennen wir aus der Zeit des Zusammenbruchs von Lehman Brothers im Herbst 2008. Immense Geldmengen wurden damals vom Aktienmarkt zurückgezogen, um den Yen Carry Trade abzuwickeln. Behalten wir also das Währungspaar USD/JPY in der nächsten Zeit im Auge.
    Technisch haben wir denn auch den Aufwärtstrend der Jahre 2012 bis 2016 nach unten durchbrochen. Das Tief vom Oktober 2015 @118,06 wird gerade getestet. Ein Scheitern dieser Marke öffnet die Tür in Richtung 116,15, dann 114,00 (Tief 2011).
  • Aktienbullen hoffen kurzfristig auf zwei Dinge. 1) Schwacher US-Arbeitsmarktbericht am Freitag, was die Zinserhöhungsphantasie etwas abmildern und den derzeitigen Dollaranstieg bremsen würde. 2) Den Optionsverfall Ende nächster Woche. Meist geht dieser einher mit vorher anziehenden Notierungen. Die technischen Voraussetzungen für einen „bounce“ sind tatsächlich auch nicht von der Hand zu weisen. Der S&P Index handelt jetzt genau am unteren Ende seines seit Anfang November etablierten Trendkanals und hat auf aktuellem Niveau eine gute Unterstützung. Gleichzeitig ist die Technik stark überverkauft. Auf der anderen Seite sei aber darauf hingewiesen, dass es richtig böse werden wird, wenn der Aktienmarkt eben in dieser Situation nach unten durchrutscht. Bei 1.965 erwartet uns die absolute Schlüsselunterstützung im S&P. Es handelt sich dabei um das 68% Fib. Retracement der im Spätsommer gestarteten Aufwärtsbewegung. Testen wir das Level heute???
  • Möglicherweise!!! Die Voraussetzungen für einen Aufwärtsimpuls, um es milde zu formulieren, sind heute denkbar ungünstig. Öl verliert in Fernost weitere 3%, Nikkei -2,3%. Die Chinesen liessen den Yuan abermals abwerten. Weniger als 30 Minuten (!!!!!!!!!!!!!!!!) nach Handelsstart, griff bei -7% im Shanghai Composite der „circut breaker“ und die Börse wurde für den Rest des Tages geschlossen. Die staatlichen Instanzen im Reich der Mitte scheinen nicht begreifen zu wollen, dass ihre Maßnahmen zur Stabilisierung der Aktien (Verkaufsverbote, Gefängnisstrafen) genau das Gegenteil bewirken. Vor allem internationale Investoren dürften das Vertrauen in Funktionsweise des chinesischen Marktes verloren haben. Wie im Lied „Hotel California“ (….“but you can never leave“) funktionieren die Börsen nicht, liebe Technokraten.

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