• Den dritten Tag in Folge treten Dax & Co. nun bereits auf der Stelle. Die Euphorie über die Steuersenkungspläne Trumps hält sich gelinde gesagt weiter in Grenze. Es war tatsächlich nur ein einseitiges Dokument, welches zwei ehemalige Goldman Sachs Banker, die jetzt in der Trump-Administration arbeiten, den gebannt wartenden Journalisten vorlegten. Aus welchen Gründen auch immer, hat Trump es nicht selber gemacht. „It’s one page. Trump could have tweeted it out months ago“, schrieb eine Marktbeobachterin hämisch. Stimmt, sollte das der große Wurf sein?!?
  • Nun, sind wir mal nicht ganz so gemein. Als Libertärer und Anarchokapitalist kann ich Steuersenkungen natürlich nur begrüßen. Sie würden einen positiven BIP-Impuls bringen und die Mittelschicht entlasten. Wie aber bereits geschrieben, wird die Umsetzung dieser Pläne alleine aufgrund der politischen Widerstände fast unmöglich sein. Selbst wenn es irgendwie gelänge, steht die Gegenfinanzierung nicht und es droht eine deshalb noch weiter explodierende Staatsverschuldung. Der Wasserkopf names Staatsapparat ist so groß, dass dieser entweder verkleinert (undenkbar in der heutigen Welt), oder aber eben Geld von anderer Seite aufgetrieben werden muss. Um es kurz zu machen, der „One Pager“ reicht nicht für eine Fortsetzung der Aktienhausse und somit bleibt das Bild für meinen Geschmack extrem topisch. Der Markt hat all das was von Trump versprochen und nicht geliefert wurde schon eingepreist. Wenn er tatsächlich nicht liefert, wird ausgepreist. Bank of Amerika/ML sieht es offenbar ähnlich. Deren Analysten schreiben in einer Analyse über Small Caps: „The Trump Put is over“. Mehr noch, jetzt droht ein Government Shutdown. Trump wird heute Nacht von der Nachrichtenagentur Reuters wie folgt zitiert: „We’ll see what happens. If there’s a shutdown, there’s a shutdown.“ Nun, dann schauen wir tatsächlich mal, was über das Wochenende passiert.
  • Auch das EZB-Meeting war praktisch ein Non-Event. Die EZB hat ihre Forward Guidance (geldpolitischen Ausblick) unverändert belassen. Schneller als bisher angekündigt, werden die Wertpapierkäufe also nicht heruntergefahren. Von einer Zinserhöhung war auch nicht die Rede. Im Gegenteil, die Zinsen werden für „längere Zeit“ und „weit“ über QE hinaus auf niedrigem Niveau bleiben. An der Zinsschraube wird, wenn überhaupt erst gedreht, wenn die Wertpapierkäufe beendet sind. Draghi versucht also weiterhin auch gegen interne Widerstände so lange wie möglich eine Normalisierung der Geldpolitik zu vermeiden. Analysten vergleichen sein Dilemma/Vorgehensweise mit dem „Fehler“ Trichets von vor genau sechs Jahren. Damals erhöhte dieser (für viele voreilig) die Zinsen in einen zu fragilen Zustand hinein und bekam eine gepfefferte Rezession in retour. Draghi, welcher der Euro-Peripherie mehr gewogen ist als den Kernländern (hier müssten die Zinsen im aktuellen Umfeld viel höher liegen), möchte das unter allen Umständen verhindern. Und so preist der Markt denn auch erst frühestens im April 2018 die erste Zinserhöhung seitens der EZB ein. Ich wünsche ein schönes Wochenende.

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