• Insgesamt handelten die Aktienmärkte am Freitag sehr verhalten. Man atmete nach den Kursgewinnen der Wochenmitte erst einmal durch. Während die Indizes an der Wall Street praktisch auf der Stelle traten (Dow -0,04%, S&P -0,09%), verzeichneten Dax (-0,29%) und EuroStoxx (-0,48%) leichte Verluste. Erstmals in diesem Jahr hat der S&P an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ein (kleines) Minus verzeichnet. Seit 18 Handelstagen hat das der Index immerhin nicht mehr gemacht. Das Momentum nach oben lässt etwas nach, auf der anderen Seite kommt aber auch weiterhin keine richtige Abwärtsdynamik auf. Damit bleiben die Bullen im Vorteil.
    Zum Monatsende könnte in den nächsten Handelsstunden die übliche Bilanzkosmetik (Window Dressing) der Marktteilnehmer eine Rolle spielen. Insbesondere bei denen, welche die Hausse nicht mitgemacht haben. Das Wochen-Closing im Dax über dem wichtigen Widerstand 11.700 sollte man nicht ignorieren. Viele hofften, dass sich im Laufe der ersten Wochen des Jahres herauskristallisieren würde, dass die Markt-Euphorie um Mr. Trump übertrieben sei und Ernüchterung einsetzt. Bislang hofften sie vergebens. Es kam nicht zu einem ähnlich missglückten Jahresstart wie 2015 und 2016. Die Charttechnik bleibt damit weiter bullisch.
  • Nicht nur die Charttechnik spricht für den „Bullish Case“ bei den Aktien. Ich bin weiterhin der Meinung, dass Anleiherenditen in den kommenden Monaten ansteigen werden (Kurse runter). Die steigende Inflation bzw. Inflationserwartung nicht nur in den USA (Trump-Agenda), sondern auch in der Eurozone, wird dabei der Haupttreiber sein. Vor diesem Hintergrund wird sich auch die EZB sehr bald mit „Tapering“ befassen müssen und auch werden. Solange diese Aufwärtsbewegung in den Renditen bei der Inflation nicht allzu brutal vonstatten geht (der Punkt ist wichtig und entscheidend), können die Aktienmärkte davon sogar profitieren. Sollten Anleger sich aus dem Segment der Anleihen verabschieden und ihr Geld umschichten, werden Dividendentitel profitieren. Von Stock-Buy-Backs einmal abgesehen, kam es in den letzten Jahren per Saldo zu Umschichtungen aus Aktienfonds hinein in Anleihefonds. Dieser Trend könnte sich jetzt umkehren. Kommen dann noch an der Seitenlinie geparkte Barreserven dazu, könnte die Hausse erstmal weitergehen. „Unternehmerische Beteiligungen“, „unterbewertete Investments mit Sachwertcharakter“ ect., in einem Umfeld in dem Nominalwerte eher gemieden werden sollten, könnte sich zumindest für eine gewisse Zeit als Narrativ durchsetzen.
  • Die letzten Tage haben gezeigt, dass die Aktionen Trump’s nicht immer gut bei den Marktteilnehmern ankommt. Stichwort „Protektionismus“ im Welthandel, „Mauer in Mexiko“ und „#MuslimBan“. Hier sorgen vor allem die MSM für teils hysterische Reaktionen. Leider wird meist unsachlich berichtet (Tagesschau: „Mexiko glaubt nicht an Mauern“). Ein schönes Beispiel ist das Verschweigen der Tatsache, dass Mexiko selbst eine Mauer an der Grenze zu Guatemala errichtet hat, um die Einwanderung von Armutsflüchtlingen aus dem Mittelamerika zu verhindern. Auch ist vergessen, dass Obama 2011 den Menschen aus dem Irak die Einreise verbot, selbst wenn sie für die Amerikaner im Irak arbeiteten.
  • Es ist so verdammt offensichtlich geworden. Der Brexit war für unser Establishment „The Bear-Stearns-Moment“. Trump ist „The Lehman-Moment“ und der Mann läuft sich gerade erst warm. An den Märkten zählt jetzt nicht mehr das billige Geld und eben das wird langsam eingepreist. Trump ist ein Mann der Tat, ob es gefällt oder nicht. Seine Taten haben Folgen, die Investoren in ihren Anlageentscheidungen beherzigen müssen.
    Sehr gut finde ich jedenfalls sein am Samstag unterzeichnetes Dekret, welches die Regeln für den Wechsel von ehemaligen Mitarbeitern der US-Regierung zu Lobbygruppen verschärft. Er macht weiter das, was er vor der Wahl versprochen hat. In diesem Fall…..“Drain the Swamp“ in Washington. Toll!!!
  • Ich bin mir sicher, dass die Aktienmärkte positiv reagieren werden, wenn Trump seine nächsten großen Schritte bekanntgibt. Deregulierung und vor allem Steuersenkungen. Momentan kommen solche Meldungen fast stakkatoartig über die Ticker. Der neue Präsident handelt in rekordverdächtigen Geschwindigkeit.
    Für Bewegung bei den Einzeltiteln werden selbstverständlich in den nächsten Tagen auch wieder die Quartalszahlen von Unternehmen sorgen. In der neuen Woche bringen 35 Werte im S&P500 ihre „Earnings“. Der Nikkei handelt aktuell -0,59% schwächer. In China, Hongkong, Taiwan, Singapur und Südkorea bleiben die Märkte heute feiertagsbedingt geschlossen. Dax und EuroStoxx werden etwas schwächer erwartet.

Schreibe einen Kommentar