- Heute um 20:00 erwartet uns der Zinsentscheid der amerikanischen Notenbank. Tatsächlich rechnet wohl niemand mit einer Zinserhöhung. Sehr wohl war in den letzten Tagen dennoch etwas Angst unter den Marktteilnehmern zu spüren, dass die sich die Fed-Mitglieder in der begleitenden Rhetorik insgesamt „hawkisher“ präsentieren könnten. Wie in den letzten Tagen geschrieben, würde es mich doch eher wundern, wenn man sich nicht die Option für einen „hike“ beim nächsten Treffen im Juni explizit offen halten möchte und dies auch entsprechend kommuniziert. Das wäre ganz im Sinne der Falken unter den Fed-Mitgliedern.
Anders als gewohnt, handeln die Aktienmärkte im Anlauf auf das FOMC-Treffend leicht angeschlagen. Eigentlich ist das eher unüblich. Da aber für das Gesamtjahr 2016 allerhöchstens eine Zinserhöhung eingepreist ist und zuletzt die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung beim heutigen Meeting höher taxiert wurde als die einer Zinserhöhung, droht hier im Falle eines „hawkishen“ Statements Korrekturbedarf. Wie geschrieben, gilt dies insbesondere für die 20% „Odds“ für das nächste Meeting im Juni (siehe Kommentar v. Montag).
Am Devisenmarkt rechnete man gestern nach schwächelnden US-Konjunkturdaten offensichtlich nicht mit einer allzu „hawkishen“ Fed, der US-Dollar verlor an Boden (EUR/USD im Hoch 1,1337), Ölnotierungen legten deutlich zu. Den Aktienkursen an der Wall Street verlieh das interessanterweise keinen Auftrieb. Die Indizes traten praktisch auf der Stelle (Dow +0,07%, S&P +0,19%, Nasdaq -0,15%). - Nachdem Procter & Gamble und 3M enttäuschten, wartete man gestern mit Spannung auf die nachbörsliche Veröffentlichung der Quartalszahlen von Apple. Betrachtet man den Chart des Börsenlieblings seit Anfang letzten Jahres, so könnte man den Kursverlauf doch als eine Art „Crash auf Raten“ bezeichnen. Auch in den letzten Tagen, sah es alles andere als rosig aus. In den vergangenen acht Handelstagen verzeichneten wir acht neue „Intraday Lows“. Sehr viele Hedge Fonds haben diesen Namen als „Core Holding“ im Bestand und dürften nicht begeistert sein. Der Börsen-Blog Zero Hedge schreibt, dass 163 Hedge Funds eine Longposition halten. Nun, die Quartalszahlen enttäuschten. Erstmals seit 2007 verzeichnete Apple einen Umsatzrückgang beim iPhone (-16,3%). Da zwei Drittel der Umsätze des Konzerns von eben diesem abhängen, ging auch der Gesamtumsatz erstmals seit 2003 auf Quartalsbasis zurück (-13%). Die ohnehin schon niedrig angesetzten Prognosen der Analysten wurden sogar unterboten. Nachbörslich fiel die Aktie um 7%. Die Entwicklung zeigt, dass es nicht auf Ewig gut gehen kann, wenn man nur ein „one trick pony“ im Stall hat. Der Konzern ließ es sich natürlich nicht nehmen, nach diesen Zahlen die Erhöhung der Dividende und das Aufstocken des Aktienrückkaufprogramm anzukündigen. Lust auf neue Apple-Anleihen??? An die eigenen Cashbestände in den Steueroasen kommt Apple ja nicht ran, ohne das es steuerwirksam wird. Somit wahrscheinlich mal wieder Aktionärsgeschenke auf Pump.
- Auch Twitter, dessen Geschäftsansatz ich sehr schätze, erlebte ein desaströses Quartal. Umsatz und Mitgliederwachstum lagen deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Der Nettoverlust lag bei 79 Millionen USD. Mit der Aktie ging es nachbörslich um -14% nach unten. Hintereinander enttäuschten nun bereits Google, Microsoft, Yahoo, Intel, IBM und jetzt Apple und Twitter.
- Bei den US-Vorwahlen konnte Donald Trump fünf weitere US-Bundesstaaten für sich entscheiden (Delaware, Connecticut, Maryland, Rode Island, Pennsylvania). Bei den Sozialisten gewann Clinton in vier Staaten. Sanders liegt in Rode Island vorne. Erstmals überhaupt, lag Trump bei einer landesweiten Umfrage mit 50% vorne. Das dürfte der Wall Street nicht gefallen. Sie wünscht sich Goldman-Freundin Clinton.
- Da waren es nur noch zwei!!! Der Niedergang des Ölpreises trifft nun auch einen absoluten Branchenprimus und Indexschwergewicht. Erstmals seit 1930 (!!!) verliert ExxonMobil seine AAA-Bonität durch die Rating Agentur S&P. Nach einer Warnung im Februar, kam jetzt die Herabstufung auf AA+ (Ausblick stabil). Als Gründe werden die niedrigen Ölpreise, der hohe Investitionsbedarf und die großzügige Dividendenpolitik genannt. Wird es nun endlich bestraft, wenn man mehr ausschüttet, als verdient? (frage ich mich etwas ketzerisch). Die Herabstufung hat nicht nur mögliche Nachteile bei der Refinanzierung des Unternehmens. Das AAA-Rating war auch ein Trumpf, wenn es um die Vergabe von Bohrlizenzen ging. Jetzt gibt es nur noch zwei US-Unternehmen mit AAA-Rating. Es sind Amazon und Johnson & Johnson.