- Mit dem verkürzten Handel an der Wall Street, blieb es auch am Freitag verhältnismäßig ruhig. Im dünnen Handel konnten sich die meisten Aktienindizes behaupten (Dax +0,09%, EuroStoxx +0,26%, Dow +0,36%, S&P +0,39%). Der US-Dollar verlor zusammen mit den Renditen der US-Treasuries etwas an Boden. An dieser Front wurde durchgeatmet.
- Öl handelte dagegen sehr schwach (-4%), nach Headlines, wonach die Saudis Verhandlungen mit Nicht-OPEC-Staaten ablehnen, solange unter den OPEC-Mitgliedern keine Einigung zustande käme. Das entscheidende OPEC-Meeting am Freitag wirft bereits seine Schatten voraus.
Gleiches gilt für die Risikoaufschläge der französischen (OATs) und italienischen Staatsanleihen (BTPs) vs. Bunds im Anlauf auf das Referendum in Italien (04. Dez.) und der Wahl in Frankreich (aktuelle Vorwahlen, Wahl Mai ’17). Die Spreads sind mittlerweile so groß, wie sein Sommer 2014 nicht mehr. Auf die Gefahr hin, dass sich mich anhöre wie eine hängengebliebene Schallplatte; es braut sich abseits der Aktienmärkte etwas zusammen, was uns bald um die Ohren fliegen wird, wenn der absolute (Bunds/Treasuries) und relative Zinsanstieg (Spreads: EMK, Unternehmensanleihen, Euroland Peripherie) gepaart mit der Dollar-Rallye nicht sehr bald aufhört. In vielen Portfolios haben die Gewinne auf der Aktienseite, wenn sie überhaupt zustande kamen, die jüngsten Verluste bei den Zinspapieren bei weitem nicht ausgleichen können.
Ausgehend vom Renditetief @1,00%, sind 10j BTPs in den letzten Wochen auf 2,08% gestiegen. Diese Verdopplung der Rendite bedeutet einen riesigen Price-Swing dieser Benchmark-Anleihe nach unten. Der Kurs der Papiere befindet sich nur noch knapp über der 92,00! Die Angst vor einem Blutbad bei den italienischen Banken und einem Austritt Italiens aus der EU steigt. Am Freitagvormittag wurde Monte Paschi nach einem Kursrutsch von über 5% vom Handel ausgesetzt.
Sollte wirklich die Anleiheblase geplatzt sein, waren die knapp $900Mrd., die weltweit bisher verloren wurden, erst der Anfang. Der Renditeanstieg trägt bereits den Namen „Trumper Tantrum“ in Anlehnung an „Taper Tantrum“. Gemeint ist damit der Kursrutsch am Anleihemarkt ab Juni 2013, als der damalige Fed-Chef Bernanke bei einer Rede ein Auslaufen des Anleihekaufprogramms andeutete. - Ich glaube weiterhin nicht, dass Aktienmärkte sich dem, was am Anleihemarkt und Devisenmarkt passiert, auf Dauer entziehen können. Dazu kommen die krassen Divergenzen in der Technik. Die für viele überraschende Trump-Rallye ist keine Marktbreite. Es ziehen zu wenige Einzeltitel und Sektoren richtig mit, als dass man von einer nachhaltigen Bewegung ausgehen kann. Dazu kommt die sich stark aufgehellende Stimmung in einer überkauften Situation. Das „Sentiment“, gemessen am Fear Index und Dingen wie der Put/Call Ratio, ist jetzt bullisch. Wird sich das als Kontraindikator herausstellen?
- In Asien passierte heute Nacht recht Interessantes. Der Dollar handelt schwächer. Die PBoC wertet den Yuan im Fixing gegen den Greenback auf (!), auf 6,9042 von 6,9168. China habe durch Reverse Repo Operationen zuletzt die Geldpolitik gestrafft, schreibt Bloomberg. USD/JPY fällt mit mehr als 1% (Yen fest) so stark wie seit dem 09. November nicht. Nikkei schwächer, vorbörsliche Indikationen für uns ebenfalls.