- Wow, was für ein Tag!!!! Ein Tag mit dem größten geldpolitischen Rohrkrepierer der Zentralbankengeschichte.
- Draghi nutzt die Gunst der Stunde, dass Jens Weidmann von der Buba nicht stimmberechtigt ist und liefert eine „Bazooka“, die selbst die optimistischsten Erwartungen der Analysten weit übertraf (Credit Suisse: „We were one of the most bullish on the street, and he’s managed to beat our expectations.“). Ich erspare mir an dieser Stelle die Zusammenfassung der Maßnahmen, die wichtigsten waren aber dabei sicherlich die Einführung der vier großzügigen Langfristtender sowie die Aufnahme von Unternehmensanleihen in das Wertpapierprogramm. Letzteres bedeutet übrigens den Tod dieses Marktsegmentes (legen Sie diesen Kommentar gerne auf Wiedervorlage).
- Zusammenfassend lautet die Übersetzung dessen, was Draghi geliefert hat in etwa so: Entweder ihr kauft Risikoanlagen, oder ich nehme euch euer Geld weg. Ähnlich wie kürzlich bei der Zinssenkung in Japan war die Frage, die sich sofort aufdrängte: Wie schlimm muss es eigentlich unter der Oberfläche mit unserem Finanzsystem bestellt sein, dass „Super Mario“ dieses Paket schnürt??? Die Verzweiflung darüber, dass die bisherigen Maßnahmen nichts gebracht haben ist so groß, dass Draghi nun noch mehr von dem gleichen Unsinn zu liefern bereit sind. Es erinnert an das Motto: „When you are in trouble, double!!!“
Langsam aber sicher muss man wirklich am Verstand dieses Mannes zweifeln!!! Ich habe es am Montag geschrieben: Die EZB glaubt noch an Wunder. Sie hat noch nicht erkannt, das Zentralbanken mittlerweile vom Heiler zum Hauptproblem der Märkte mutiert sind. Was gestern passierte war, wenn man imstande ist zwischen den Zeilen zu lesen, ein Offenbarungseid der EZB. Sie hätte sich genau so gut hinstellen und sagen können: „Wir wissen nicht mehr, was wir noch tun sollen!“ Es empfiehlt sich die nächsten Tage die Peripherie-Spreads genau im Blick zu haben. Wehe große Hedge Fonds, können ebenfalls zwischen den Zeilen lesen. - Ich glaube, es war nicht so sehr die Äusserungen auf der Pressekonferenz (die Anspielungen Draghi’s, dass er von keinen weiteren Zinssenkungen mehr ausgehe), die den Markt unter Druck brachten. Natürlich kann der Herr jeder Zeit noch viel mehr Maßnahmen ergreifen, bis hin zum Helicopter-Money. Ich denke wirklich, wir sind an einem Punkt angelangt, an dem der Irrsinn unserer Geldpolitik immer mehr Menschen bewusst wird. Selbst ehemalige Unterstützer unserer Währungshüter, haben sich in den letzten Tagen mit Kritik nicht zurückgehalten (Deutscher Bankenverband, Sparkassenverband, Deutsche Bank, Commerzbank, ehemalige Zentralbanker, Handelsblatt). Man hat vielerorts erkannt, dass jede neue Einheit der Politik des billigen Geldes mittlerweile mehr Schaden als Nutzen bringt.
- Das was sich nach der BoJ vor ein paar Wochen bereits andeutete, wurde gestern absolute Gewissheit. Der Markt hat es nun auch kapiert, dass Draghi den Bogen überspannt. Noch nicht einmal eine Stunde nach dem offiziellen Verkündung (!!!), drehte der Dax, nachdem er in der ersten Euphorie die 10.000 geküsst hatte, deutlich nach unten (Schluss -2,31%!!!!). Was für ein Fade, was für ein Swing!!!! Der Euro legte gegen den US-Dollar auf einmal zu (!!!), nachdem er zunächst auf Tauchstation ging (Vortag 1,1000, Tief 1,0822, ….dann Rallye auf >1,1200). Auch die Bewegungen im Bund Future war historisch und zeigt (+100 Ticks, -100 Ticks, +50 Ticks, -200 Ticks), dass die Märkte mit dem was unsere Technokraten da liefern, überhaupt nichts mehr anfangen können. Der Preisfindungsprozess ist endgültig kaputt!!! „Draghi ist der Totengräber der Kapitalmärkte“, schrieb mir gestern ein Freund und Geschäftspartner. Damit liegt er vollkommen richtig.
Die QE-Party in Risikoanlagen ist nun endgültig vorbei. Zentralbanken haben ihr Pulver verschossen und sind ratlos. Der Gesundheitszustand unserer Kapitalmärkte ist mehr als besorgniserregend. Nächste Woche haben wir Optionsverfall (OPEX) und das Meeting der Fed und BoJ. Ersteres sorgt oft für ein kurzes Anziehen der Aktienkurse, letzteres wird bestenfalls neutral für die Märkte ausgehen. Spätestens dann kommt der nächste große Move. Er wird nicht nach oben sein.