• Im Zentrum des Geschehens stand gestern das OPEC-Meeting in Wien. Schon im Anlauf auf die offizielle Ankündigung um 16:00, stiegen die Ölnotierungen in der Spitze um 10% und handeln jetzt wieder auf den Niveaus von Ende Oktober. Shorties, die auf ein Scheitern der Verhandlungen setzten, wurden kräftig gesqueezed.
    Angekündigt wurde dann tatsächlich eine Einigung auf die Senkung der OPEC Fördermengen um 1,2 Mio auf 32,5 Mio Barrel pro Tag. Das war mehr, als der Markt erwartet hatte. Riesig ist dieser Schritt dennoch nicht wenn man bedenkt, dass weltweit 96 Mio am Tag gefördert werden und das Überangebot bestehen bleibt. Sollte der Ölpreis in den nächsten Wochen wirklich weiter steigen, werden ausserdem die US-Fracking-Firmen ihre Aktivitäten wieder ausbauen. Vom Schummeln ganz zu schweigen. Goldman schrieb: „Looking at the last 17 OPEC production cuts, observier production cuts have typically come in at 60% of the announced cuts.“
    Der Deal soll ab Januar umgesetzt werden und ist „contingent“. Will heissen, dass sich auch die Non-OPEC Länder im Dezember auf eine Kürzung einigen müssen. Bereitschaft dafür soll angeblich signalisiert worden sein. Indonesien machte bei dem Deal nicht mit und hat die eigene OPEC-Mitgliedschaft erstmal ausgesetzt.
  • Aktien zeigten sich von der Sache erstaunlicherweise wenig beeindruckt (Dax +0,19%, EuroStoxx +0,43%, Dow +0,01%, S&P -0,27%, R2K -0,44%, NASDAQ -1,05%). Fast ebenso interessant wie beim Öl, waren allerdings die Bewegung am Anleihemarkt. So als ob Algos aus dem höheren Ölpreis Rückschlüsse auf die Inflation zögen, wurden amerikanische Staatsanleihen im Preis kräftig nach unten geprügelt. Auch hier zulande ließ der Bund Future Federn mit -44 Ticks. Die Rendite der 10j Treasuries stieg wieder in Richtung des jüngsten Hochs @2,40% (Closing 2,39%). Am schlimmsten traf es die 30j. Sie stieg in der Rendite um 14bp (!) auf 3,05% Die Zinsstrukturkurve (2/10 und 10/30) versteilte sich stark. Natürlich spielten hier auch die Headlines um den neuen Finanzminster Mnuchin eine Rolle. In einem Interview auf CNBC äußerte er sich zur Tragfähigkeit der US-Staatsverschuldung. Das niedrige Zinsniveau wolle er möglicherweise (noch schnell???) ausnutzen, um Anleihen mit sehr langer Laufzeit zu emittieren. Bisher sind US-Treasuries auf maximal 30 Jahre Endfälligkeit begrenzt. Ähnlich wie zuletzt einige andere Länder, erwägt man offensichtlich Laufzeiten deutlich darüber. Vielleicht 50 bis 100 Jahre?!? Lassen Sie es mich milde formulieren. Ich bin mir nicht sicher, ob die Aussagen des Ex-Goldman Bankers wohl überlegt waren. In Abwesenheit von QE4, muss das gigantische Auswirkungen auf Festverzinsliche haben. Ich frage mich wirklich, was jetzt den Anleihemarkt noch stützen soll.
  • Der starke Anstieg der Renditen ging selbstverständlich gestern nicht spurlos am US-Dollar vorbei. Der Renditeaufschlag zwischen deutschen und amerikanischen Staatsanleihen stieg schliesslich auf 2,1%, dem höchsten Niveau seit 1995. EUR/USD fiel wieder unter die 1,0600. Der Dollar Index beendete seine Verschnaufpause und zog an. Ich bleibe dabei. Steigende Renditen und ein fester US-Dollar, beides mit Momentum, wird sich früher oder später als absolut toxisch für die Aktienmärkte und die meisten anderen Risikoanlagen herausstellen.

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