- Seit nunmehr zwei Tagen kommt der Dax nicht mehr von der Stelle. Ist es nur ein Durchatmen vor dem nächsten Schub nach oben, oder geht dem deutschen Leitindex anlässlich der vielen Risiken da draussen erneut in der Nähe des Allzeithochs die Puste aus? Stichwort: „Doppeltop“! Ich halte es weiterhin für nicht das wahrscheinlichste Szenario, dass das zweite Quartal ein gutes für die Aktienmärkte werden wird. Kurzum, ich rechne eher mit einer größeren Korrektur. Einzig wenn Trump doch noch etwas ganz Konkretes in Sachen Steuersenkungen aus dem Hut zaubern und dies auch tatsächlich umsetzten könnte, wäre ich bereit, meine Einschätzung zu überdenken.
- Für gestern war denn auch zum x-ten Mal seit der Wahl die Ankündigung einer Ankündigung eines großen Wurfs erwartet worden. Es blieb was es ist, eine Wunschliste. Unter anderem ist eine Senkung der Unternehmenssteuer von aktuell 35% auf 15% vorgesehen, mit der das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden soll. Selbst wenn solche Pläne auf den Tisch sind, kann die Trump-Administration diese wahrscheinlich nicht umsetzen. Kurz gesagt, die Gegenfinanzierung funktioniert nicht. Zur Erinnerung, als Ronald Reagan seine Steuersenkungen durchzog lag die amerikanische Staatsverschuldung bei 1,3 Billionen Dollar. Aktuell liegt sie bei über 20 Billionen. Heute Morgen lass ich, dass die Steuerpläne irgendwo zwischen 3 und 7 Billionen mehr an Verschuldung über die nächste Dekade bedeuten würde. Autsch!!! Auch in den Reihen der Rebublikaner dürften damit viele dieses Vorhaben nicht mittragen. Ein Händler zog Trump gestern durch den Kakao, als er schrieb: „Since we are above 21K (im Dow Jones) and the tax cut plan is a done deal, does anyone care if I go golfing this afternoon?“
- Insgesamt reagierten die Märkte am Ende wenig euphorisch auf die Eckpunkte der geplanten Steuerreform. Gegen Handelsschluss rutschten die US-Indizes leicht ins Minus. Für Gesprächsstoff sorgte neben den Problemen eines kanadischen Immobilienfinanzierers ausserdem, dass Präsident Trump alle (!) 100 US-Senatoren anlässlich der Nordkorea-Problematik ins Weiße Haus eingeladen habe. Das äußerst ungewöhnliche Treffen fand gestern um 21:00 unserer Zeit statt. Manche vermuten, dass sich eine Eskalation des Konflikts abzeichnen könnte. Des Weiteren droht in den nächsten Tagen aufgrund der Verschuldungsobergrenze ein „Government Shutdown“. Bei den T-Bills mit Fälligkeiten im Mai, also am ganz kurzen Ende, haben wir jetzt eine inverse Zinskurve. Interessant war gestern ebenfalls, dass JP Morgan seine US-BIP Prognose für das erste Quartal von 0,6% auf 0,4% absenkte. Man begründete diesen deutlichen Schritt mit den nach unten revidierten Zahlen zum Einzelhandel.
An der Bitcoin-Front wird es wieder interessant. Erneut aufkeimende Hoffnung, dass die Winklevoss Zwillinge doch einen ETF von der Börsenaufsicht genehmigt bekommen könnten, trieb den Preis wieder nach oben. Aktuell handelt ein Bitcoin über 1.300 Dollar. - Heute erwarten uns Quartalszahlen von einigen Schwergewichten. Amazon, Alphabet und Microsoft präsentieren unter anderem ihre Ergebnisse. Ausserdem steht die EZB-Sitzung an. In den letzten Monaten wurde immer deutlicher, dass die Differenzen unter den Ratsmitgliedern größer werden. Insgesamt wird sich die Notenbank wohl weiterhin sehr schwer tun mit einer Normalisierung der Geldpolitik. Auf der einen Seite versuchen die Tauben selbst kleinste Hinweise auf ein Ende der ultralockeren Geldpolitik in der offiziellen Rhetorik zu vermeiden. Auf der anderen Seite werden aber die Falken immer lauter. So sorgte Nowotny vor einiger Zeit für Bewegung, als er in einem Interview die Möglichkeit einer Erhöhung des Einlagesatzes vor (!) Ende des Anleihekaufprogramms ins Spiel brachte.
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