- Verfechter der keynsianischen Irrsinnslehre (fast alle) und auch deren Gegner (fast nur ich) müssen eines zugeben, die gestrige BoJ-Ankündigungen war in der Tat kein schlechter Schachzug. Das wird insbesondere dann klar, wenn man sich nochmals vor Augen führt, dass die BoJ mit dem Rücken an der Wand stand. Es war die Entscheidung, für 10j japanische Staatsanleihen (JGBs) eine Renditeobergrenze von 0,00% anzustreben. In den frühen Morgenstunden habe ich dazu noch nichts gesehen, dann aber nach Veröffentlichung meines Kommentars schon.
Damit will man einen starken Renditeanstieg bei länger laufenden JGBs verhindern. Kein Wunder, denn das hätte auch negative Konsequenzen für die Renditen der europäischen und amerikanischen Staatsanleihen und damit auch Aktien gehabt.
Die Jungs von Godmode Trader haben es auf den Punkt gebracht. Im Grunde genommen ist es der Versuch der BoJ, den Markt abzuschaffen. Die Schlüsselfrage ist jetzt natürlich, ob dieses Unterfangen funktioniert, oder ob die Renditen der langen JGBs trotzdem steigen.
Man kann sich darüber streiten, ob das ein erstes Anzeichen für „tapering“ war, oder eben nicht. Wenn Bondkäufe am langen Ende zurückgefahren werden und man sich gleichzeitig bemüht den deshalb ausgelösten Renditeanstieg zu begrenzen, dann ist das „tapering“. Die Geldpolitik wird restriktiver, nicht expansiver. Ich würde es jedenfalls so interpretieren. Auch Goldman Sachs bezweifelt, dass die BoJ Erfolg haben wird und nennt die neuen Maßnahmen ein „stealth taper“. Leider interessiert sich niemand für diese Sichtweise, sondern nur für die des Marktes. Somit könnte der Plan zumindest für eine gewisse Zeit aufgehen. - Wir Gegner dieser Politik wissen natürlich, dass das BoJ-Abenteuer langfristig nicht funktionieren wird, da kein freies Spiel der Marktkräfte mehr möglich ist und eben das den Markt zerstören wird. Was kommt als Nächstes, so frage ich mich, ein Preisziel im Nikkei @17.000??? Willkommen in der Planwirtschaft?!?
Egal! Kurzfristig könnte sich der gestrige Schritt der BoJ aber als Punktsieg erwiesen haben. Solange die Renditen und der japanische Yen (JPY) nicht steigen, ist eine Jahresendrallye am Aktienmarkt möglich. Interessant war allerdings gestern schon (vor der Fed), dass die Aktienindizes ihre anfänglichen Kursgewinne nicht halten konnten. Der Dax, um die Mittagszeit noch im Hoch @10.536 (+1,4%), bröckelte wieder ab und schloss @10.436 (+0,41%). Das lag wohl an der interessanten Bewegungen im USD/JPY. Zunächst schwächelte der Yen (USD/JPY stieg auf 102,79), dann legte dieser deutlich zu (USD/JPY sank zum Handelsschluss in NY auf 100,60). Auch heute Morgen in Asien legt der Yen weiter zu und nähert sich der psychologisch wichtigen Marke 100,00 (aktuell 100,23, Tief 100,10). - Nun zur Fed. Wie erwartet, drehte die amerikanische Notenbank nicht an der Zinsschraube. Yellen beteuerte ihr Vertrauen in die Wirtschaftsentwicklung („our decision not to raise rates does not reflect our lack of confidence in the economy“), das man nicht „behind the curve“ sei und die meisten FOMC-Mitglieder noch eine Zinserhöhung in diesem Jahr erwarten. Auch unterstrich sie, man wolle nicht, dass die Wirtschaft überhitzt und dass man politisch unabhängig sei (lol). Der Fed-eigene Ausblick auf das US-Wirtschaftswachstum wurde auf ein Rekordtief gesenkt. Insgesamt hat diese Frau auf der gestrigen Pressekonferenz so viel verwirrendes und oft widersprüchliches Zeug von sich gegeben, dass ich es irgendwann aufgegeben habe, ihr zuzuhören. Das ist kein Scherz! An der Wall Street reichte es jedenfalls für eine Schlussrallye. Deshalb schließe ich mit dem Kommentar eines ebenfalls verwirrten Marktteilnehmers ab. „Stocks soar as the Fed throws in the towel and admits rates will probably never normalize in our lifetime.“