So harmlos ist es da draußen dann wohl doch nicht, wie uns das die Börsen die letzten Tage weismachen wollten. Kaum drohten die Marktteilnehmer ob der geringen Liquidität und winzigen Handelsspannen in eine Art Dornröschenschlaf zu fallen, kommt einer dieser Tage an denen dann doch wieder die wichtigen Dinge da draußen zu zählen scheinen. „Things don’t matter,……until they do!“, fällt mir dazu auf Anhieb ein.
Es fing gestern am frühen Morgen mit den schwachen Inflationszahlen aus China an (Deflationsangst). Zudem kam der Nikkei aufgrund des starken Yen wieder unter Druck und bleibt damit technisch angeschlagen. Auch die unerwartete Zinssenkung in Südkorea sorgte für Stirnrunzeln und der Frage, ob da unten auf der Halbinsel denn alles in Ordnung sei. Das Ganze entlud sich in einer heftigen Bewegung des Dax. Zur Eröffnung in der Kasse, fiel dieser plötzlich aus dem Nichts um fast 100 Punkte. Danach ging es stetig bergab. Die sicheren Häfen Bunds (zehnjährig mit Rekordtief @0,023%), US-Dollar (EUR/USD -0,64%) und Gold (+0,62% auf 3-Wochenhoch) waren gefragt. Die Tatsache, dass Letzteres trotz des starken Greenbacks zulegte, könnte auf Short Covering, sprich Momentum hindeuten. Öl kam unter Druck (-1,27%). Bei den Einzelwerten zählten insbesondere Banktitel zu den Verlieren (GS -1%, Wells Fargo -1,3%). „What does Goldman know,“ fragt ein Händler treffend. „Same thing as Credit Suisse and Deutsche Bank know,“ antwortet ein anderer.
Zugegeben, ein großer Abverkauf am europäischen Aktienmarkt war das noch nicht. Ein Warnschuss aber allemal. Die Bewegung dürfte einigen ins Bewusstsein gerufen haben, dass doch nicht alles eitel Sonnenschein ist. Auch britische Staatsanleihen (Gilts) waren stark gesucht, was auf wiederkehrende Brexit-Angst schließen lässt. Wird dieser tatsächlich in knapp zwei Wochen beschlossen, würde die BoE mit Zinssenkungen reagieren, so die Logik.
Die amerikanischen Indizes hielten sich deutlich besser. Einige Marktteilnehmer veranlasste das zu der Annahme, dass aufgrund des Risikos eines Brexit US-Anleger aus europäischen Aktien in US-Titel umschichten. Es könnte eine Erklärung für die relative Outperformance der Amis sein (Dax -1,25%/S&P-0,17%).
Die Vorgaben aus Fernost sind heute Morgen schwach und deuten abermals auf Zurückhaltung. Kurz vor Handelsschluss: Australien -0,92%, Hongkong -0,66%, Nikkei -0,60%, Korea -0,32%, Shanghai closed. Japanische Staatsanleihen sind gesucht und fallen in der Rendite weiter. Nun auch fünfzehnjährige JGBs in der Rendite erstmals überhaupt negativ.