Schaut man sich die absoluten Kursniveaus der großen Aktienindizes an, könnte man tatsächlich meinen, dass die Weltkonjunktur brummt und alles da draussen Friede, Freude, Eierkuchen sei. Gestern sah es denn auch im frühen Handel danach aus, dass sich der Höhenflug im Dax & Co. ungebremst fortsetzen würde. Doch dann machte der Rohstoffmarkt den Aktienbullen einen Strich durch die Rechnung.

Analysiert man nämlich andere Marktsegmente, könnte es einem im Hinblick auf die Weltkonjunktur gerade mulmig werden. Nicht nur die sich extrem verflachende US-Zinsstrukturkurve (30j Treasury auf 7-Monatstief, 3M Libor auf 8-Jahreshoch, Renditedifferenz 2/30 auf tiefsten Stand seit 2007) signalisiert eine nahende Rezession. Viele Commodities kommen gerade extrem unter Druck. Was ist da los? Nun, wenn Liquidität, die man gestern noch als selbstverständlich erachtete, heute komplett verschwindet, dann hat man an den Kapitalmärkten ein Problem. Schön ist eben das gerade beim Ölpreis zu beobachten. Die Sorge um ein zu hohes Angebot (steigende Fördermengen) bei gleichzeitig nachlassender Nachfrage (abkühlende Konjunktur) gepaart mit dem Optionsverfall der Juli Futures, führte im gestrigen Handel zu einem Kursrutsch auf ein 7 Monatstief. Damit taucht der Ölpreis nun in eine Gegend ab, die seit Frühling letzten Jahres bisher immer als sehr gute Unterstützungszone gehalten hat. Seit seinem letzten Hoch im Februar diesen Jahres hat das schwarze Gold über 20% verloren und befindet sich damit per Definiton im Bärenmarkt-Territorium. Bank of Amerika sieht das Kursziel jetzt bei 30 Dollar.
Ende 2015/Anfang 2016 entwickelte der Ölpreis eine solche Dynamik nach unten, dass letztlich auch die Aktienmärkte einbrachen. Die Angst ging um, dass über eine Konjunkturabkühlung in China Deflation exportiert werden könnte. Damals legte der Dax den schwächsten Jahresstart in seiner Geschichte hin. Die Rettung kam erst mit der 180-Grad-Wende der Fed und dem sogenannten „Shanghai Accord“. Die danach folgende Öl-Rallye basierte aber auf Lügen der OPEC und Bluffs der Zentralbanken.

Die Frage drängt sich langsam auf, ob jetzt wieder ein „Commodity Unwind“ bevorsteht. Der Commodity Index von Reuters (CRB) begibt sich gerade auf extreme Talfahrt. Es scheint keine technischen Unterstützungen mehr zu geben. YTD: Soybeans (-7,6%), Cocoa (-9,0%), Coffee (-9,1%), Gasoline (-15,1%), Heating Oil (-18,9%), Crude Oil (-19,0%), Nat Gas (-21,3%), Suguar (-28,3%). Ist diese Kursentwicklung nur „Noise“, oder ein Warnsignal für das was uns die nächsten Monate in anderen Risikoanlagen noch bevorsteht? Commodities könnten gerade etwas signalisieren, was andere Segmente wie der Aktienmarkt noch nicht sehen wollen. Warten wir ab, wer recht bekommt.

Die übliche Rallye (3:30 Ramp) kurz vor Handelsschluss blieb gestern an der Wall Street jedenfalls aus. Die Indizes schlossen am Tagestief. Asiatische Aktienmärkte bis auf China (MSCI Inclusion) heute Morgen schwächer.

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