- Da Trump, auch Libertäre und Anhänger der „Österreichischen Schule“ in seinen Beraterstab holt, achte ich natürlich sehr auf entsprechende Schlagzeilen aus dieser Ecke. Am Montag war auf der Webseite des „Business Insider“ eine erstaunliche Meldung zu lesen. „Trump is meeting with an ex-bank CEO who wants to abolish the Federal Reserve and return to the gold standard”. Der President-elect traf sich demnach mit keinem geringeren als John Allison, dem ehemaligen Chef der BB&T Bank und jetzigem CEO des Cato Institutes, einem libertären Think Tank. Man munkelt, Allison könnte der neue Finanzminister werden (Bloomberg). Gestern schrieb die NY Times dagegen, dass Trump sich für Steven Mnuchin entschieden habe. Bestätigt wurde das allerdings noch nicht.
Interessant ist das Treffen aber allemal. Allison geht in seiner Kritik an der amerikanischen Notenbank noch einen riesigen Schritt weiter als Trump. Im Rahmen des Cato Institutes verfasste er vor zwei Jahren ein Papier, in welchem er für eine Abschaffung der Fed plädierte. „I would get rid of the Federal Reserve because the volatility in the economy is primarily caused by the Fed,” schrieb er damals. Weiter hiess es: “When the Fed is radically changing the money supply, distorting interest rates, and over-regulating the financial sector, it makes rational economic calculation difficult. Markets do form bubbles, but the Fed makes them worse.” Auch sprach er sich gegen eine staatliche Einlagensicherung aus und forderte die Rückkehr zu einem goldgedeckten System. Darf ich als leiderprobter „Österreicher“ doch noch an Wunder glauben? - Fakt ist, die Märkte tappen weiterhin über die Auswirkungen einer Trump-Präsidentschaft im Dunkeln. Oft wurde in den letzten Tagen das, was der Milliardär angeblich umsetzen will mit der Politik Reagans Anfang der Achtziger verglichen. Reagonomics führte damals zu eine Aktienhausse. Darauf hoffen die Bullen jetzt auch. Allerdings hinkt der Vergleich. Damals waren Aktien wesentlich günstiger bewertet als heute, Handelsschranken fielen, Debt to GDP lag bei 30% (jetzt 105%), der Leitzins bei 18% (0,50%), 10j Renditen bei 15% (2,30%), die Sparquote bei 10% (5%) und Inflation (CPI) bei 8,00% (1,6%). Kurzum, im die Fed hat also ihr Pulver verschossen und wird jetzt restriktiver, die Verschuldungsgrade des privaten und öffentlichen Sektors sind gleichzeitig gigantisch. Eine nachhaltige Aktienhausse ist alles andere als gemachte Sache.
- Insgesamt nahm der Markt gestern im Anlauf auf das italienische Referendum eine eher abwartende Haltung ein. Die Sorgen wichen der Hoffnung, dass es trotz eines „negativen“ Ergebnisses vielleicht ähnlich ablaufen könnte wie nach dem Brexit und der Trump-Wahl. Sprich, dass der Markt nach einem anfänglichen Schreck sich doch wieder fängt. Ich frage mich, ob diese Einstellung gefährlich naiv, oder vielleicht doch gerechtfertigt ist. Wozu Algos alles in der Lage sind, haben wir Bären ja schliesslich oft genug erleben dürfen. Vielleicht müssen wir uns zukünftig mit einem Kapitalmarkt abfinden, in dem Computer die Marktbewegungen schlichtweg unerklärlich machen.
- Nach anfänglicher Schwäche, konnte sich der Dax wieder über die kritische Marke von 10.600 retten (+0,32%). Der EuroStoxx schlug sich mit +0,72% deutlich besser. Das war ein bisschen verwunderlich, angesichts des Kursrutsches im Ölpreis (-4%). Wird das OPEC-Meeting wieder zur Farce?!?
Das Closing an der Wall Street war alles andere als schön. Anfängliche Gewinne wurden wieder abgegeben. Nur mit Mühe schloss man noch im positiven Bereich (Dow +0,12%, S&P +0,13%). Das Momentum nach oben lässt offensichtlich nach. Small Caps (R2K) waren die Underperformer und schlossen im Minus. US-Staatsanleihen setzten ihren Erholungskurs fort. Der Dollar-Index handelte etwas schwächer. Gold schafft weiterhin keinen Durchbruch der $1.200 nach oben. - Heute Morgen, am letzten Tag des Monats, handeln die Märkte in Fernost uneinheitlich. Auch hier halten sich die Anleger vor dem OPEC-Meeting (heute), dem US-Arbeitsmarktbericht (Fr.) und den Wahlen in Italien und Österreich (So.) zurück. Die Geldmarktsätze in China steigen weiter stark an. Das ist bemerkenswert. Die Sorge vor einer Liquiditätskrise bei den dortigen Banken steigt offensichtlich.