- Gestern auf den Tag genau vor acht Jahren, ging Lehman Brothers über den Jordan. Es war die größte Insolvenz in der Geschichte der Vereinigten Staaten, …..wenn man einmal von Betton Woods selbst absieht. 672 weltweite Zinssenkungen später, haben wir negative Renditen in Japan, in der Eurozone und in der Schweiz. In den USA und dem Vereinigten Königreich sind wir praktisch bei 0%. Anleihen im Volumen von über $9Billionen handeln mit negativer Rendite. Die Zerstörung unserer Realwirtschaft, der Rentensysteme und der Mittelschicht, nimmt ihren Lauf.
- Sämtliche Maßnahmen unseres Establishments, ein Verschuldungsproblem mit noch mehr Verschuldung zu lösen, sind gescheitert. Man greift trotzdem immer und immer wieder zu den gleichen Mitteln. Wie ein Hund, welcher zu seinem Gespei zurückkehrt, so ist ein Thor, der seine Narrheit wiederholt. Politiker, Notenbanker und viele selbst ernannte Elite-Professoren (siehe jüngsten Vorschlag an den Club of Rome) sind derzeit wieder händeringend auf der Suche nach alten Maßnahmen mit neuem Namen, um uns Schuldsklaven innerhalb des maroden Finanzsystems weiterhin an der Kette zu halten. Vorschläge wie Helikoptergeld, Bargeldabschaffung, 100% Erbschaftssteuer (und damit mehr Unselbständigkeit der Familien) sowie Prämien für kinderlose Paare werden aus dem Hut gezaubert. Es fehlt mir schwer, hier den Gleichmut zu bewahren. Der Weg, der hier vorgezeichnet wird, wird viel Leid über viele Menschen bringen. Gleichzeitig hat der weitverbreitete (Schein-) Wohlstand in der westlichen Welt leider zu einer Bequemlichkeitsverblödung geführt, die dafür sorgt, dass viele Menschen diese Entwicklungen nicht greifen können. Fakt ist aber, dass auch unsere „Eliten“ nicht im Stande sind, auf Dauer ökonomische Fakten und die Gesetze der Mathematik außer Kraft zu setzen. Ihnen bleibt nur die Möglichkeit für eine gewisse Zeit, diese über das Ablenkungsmanöver der Geldentwertung zu verschleiern.
- Mit Hilfe der Systemmedien werden uns die niedrigen Renditen der Staatsanleihen derzeit als Errungenschaft der Euro-Rettung verkauft. Diese helfen uns ja schließlich beim Stämmen der riesigen Staatsverschuldung. Was für ein Irrsinn!!!
Schauen wir uns die Situation in Italien an. Die Refinanzierung an den Märkten zu niedrigen Zinsen hat zu einem Moral-Hazard-Problem geführt. Politiker sahen keine Veranlassung mehr für dringend benötigte Strukturreformen, die ihre Chancen auf den nächsten Wahlsieg schmälern könnten. Die gestern veröffentlichten Zahlen belegen denn auch, dass die Gesamtverschuldung Italiens trotz (!) historisch niedriger Zinsen auf ein neues Rekordhoch von 2,25 Billionen Euro gestiegen ist. Das Land befindet sich in einer Rezession, die Jugendarbeitslosigkeit bleibt erschreckend hoch, die Banken sind kaputt und der Euro für die Italiener irgendwo zwischen 15% und 20% zu hoch bewertet. - Bankanalysten schätzen die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns des Referendums in Italien auf irgendwo zwischen 50% und 60%. Passiert das tatsächlich, würde Renzi mit Sicherheit abtreten. Im Frühjahr 2017 gäbe es dann Neuwahlen. Die Chancen für die EU-kritische 5-Sternebewegung stehen nicht schlecht. Immer mehr Wähler scheinen mittlerweile kapiert zu haben, wer den Preis für den Euro und dessen Rettung zahlt. Für die italienische Wirtschaft war die Einführung des Euros bereits ein Tod auf Raten. Die Maßnahmen zur Rettung, hat diesen Prozess nur noch beschleunigt. In furchtbarem Untergang büßt Italiens Wirtschaft gerade den Frevel der Euro-Rettung. Das weiß ich nur nicht aus veröffentlichtem Zahlenmaterial, sondern auch aus Gesprächen und Erfahrungen mit meinen italienischen Freunden vor Ort. Gefährlich: An den Kapitalmärkten gelangen immer mehr Investoren zu der Meinung, dass BTPs (italienische Staatsanleihen) der nächste „Big Short“ sein könnte. Da halte ich nicht dagegen.
- Zum gestrigen Handelsgeschehen. Die Gemüter beruhigten sich am Nachmittag etwas. Nach schwachen US-Wirtschaftsdaten kam es wieder zu der typischen „bad news = good news“-Reaktion. Zum einen glaubt man nicht mehr an eine Zinserhöhung seitens der Fed im September. Die vom Markt eingepreiste Wahrscheinlichkeit dafür sank gestern auf nur noch 9%. Zum anderen stabilisierten sich die Anleihekursen einigermaßen und die derzeit wichtigen Unterstützungen in den Aktienindizes hielten erst einmal. Im Dax ist das die Gegend knapp über der 10.300. Im S&P der ehemalige Widerstand bei 2.130 (Break Out Level der zweijährigen Seitwärtsspanne), welcher jetzt als Unterstützung dient, sowie die 100 Tagelinie bei 2.121. In beiden Indizes wurde einem mehrfachen Test dieser Marken standgehalten. Bei der gestrigen Kurserholung könnte auch der heutige Optionsverfall eine Rolle gespielt haben. Spätestens heute Nachmittag, da bin ich mir sicher, wird ein anderer Wind wehen.
- Nachbörslich kamen gestern Horrornachrichten für die Deutsche Bank. Das WSJ meldete, dass das US-Justizministerium im Zusammenhang mit der Verbriefung von Immobiliendarlehen eine Forderung von 14 Milliarden Dollar (!) gestellt habe. Bisher ist man von einer viel niedrigeren Summe ausgegangen (2 bis 3 Milliarden). Sie entspricht fast der aktuellen Marktkapitalisierung der Bank. Spielen die Amerikaner damit „tit for tat“, nachdem die EU jüngst 14 Milliarden US-Dollar von Apple gefordert hatte???