- So, gestern war es dann wieder soweit. Die Price-Action, welche wir direkt nach den US-Wahlen erleben durften, setzte sich ab Mittag nach zweitägiger Pause und trügerischer Ruhe fort. Die Renditen von Anleihen mit langer Laufzeit stiegen plötzlich stark an (Kurse runter) und der US-Dollar setzte seinen Höhenflug fort. Die Währungen in den Schwellenländern gerieten wieder unter Druck. Diesmal, und das war interessant, war es den Aktienmärkten dann doch nicht mehr ganz so egal. Ausgehend von ihren Tageshochs, reagierten sofort mit Kursverlusten.
- Schauen wir uns die Show im Detail an! Am interessantesten war die plötzliche Abwärtsbewegung im Bund Future um die Mittagszeit, als dieser innerhalb weniger Minuten 75 Ticks verlor und seine Verluste bis in den späten Nachmittag sogar auf einen ganzen Punkt ausbaute. „Was war passiert“?, fragten sich die Händler untereinander. Waren es die zunächst starken US-Makrodaten, oder die Headlines, wonach die EZB auf die Knappheit an deutschen Staatsanleihen als Collateral reagiert? Angeblich will sie von Banken weniger Sicherheiten für die Ausleihungen der Papiere verlangen.
Zeitgleich kamen die italienischen Staatsanleihen (BTPs) unter starken Abgabedruck und weiteten sich im Spread gegen Bunds um +10 Basispunkte aus (@+185bp vs. 125bp vor 6 Wochen). Die Angst steigt spürbar, dass uns mit dem Referendum am 04. Dezember der nächste Brexit/Trump-Event bevorsteht. Die Aktienkurse der großen italienischen Banken handelten gestern entsprechend schwach. #Italeave ist in aller Munde. Noch 11 Tage, Mr, Renzi!!!!!!!
Trotz einer sehr guten Auktion der 7j Papiere, durchbrach die Rendite der 10j amerikanischen Staatsanleihe die Abwärtstrendlinie (@2,37%) gezogen durch die Hochs des Jahres 2010/2011/2014 nach oben. „The duration unwind continues“, schrieb ein Analyst der RBC dazu treffend. Auf der anderen Seite sank die Rendite der zweijährigen Bundesanleihen hierzulande auf ein Rekordtief (Kurse hoch). Wie passt das zusammen? Ist das eine Flucht in den (vermeintlich) sicheren Hafen. Raus aus amerikanischen Treasuries (Trumpflation, schuldenfinanzierte Fiskalpolitk), rein nach Kerneuropa (Deflation, more QE). Schichten vielleicht sogar die Chinesen um? - Der Dollar Index (DXY) legte stark zu und nimmt jetzt die 102,00 ins Visier. Kurz davor liegt bei 101,81 ein 61,8% Fib. Retracement der Abwärtsbewegung von 2002 bis 2008. Diese Schlüsselmarke wurde gestern durchbrochen. USD/JPY katapultierte es nach oben über die 112,40 (Yen schwach). USD/CNY stieg nach der Abwertung der PBoC auf ein Allzeithoch (Yuan schwach). EUR/USD fiel deutlich unter die 1,0600 (Tief @1,0526). Gold drückte es unter die $1.200!
- Seit 1973 gab es nur zwei Phasen in welcher der S&P500 und der Dollar Index gleichzeitig mehr als 4% innerhalb von zwei Wochen zulegten. Im April 2000 und im Mai 1986. Ich bleibe dabei. Die Dollarstärke zusammen mit steigenden Anleiherenditen sind Gift für Risikoanlagen. Die Verschuldung in der Welt ist in den letzten Jahren einfach zu stark angestiegen, als dass wir solche Bewegungen ohne Nebenwirkungen verkraften könnten. Das Einzige, was jetzt die Dollar-Rallye wohl noch stoppen kann, ist die Fed, indem sie gegen den Erwartungen Mitte Dezember nicht an der Zinsschraube dreht.
Die gestrige Veröffentlichung der FOMC-Minutes lässt allerdings nicht darauf schliessen. Diese fielen unterm Strich „hawkish“ aus. Vor allem der Satz, dass eine Zinserhöhung für die Glaubwürdigkeit der Notenbank unabdingbar sei, fand viel Beachtung. Die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit für einen „hike“ im Dezember liegt jetzt über 95%. - Mit dem gestrigen Handelstag verabschiedeten sich die meisten Amerikaner aufgrund ihres jährlichen Truthahn-Genozids in ein verlängerte Wochenende. Im asiatischen Handel bleibt heute Morgen der Greenback gesucht. Die Sorge vor einem „Dollar Shortage“ wächst. Der Kursrutsch an den Anleihemärkten geht weiter. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe in Singapur beispielsweise, stieg um +11 Basipunkte. Die 10j in Japan hält sich weiter über dem 0,00%-Target der BoJ. Die 30j steigt auf 0,64%, einem 8-Monatshoch. Erneut wertete die PBoC den Yuan im Fixing ab (6,9085 vs 6,8904).