- Ein schwacher Freitag (mit „Heavy Downside Volume“), oder der starke Montag, mit der durch die dovishen Kommentare Brainard’s ausgelösten Gegenbewegung nach oben? Welchem Tag sollte man größere Bedeutung beimessen? Darüber machten sich viele Marktteilnehmer zuletzt so ihre Gedanken. Zugegeben, die „Price Action“ am Freitag war ebenso überraschend, wie eklig. Aus rein technischer Sicht war sie bisher aber lediglich ein „Re-Test“ des Ausbruchs aus der über zwei Jahre gültigen Seitwärtsspanne @2.130 im S&P. Der Montag mit Anstieg auf 2.163 war für den Geschmack vieler Bären wohl doch etwas zu stark, aber lief immerhin genau am 61,8% Fib. Retracement ins Leere. Für das kurzfristige Sentiment war somit wichtig, ob die Aktienindizes an der Wall Street gestern nochmals einen freundlichen Tag hinlegen können, oder nicht. Ersteres hätte den Bullen wieder Oberwasser gegeben.
- Mit dem gestrigen Tag löste sich der „Brainard Bounce“ vom Montagnachmittag dann allerdings in Luft auf. Ohnehin hatten weder die Anleihemärkte in Europa und USA, noch die Aktienmärkte in Asien diese Euphorie geteilt. Dax, zunächst noch mit Opening Gap nach oben, verlor im Laufe des Tages ausgehend von den Hochs deutlich (Dax -0,43%, EuroStoxx -1,26%). Der S&P schloss unter der besagten 2.130 (Closing @2.127). Die 100 Tagelinie wartet wieder bei 2.120. Zusätzlich belastete ein schwacher Ölpreis die Stimmung (IEA demand forecast). Die wohl wichtigste Entwicklung kam allerdings wieder vom Anleihemarkt und dürfte vielen Marktteilnehmern die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Die Staatsanleihen profitieren nicht etwa als sicherer Hafen von den schwachen Aktienkursen, nein, die Renditen stiegen weiter (Kurse runter). Der 30yr Treasury Bond in den USA stieg in der Rendite um 9 Basispunkte. Die Auktion derselbigen hatte einen „tail“ von 1,5bp. Gleichzeitig versteilte sich die Zinsstrukturkurve erneut. Das „bear steepening“ geht weiter.
Wie schon kürzlich geschrieben, aus VaR-Gesichtspunkten ist es eine höchst gefährliche Situation für viele Portfoliomanager, wenn beide Marktsegmente gleichzeitig in die Knie gehen. - Ein Analyst und Statistikfreak an der Wall Street, dem immerhin über dreißigtausend Leute auf Twitter folgen, rief Interessantes in Erinnerung. Als wir letztmalig einen derart schwachen Freitag mit einem derart starken Montag im Schlepptau hatten (August 2007 und April 2000), wurde es danach tierisch ungemütlich an den Kapitalmärkten. Diese Warnung kommt wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, in dem die Volatilität aufgrund der typischen Saisonalität meist anzieht. Die Nervosität steigt.
- Goldman Sachs scheint sich der Reaktionsfunktion der hauseigenen Fed bewusst und reduzierte derweil die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im September von 40% (vormals sogar 60%) auf nur noch 25%. Die am Markt in den Forwards implizierte Wahrscheinlichkeit liegt dagegen nur noch bei knapp 13%.