- Nach dem brutalen Terroranschlag in Paris fällt es mir sehr schwer, mich wieder dem Tagesgeschäft zu widmen. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und den unzähligen Verletzten.
- Wir müssen uns auf einen unruhigen Handel in einem ohnehin schon angeschlagenen Markt einstellen. Der Handel im Nahen Osten (Börse in Dubai wieder auf dem Jahrestief) am Wochenende hat schon einen Vorgeschmack dessen geliefert, was mit den Kursen hier zu erwarten ist.
- Der Freitagvormittag im Dax zeigte noch, dass Aktienbullen das Feld nicht kampflos räumen würden. Immer wieder schaffte es der Index kurzzeitig ins Plus, doch dann wurde es im Anlauf auf das US-Opening immer hässlicher. Am Freitag verlor der Dax bis 17:30 (zwar nur) 0,7%, auf Wochenbasis summiert sich das aber auf satte -3%. Nach der Schlussglocke in Frankfurt ging es mit den US-Indizes dann außerdem weiter talwärts und ekligerweise schloss man dort an den Tagestiefs. Sogar nachbörslich fanden die Futures immer noch keinen Halt und rutschten noch weiter ab. Von Gegenwehr in der zweiten Tageshälfte somit absolut keine Spur. Der NASDAQ, in 2015 oft der Outperformer, präsentierte sich am Freitag besonders schwach. Wichtige Einzelwerte stark unter Druck: Amazon -3,5%, Apple -3%, Netflix -4,5%, Facebook -2,5%. Ich schrieb im Kommentar am Donnerstag, dass es eben nur noch solche wenigen Werte waren, die die Leitindizes an der Wall Street überhaupt noch oben gehalten haben.
- Ein paar Zahlen zur Woche:
S&P -3,2% schwächste Woche seit 3 Monaten
Sektorenindex für US Einzelhändler verliert -8,2%, schwächste Woche seit 4 Jahren (obwohl wir uns jetzt in der für diese Unternehmen günstigsten Jahreszeit befinden ….Black Friday Sales, XMAS)
VIX Index +17,9%, beste Woche seit 2 Monaten
Sektorenindex für US-Banktitel trotz Zinserhöhungserwartung -3,2%, schwächste Woche seit 2 Monaten
Börsenliebling Apple -6,4%, schwächste Woche seit 2 Monaten
US-Hochzinsanleihen -1,7%, schwächste Woche seit 7 Wochen
Öl -8,7% (!!!), schwächste Woche seit Dezember 2014
Kupfer -3,5%, schwächste Woche seit 2 Monaten und fünftes Wochenminus in Folge - Gleichzeitig konnten in diesem „risk off“ Umfeld Bundesanleihen und amerikanische Staatsanleihen profitieren und ihre Verluste vom Wochenanfang wieder wettmachen (Kurse hoch, Rendite runter)
- Wie oben zu sehen, glich die Price Action an den Rohstoffmärkten einem Blutbad. Schauen wir uns das Ganze über eine längere Frist mal an. Seit 2014 verlor der Ölpreis bis jetzt bereits 60%. Das sind ähnlich dramatische Dimensionen wie 2008/2009 (-68%), oder 1990/1993 (-65%) und 1985/1986 (-63%). Nicht besser sieht es aus bei: Nat Gas (-85% seit dem Hoch im Dezember 2005), Nickel (-82% seit dem Hoch in 2007), Platinum (-61% seit dem Hoch in 2008), Mais (-57% seit dem Hoch 2012), Kupfer (-53% seit dem Hoch 2011), Soybeans (-51% seit dem Hoch 2012). Was will uns der Markt damit sagen??? Rezession??? Deflation??? Auf jeden Fall bestimmt nichts Gutes!!!!!!
- Bedenkt man, wie viele ausstehende Schulden direkt am Ölgeschäft von Unternehmen und Staaten hängen (ca. 3 Billionen USD), dann sollte einem das die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Kein Wunder, das CDS-Spreads (Versicherungsprämie für den Zahlungsausfall) am Freitag für Saudi Arabien weiter rausgelaufen sind. Die berechnete Ausfallwahrscheinlichkeit des Landes auf Sicht von 10 Jahren liegt jetzt bei 23%!!!
- Ins Bild passt auch die jüngste Analyse der Rating Agentur Moody’s. Deren Chef Volkswirt warnt vor einem Ende des aktuellen Kredit Zyklus am US Markt für Unternehmensanleihen. Die sogenannte „credit upgrade ratio“ (Anzahl der Bonitäts-Hochstufungen vs. Gesamtzahl der Rating-Einschätzungen) lag in Q2 2014 noch bei 49% und ist in Q3 auf 39% gefallen. Das ist der niedrigste Stand seit Q2 2009 (30%). Zur Halbzeit Q4 gab es bisher 18 „Upgrades“ und 57 „downgrades“. Das Verhältnis ergibt eine „ratio“ von 24%!!! Unter Investment Grade Anleihen (AAA bis BBB-) ist das Verhältnis gar verheerende 1 zu 11!!!
- Es sind aber nicht nur Rohstoffpreise und die sinkende Nachfrage der Endverbraucher, die den Unternehmen zu schaffen machen. Das seit Jahren beliebe und aktienkurstreibende „Stock Buyback“-Spiel der Vorstände hinterlässt hier ebenfalls böse Spuren in den Bilanzen. Auf Pump eigene Aktien zurückzukaufen (Aktienkurs hoch, Bonis hoch, Wall Street glücklich), zerfrisst irgendwann das Eigenkapital und somit die Bonität. Entsprechend geht das Engagement unserer Mandanten in diesem Marktsegment schon seit einiger Zeit gegen Null. Statistische Untersuchungen zeigen, dass schwache Unternehmensanleihen mit schlechter Bonität (Junk Bonds) sehr oft als Warnhinweis dafür dienen, was dem Aktienmarkt noch bevorsteht. Credit anticipates, equity confirms!!!! Der folgende Chart sollte darüber zum Nachdenken bewegen, welches der beiden Marktsegmente falsch liegt.
- Am kommenden Freitag ist Optionsverfall (OPEX). Ein Blick auf die letzten 10 Jahre zeigt, dass der S&P in der Woche zum November-Verfall oft nicht so gut gelaufen ist. Insbesondere wenn das Wochensaldo negativ war, …..wurde es recht eklig. Ich bin gespannt.
- VW plant Brückenfinanzierung von 20Mrd. €. Der Konzern braucht einen Kapitalpuffer im „Abgasskandal“.
- Die EZB hat bei der portugiesischen Problembank Novo Banco einen bisher unentdeckten Kapitalbedarf von 1,4Mrd. Euro ausgemacht.
- Japan rutscht erneut in die Rezession. Hat die Politik des billigen Geldes etwa nicht geholfen?!? Ist eben diese vielleicht sogar die Ursache dafür?!? Nun, wie wir die Japaner kennen, wird wohl sehr bald noch mehr von dem gemacht, was das Land ins Verderben geritten hat. QE doesn’t work?!? Hence, more QE!!! Stimmt, ich sollte nicht über die Japaner herziehen. Wir machen es ja auch nicht anders.
- Märkte im frühen Handelt: Asien komplett mit roten Vorzeichen. Dax & Co. vorbörslich mit großen Gaps nach unten.