- Aus gegebenen Anlass beleuchten wir heute die Technik im Wechselkurs des US-Dollar (USD) gegen den japanischen Yen (JPY). Das klingt exotisch, ist aber auch für den Laien wichtig um zu verstehen, was da draußen am Kapitalmarkt passiert. Die Entwicklung des Währungspaars USD/JPY ist der wohl wichtigste Indikator für den Gesundheitszustand des Gesamtmarktes. Wie vor einiger Zeit geschrieben, geht es bei dieser Analyse um nichts anderes als die Bedeutung des berühmt berüchtigten „Carry Trades“. Es ist der kreditfinanzierte Verkauf eine Niedrigzinswährung (z.B. JPY, CHF, USD) und die gleichzeitige Wiederanlage des daraus resultierenden Ertrags in eine Hochzinswährung (ZAR, CAD, AUD, TRY……usw.) oder andere Risikoanlagen (z.B. Aktien in den entsprechenden Währungen). Das ganze Spiel geht natürlich nur so lange gut, wie die gekaufte Anlage sich positiv entwickelt. Solange das passiert, sorgt der Herdentrieb ins Risiko denn auch dafür, dass die Niedrigzinswährung durch den Verkauf an Boden verliert. Das sieht man schön an der USD/JPY Bewegung der letzten Jahre von 80 auf 125. Am Ende dieses „Carry Trades“ steht per Definition immer die Rückzahlung des Kredits in der Niedrigzinswährung. Hierin liegt der Knackpunkt. Wehe letztgenannte entwickelt sich relativ zur Wiederanlage deutlich besser. Es kommt der Punkt an dem der Investor die Reißleine ziehen muss, sonst ist die Rückzahlung unmöglich. Mit jedem Prozentpunkt im USD/JPY nach unten, wird die Not exponentiell größer. Kein Wunder, dass mein erster Blick auf den Schirmen an jedem Morgen momentan dem Yen gewidmet ist.
- In der Technik hat sich nun endgültig nördlich der 120,00er Marke eine Topbildung des USD/JPY Kurses herauskristallisiert. Die Geschwindigkeit der Abwärtsbewegung (stärkerer Yen) wird immer größer. Alleine in den letzten eineinhalb Wochen verloren wir 12 Punkte. Das trifft nur wenige Tage nach der Einführung der negativen Zinsen durch die Bank of Japan viele Anleger ins Mark. Genau das Gegenteil dessen ist passiert, was sich die japanische Notenbank erhofft hatte. Der Yen kollabiert nicht, er legt immer weiter zu. Diese Dynamik gepaart mit der Tatsache, dass praktisch alle anderen Risikoanlagen immer stärker fallen, sorgt für die Zwangsauflösung von Carry Trades. Das wiederum verstärkt den beschriebenen Prozess zusätzlich. Ein Teufelskreis entsteht. Technisch liegen die Kursziele jetzt bei 106,63 (38,2% Fib der Aufwärtsbewegung von 2012) und 105,40 (Hoch 2014). Das jüngste Tief vom 20.01 @115, 97 wurde in den letzten Stunden durchbrochen und dienst jetzt als neuer Widerstand.
- Der Kampf gegen das Bargeld & um unsere Ersparnisse unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung geht weiter. Heute wird auf EU-Ebene über eine Bargeldobergrenze von 5.000 Euro beraten. Gleichzeitig bestehen Überlegungen, den 500 Euroschein abzuschaffen. Immer mehr Menschen durchschauen das Spiel unseres Establishment. Ihnen ist klar, ein negativer Zins funktioniert nicht ohne Bargeldverbot. Andere argumentieren, dass man sich „KEINE SORGEN“ über diese Entwicklung machen muss, solange man ein gesetzestreuer und rechtschaffener Bürger sei. FALSCH (!!!), schreie ich diesen Menschen als Libertärer ins Gesicht. Solange ein gesetzestreuer und rechtschaffener Staat seine Bürger und dessen Ersparnisse und alles andere gut behandelt, muss ein Staat sich „KEINE SORGEN“ um seine Bürger machen.
- Zum Marktgeschehen am gestrigen Tag. Selbst ich als Bär, der entsprechend positioniert ist, bin überrascht darüber, wie wenig Gegenwehr wir von den Aktienbullen erleben. Die zwischenzeitlichen Gegenbewegungen nach oben laufen so schnell aus, sind so kraftlos, dass einem Angst und Bange werden könnte.
- Um ein Haar durchbrach der S&P-Index gestern die extrem wichtige Unterstützung um das Tief vom 20. Januar @1.812. Wehe diese Marke fällt. Eine anschliessende Aufwärtsbewegung kurz vor Schluss verhinderte das gerade noch einmal (S&P -1,23% @1.829 im Closing). Zum Sorgenkind Deutsche Bank, gesellen sich weitere Geldhäuser wie Credit Suisse und SocGen. Letztere brachte gestern extrem schlechte Zahlen. „US-Financials“ machten den „bounce“ kurz vor Schluss denn auch nicht mit (BoA -7%, Goldman -4%, Citi -6%). Der amerikanische Banken-Subindex US BKX hat seit Jahresanfang bereits 22% verloren. Sein europäisches Pendant SX7P liegt fast 30% im Minus. Die Ratingagentur S&P hat das Rating für die Tier-1 Anleihen der Deutschen Bank auf „B+“ von „BB-“ gesenkt. Für Tier-2 Papiere senkte die Agentur das Rating auf „BB-“ von „BB“. Ohne Stabilisierung der Banktitel, keine Chance auf einen „Rebound“ des Gesamtmarktes, soviel steht fest.
- Die sicheren Häfen Bundesanleihen und Gold bleiben stark nachgefragt. Der Bund Future legte gestern 110 Ticks zu, 10 jährige Bundesanleihen sanken in der Rendite um 4bp auf nunmehr 0,20%. Der Nikkei verliert heute in Asien weitere 4,8%, trotz der signalisierten Bereitschaft des Finanzministers, im FX-Markt zu intervenieren.
- Was den Aktien jetzt helfen könnte wäre 1) Die Einsicht der Zentralbanker, von negativen Zinsen abrücken (Draghi spricht am Montag), 2) Eine in diese Richtung gehende Botschaft auf dem G-20 Treffen am 26. u. 27. Februar, 3) Deutsche Bank beginnt tatsächlich eigene Anleihen zurückzukaufen, 4) Die großen erdölexportierenden Länder einigen sich in Sachen Fördermengen (hier sind die Saudis der Schlüssel). Gestern half im späten Handel ein Bericht des WSJ, der in diese Richtung ging.