• Der amerikanische Aktienmarkt legte gestern einen guten Start in den Dezember hin. Im S&P war es mit 22 Punkten der stärkste Anstieg seit 18.11. Seit Jahresbeginn liegt der Index mit 2% im Plus. Es wurden mehrere Gründe für die positive Tendenz genannt: Spekulationen über ein neues Paket der Chinesen zum Stimulieren ihres Wirtschaftswachstums, „Front Running“ einer erwarteten „Santa Rally“, typische Käufe zum ersten Tag eines Monats, so wie wir es über weite Strecken 2013 und 2014 gesehen haben. Ein Blick in die Statistikbücher der letzten Jahrzehnte zeigt es denn auch. Immer wenn der erste Tag im Dezember ein positives Vorzeichen im S&P hatte, war auch der Gesamtmonat im Plus (Ausnahmen: 1983 & 2005). An dieser Stelle sei allerdings darauf hingewiesen, dass auch ein positiver Monat oft nicht ohne hohe Volatilität von statten ging und somit Nerven kostete.
  • Die gestern weltweit veröffentlichten PMIs waren meist ok, aber die Zahlen aus China und insbesondere den USA waren wirklich schlecht. Das spielte sicherlich gestern ebenfalls eine Rolle. Zusammen mit dem total schwachen ISM-Index (fiel von 50,1 auf 48,6), führte das dazu, dass die eingepreiste Wahrscheinlichkeit der Dezember-Zinserhöhung von 75% auf 70% sank. Gleichzeitig senkte die Atlanta Fed ihre Q4 BIP Prognose von 2,5% auf 1,9%. Ein fallender Dollar-Index rundete dieses Bild ab (-0,45%).
  • Der S&P Index flirtet nun schon seit einiger Zeit mit der Marke von 2.100 und schloss knapp darüber. Dank der FANG-Aktien (Facebook, Amazon, Netflix & Amazon) war gestern tatsächlich seit längerer Zeit mal wieder etwas wie Momentum zu spüren. Nicht wenige Marktteilnehmer haben sicherlich Angst, eine Jahresendrally zu verpassen und steigen auf den Zug auf. Wie auch immer. Es gibt wenig fundamentale Gründe für einen nachhaltigen Durchbruch der 2.100, es sei denn, man glaubt an großes Upside in den EPS-Schätzungen oder Multiples des S&P für das kommende Jahr. Die genannte Marke sollte wohl deshalb eher genutzt werden, um US-Aktien-Exposure abzubauen.
  • Hierzulande taten sich Dax & Co. dagegen schwer. Hat man nach den passablen Konjunkturdaten aus der Eurozone Angst, die EZB könnte am morgigen Donnerstag nicht genug liefern? Buy the rumor, sell the fact?!?
  • Interessant war es in Marktsegmenten der zweiten Reihe. Die Price-Action im kanadischen Dollar (CAD), brasilianischen Real (BRL) und südafrikanischen Rand (ZAR) zeigte, dass es wirklich nicht mehr sonderlich „cool“ zu sein scheint, ein rohstofflastiges Land zu sein. Das BIP Kanada’s fällt m-o-m mit -0,5% so stark wir seit Dezember 2008 nicht mehr (erwartet waren 0%). Entsprechend kam der CAD vs. dem USD unter die Räder. Nicht anders erging es dem ZAR. Dieser fiel auf ein Allzeittief (14,49). Im dritten Quartal fiel ausserdem das BIP Brasiliens annualisiert um sagenhafte und rekordverdächtige -4,3%!!! Die Rezession verschlimmert sich aufgrund der fallenden Rohstoffpreise dramatisch. FT schreibt: „Brazil on track for worst recession since 1930…..“.
  • US Treasuries, amerikanische Staatsanleihen, profitierten gestern von fallenden Zinssenkungserwartungen. Über die gesamte Kurve fielen die Renditen, stiegen die Kurse. Die Rendite der 10 jährigen Anleihe liegt jetzt unter dem 50 MA (gleitenden Durchschnitt) @2,14%!!! Das dürfte vielen Marktteilnehmern weh tun, da in letzter Zeit im Anlauf auf das Fed Meeting viele Short-Wetten auf die Anleihen aufgesetzt wurden. Interessant übrigens, die 10 jährige der Schweizer handelt gestern mit einer negativen Rendite von -1%. Man muss also 1% berappen, um diese Anleihe in seinem Bestand zu halten. Irre!!!
  • VW: S&P stuft die Bonität erneut herab. Diesmal von A- auf BBB+ (Ausblick negativ). Unerwartet stark sind gestern außerdem die US-Absatzzahlen des Konzerns gefallen (im Vorjahresvergleich -25,7% im November). Indien läßt 324T Fahrzeuge zurückrufen. In Japan ist derweil der Absatz im November um 30% eingebrochen. Die VW Tochter Skoda fährt die Produktion von zwei Automodellen in einem tschechischen Werk zurück (Fabia und Rapid). Zuletzt liefen VW Anleihen wieder gut. Das könnte sich aufgrund der Nachrichtenlage heute ändern.
  • Fed: Brainard (Taube) sagte, die wirtschaftliche Situation verbessere sich deutlich, vor allem auf der Arbeitsmarktseite (Freitag Zahlen). Sie wartet auf eine weitere Verbesserung der Inflationsrate. Evans (Taube und stimmberechtigt) sprach von einer gewissen Nervosität in Bezug auf die anstehende Entscheidung (16.12), sagte aber auch, die Fundamentaldaten seien robust. (Coba). Achtung, heute und morgen hält Fed Chefin Yellen ihre Reden.

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