Während Dax (+0,62%) und EuroStoxx (+0,7%) gestern einen freundlichen Tag hinlegten, traten die US-Indizes auf der Stelle (Dow-0,06%, S&P -0,01%). Die Veröffentlichung des „Beige Books“ der US-Notenbank brachte keine neuen Impulse. Bereits davor, sank allerdings die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im September weiter (mittlerweile nur noch 20%). Dies unterstützte die Dividendentitel. Auf der anderen Seite sorgten die zuletzt sehr schwachen Makrodaten gleichzeitig für Zurückhaltung. Keine Zinserhöhung ist gut, aber eine stotternde Konjunktur spricht nicht unbedingt für einen weiteren Anstieg der Kurse am bereits sehr hoch bewerteten Aktienmarkt. So, oder so ähnlich, werden es wohl momentan die meisten Marktteilnehmer mittlerweile sehen. Noch hält die nervtötende Pattsituation zwischen Bullen und Bären weiter an. Die Bank of Amerika allerdings glaubt, dass dies nicht mehr lange der Fall sein wird. Bad News = Good News (schlechte Makrodaten = keine Zinserhöhung) werde nicht mehr lange funktionieren.

Bei den Einzeltiteln stand Apple im Fokus. Der Konzern stellte sein neues iPhone 7 vor. Es ist wasser- und staubdicht, braucht keinen Kabelanschluss für den Kopfhörer mehr und hat eine hoch auflösende Kamera mit Weitwinkel- und Telefunktion. Die Spitzenmodelle haben sogar zwei Kameras. Los geht das Spiel bei 750 Euro. Des Weiteren wird es für die neue Apple Watch ein Pokémon Feature geben. Die Euphorie der Fan-Gemeinde teilten die Börsianer nicht. Die Apple-Aktie stieg um lediglich 0,6%. Dem Markt fehlt die echte Innovation und die Perspektive.

Another one bites the dust! Mit Wöhrl, droht dem Markt für Mittelstandsanleihen eine weitere Insolvenz. Ich kann mich als Wahl-Nürnberger noch sehr gut erinnern, als sich die Anleihe Anfang 2013 nicht nur im fränkischen Raum über eine riesige Nachfrage erfreute. Der Name „Rudolf Wöhrl“ gepaart mit der 80 jährigen Firmengeschichte, machte für viele Investoren eine Due Diligence absolut unnötig, so mein damaliger Eindruck beim Anblick des prall gefüllten Orderbuchs. Mittelstand stehe ja schließlich für Qualität und Solidität, hieß es damals überall. Insgesamt wurde ein Nominalvolumen von 30 Millionen Euro mit einem 6,5% Kupon und einer Laufzeit bis Februar 2018 platziert. Der Preis zog danach sofort deutlich an. Auch am Sekundärmarkt war der Bond nach der Begebung lange extrem gut nachgefragt. Ich unterhielt mich damals mit einem Freund & Händler über das Emittentenrisiko. Wir haben beide unabhängig voneinander abgewunken. Zu riskant! Die Anleihe, damals zu 100 begeben, verlor alleine gestern 50% im Kurs und dümpelt irgendwo zwischen 20 und 30. Manchmal dauert es eine Weile, bis man recht bekommt. In diesem Fall wünschte ich mir allerdings, ich hätte falsch gelegen. Einem weiteren Nürnberger Traditionsunternehmen droht das Aus. Es ist wirklich traurig.

Damals, bei 6,5% entschied ich mich genau so die Finger von dem Papier zu lassen, wie vorgestern bei den Emittenten Henkel AG und Sanofi. Natürlich sind beide Unternehmen in Sachen Bonität nicht mit Wöhrl zu vergleichen, aber trotzdem geht es auch hier wieder um Chance und Risiko. Beide Neuemissionen werfen nämlich keine Rendite ab. Mehr noch, erstmals in der Geschichte des europäischen Anleihemarktes, kamen am Dienstag zwei Unternehmen mit Neuemissionen, die schon bei der Platzierung eine negative Rendite aufwiesen. Ja, Sie (!) zahlen (!) dem Unternehmen eine Rendite dafür, dass Sie (!) eben diesem (!) Ihr (!) sauer verdientes Geld leihen (!). Diese irren Verhältnisse am Kapitalmarkt sind natürlich dem Umstand geschuldet, dass unsere Notenbanken Geld drucken, als ob es kein Morgen gibt. Auch hier weiß ich, dass die Käufer dieser Anleihen eines Tages extrem viel Geld verlieren werden. In diesem Fall, so muss ich allerdings eingestehen, würde es mich tierisch freuen.

Asien: Die in der Nacht veröffentlichten Zahlen zum chinesischen Aussenhandel sind besser ausgefallen als erwartet. Exporte fielen auf das Jahr gesehen um 2,8% (erw. -4%), während die Importe um 1,5% anstiegen (erw. -4,9%).

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