- Im Anlauf auf die mit Spannung erwarteten Rede Yellens, traten die US-Aktienindizes praktisch auf der Stelle. Mit „dovishen“ Äußerungen sorgte die Fed-Chefin dann in der zweiten Tageshälfte für steigende Notierungen. Vor dem Hintergrund globaler Risiken, signalisierte sie, dass man „vorsichtig“ vorgehen werde. Anders als ihre Kollegen in der letzten Woche, die einen aggressiveren Kurs der Fed signalisierten, besänftigte Yellen die Märkte. Die eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im April sank von 4% auf 0%. Der Dollar-Index verlor sofort an Boden (Abe und Draghi dürften nicht begeistert sein), US-Staatsanleihen und Aktien legten zu, die Ölpreise erholten sich etwas von ihren deutlichen Verlusten. Gold in $ war mit +2% der Outperformer.
- Euphorie sieht allerdings anders aus. Mit +0,56% im Dow Jones und +0,88% im S&P 500 drängt sich wie am 17.03 bei der Pressekonferenz die Frage auf, ob das alles als Indiz dafür zu werten ist, dass die Fed tatsächlich die Kontrolle verloren hat. So schrieb ein Händler treffend: „I hear a dovish tone. But I see loss of control under the disguise. A truly broken market. All being fabricated.“ Die Freunde der meisten Markteilnehmer über die „dovishe“ Rhetorik wird eindeutig eingetrübt durch die Frage, warum sich Yellen so präsentiert. Was weiss sie über den Zustand der Weltwirtschaft, der es ihr bei aktuell „günstigem“ Stand im S&P und $ unmöglich macht, winzige 25 Basispunkte an der Zinsschraube zu drehen??? Auch frage ich mich, ob die „hawkishen“ Kollegen von letzter Woche nur „good cop, bad cop“ spielen, oder ob sich ein Konflikt in der Vorstandsetage der Fed abzeichnet. Williams zeigte sich auf einer Rede wenige Stunden vor Yellen deutlich aggressiver.
Die Märkte rechnen nun allerhöchstens mit einer Zinserhöhung in diesem Jahr. Wahrscheinlich am 15. Juni (30%), wobei das doch sehr kurz vor der Abstimmung zum Brexit liegen würde (am 23. Juni…../laut BMG-Umfrage liegt das „Austreten“-Lager mit 45% zu 41% erstmals vorne). Alternativ könnte es am 27. Juli passieren, bei dieser Sitzung gibt es allerdings keine Pressekonferenz. Die Präsidentschaftswahl in den USA verkompliziert dagegen einen Zinsschritt am 21. September, bzw. am 2. November. Bleibt dann nur noch der 14. Dezember??? - Trotz der jüngsten Erholungsphase im Dax, verläuft dieser weiterhin in offensichtlich bärischen Verlaufsmustern (z.B. bärischen Flagge). Wie in den letzten Handelstagen häufig zu sehen, konnte der Index auch gestern seine anfänglichen Gewinne nicht halten und bröckelte wieder ab. Seit Einführung der Negativzinsen in Japan, hat der Nikkei -8% eingebüßt (heute -1,2%). Der Dax dümpelt mit -3% seit „Draghi’s Bazooka“ herum. Immer mehr Marktteilnehmer und ehemalige Unterstützer der Politik des billigen Geldes wechseln in das Lager derer die glauben, dass die jüngsten Aktionen der Zentralbanker dem Finanzsystem mehr schadet als nutzt. Kein Wunder, dass auf den momentanen Niveaus der Aktienidizes eindeutig der Deckel drauf ist.
Der S&P handelt jetzt an seinen Hochs von letzter Woche und liegt auf Jahresbasis nun wieder leicht im Plus (Closing am 31. Dezember @2.042,….gestern @2.055). Aktien sind jetzt teurer bewertet als zum Jahresanfang (S&P P/E 17x). Die FANG-Aktien kommen zwar wieder in Mode, dies ist aber weniger ein Indiz für das Vertrauen in den Gesundheitszustand der Aktienmärkte, sondern mehr der Versuch, schnell vor dem Quartalswechsel noch Performance zu generieren. Auch an der Wall-Street bleibt der Deckel drauf. - Die japanische Industrieproduktion ist im Februar deutlich zurückgegangen. Die in der Nacht veröffentlichten Daten des Handelsministeriums fielen im Monatsvergleich um 6,2% und damit so stark wie seit März 2011 nicht mehr. Damals hatte ein Erdbeben die Industrieanlagen schwer getroffen. Im Vormonat hatte die Produktion noch um 3,7% zugelegt (Reuters).