• Da es gestern noch lustloser an den Kapitalmärkten zuging als am Montag, machen wir einen kleinen Abstecher in die Tagespolitik. Zum „Unwort“ des Jahres wurde das Wort „Volksverräter“ gewählt. Menschen, die das Buch „1984“ von George Orwell gelesen haben und das Meisterwerk als Warnung und nicht Blaupause verstanden, wissen, dass dieses alljährliche Ritual dem „Neusprech“ (Newspeak) im Roman sehr nahekommt. Es bezeichnet die von einem autoritären Regime vorgeschriebene, künstlich veränderte Sprache, um die Kommunikation der Bevölkerung in enge und kontrollierte Bahnen zu lenken. Perfekt umgesetzt, werden irgendwann dadurch sogar Gedankenverbrechen unmöglich gemacht. Heutzutage, Jahrzehnte nach Veröffentlichung des Romans, würde man „Neusprech“ als „Political Correctness“ bezeichnen.
    In den beiden Jahren zuvor waren es „Lügenpresse“ und „Gutmensch“, für die sich die unabhängige (lol) Jury entschieden hat. Die Liste ihrer Wörter zeigt in zunehmenden Maße, wie weit unser Staatsversagen doch fortgeschritten ist. Ganz klar ist hiermit erkennbar, was fast automatisch zum Unwort des Jahres gekürt wird. Jenes Wort, welches unsere „Eliten“ am meisten enttarnt. Gleichzeitig wird dem Volk (noch kein Unwort) unmissverständlich klar gemacht, …..halte besser Deine Klappe!
    Überrascht die Deutschen (Neusprech: die schon länger hier lebenden) eigentlich noch etwas in einem Land, in dem es einfacher ist 14 Identitäten zu haben, als die GEZ nicht zu bezahlen?!? In einem Land mit Bewohnern, die vor einem Jahr das Sichern der Grenzen noch scharf kritisierten und sich jetzt nichts dabei denken, wenn sie ihren Glühwein am Christkindlmarkt (Neusprech: Wintermarkt) nur noch neben schwerstbewaffneten Polizisten und Panzersperren trinken können.
    Mein Vorschlag wäre übrigens „regionale Bedeutung“ oder „eine Armlänge“ gewesen. Auch frage ich mich, ob „Unwort“ eigentlich schon mal Unwort des Jahres war??? Klappe, Bean!!!
  • Ok, zurück zum Markt, bevor man mir diese Kolumne noch als „Hass-Post“ auslegt. Erneut fanden die Aktienmärkte keine klare Richtung. Der Dax handelte in einer sehr engen Handelsspanne. Die gestern erwähnte Unterstützungszone um die Marke von 10.520 blieb unangetastet. Wieder kamen Bankaktien unter Druck (Deutsche Bank -2,43%, Coba -0,70%), es reichte im deutschen Leitindex trotzdem für ein Tagesplus von 0,17%. Der EuroStoxx verlor -0,08%. An der Wall Street sah es kaum besser aus. S&P 0,00%, der Dow scheiterte abermals an der 20.000er Marke (-0,16%), Nasdaq allerdings wieder der Outperformer mit neuem Rekordhoch (+0,36%).
    Der Dollar-Index stieg leicht an. Der Yuan wieder im Rückwärtsgang. Die schwache türkische Lira (-2%) & mexikanischer Peso (-1,8%) wecken weiterhin Erinnerungen an eine Emerging-Markets-Krise. Gold gesucht, Öl aus Sorge vor Angebotsüberhang schwach (WTI nur noch knapp über 50 Dollar).
  • Vielleicht erwartet uns heute der entscheidende Impuls für eine Fortsetzung der Aktienhausse. Trump hält seine erste Pressekonferenz und man erhofft sich neue Erkenntnisse über das, was er mit Amerika so alles vor hat. Für 19:00 Uhr unserer Zeit ist diese angesetzt. Wir dürfen gespannt sein. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Folkerts-Landau, hält es für vorstellbar, dass sich das Wirtschaftswachstum der USA unter Trump verdoppelt. Für das laufende Jahr erwartet er ein Plus von 2,4%, nach schätzungsweise 1,5% in 2016. Im nächsten Jahr könne es sogar 3,6% betragen. Steuersenkungen, Deregulierung und mehr staatliche Ausgaben werden der Hauptreiber sein. Der Ökonom stellt fest: „Das ist eine Regierung von Geschäftsmännern, die nicht ideologisch handeln werden.“

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