• Derzeit ist es wirklich nicht gerade einfach, den Überblick über die Kapitalmärkte zu behalten. Man verliert schnell den Faden über das, was gerade „gespielt“ wird. Mal setzt man auf einen Erfolg dessen was Trump so alles vor hat (Aktien hoch, Dollar fest, Euro schwach, Renditen hoch/Anleihekurse runter, Gold runter). Zwei Tage später wird dann alles infrage gestellt und es geht in die entgegengesetzte Richtung. Aus dem Nichts droht nun zusätzlich ein Wiederaufflammen der Eurokrise (Aktien runter, Bundesanleihen gesucht, Peripherieanleihen schwach, Dollar fest, Euro schwach, Gold fest). Hoffentlich geht das nicht den Rest des Jahres im Wechsel so weiter.
  • Nicht ganz unbegründet fragten sich die Analysten der Commerzbank gestern: „Erkennen die Märkte den ‚Whatever-it-takes‘ Bluff?“ Über diese magischen Worte Draghi’s, welche am 26.07.2012 die Eurozone vor einem Auseinanderbrechen bewahrte, habe ich an dieser Stelle schon oft geschrieben. Es war damals ein Riesenbluff, beruhigte die Märkte, wird aber in die Geschichte irgendwann als Pyrrhussieg eingehen. Mit seiner damaligen Aktion hat Draghi den Eurobondmarkt zu einem Zombimarkt gemacht. Das uns eben dieser eines Tages um die Ohren fliegen wird, hat man seither gerne verdrängt. Im Anlauf auf die Wahlen in Frankreich, Italien und Deutschland kommen nun altbekannte Krisenmuster zurück. Vielleicht gelingt es ja auch in ein paar Tagen, diese wieder komplett auszublenden. Schließlich gelingt das ja jetzt schon seit Jahren. Ins Grübeln kommt man aber trotzdem. Gestern besprach ich mit einem Broker die Folgen eines Wahlsiegs Le Pen’s. Diese könnten für den Euro dramatisch sein. Eines ist sicher, einen Austritt Frankreichs überlebt die Gemeinschaftswährung mit Sicherheit nicht. Vielleicht müssen wir uns doch bald wieder mit der Frage beschäftigen: What if???
  • Gestern handelte der Euro abermals schwächer (hawkishe Kommentare des Fed-Mitglieds Harker stützten den Dollar), dennoch beruhigten sich die Gemüter etwas. Die Spreads der Euro-Peripherie engten sich bis auf Griechenland wieder ein Stückchen ein. Der Bund Future trat mehr oder weniger auf der Stelle. Am Vormittag versuchten sich die Aktienbären abermals in Anschlussverkäufen und drückten den Dax kurzzeitig unter die wichtige 11.500er Marke. Danach folgte eine starke Aufwärtsbewegung. Nach einem kurzen Test der 11.600 wurde ein Teil der Kursgewinne dann wieder abgegeben (Close +0,34% @11.549). Gold blieb weiterhin gesucht und konnte trotz der Dollar-Stärke zulegen (Gold auf 3-Monatshoch).
  • Der Dax war in den letzten eineinhalb Wochen teilweise gespickt mit recht ekelhaften schwarzen Kerzen im Tageschart. Vielleicht ist es im Augenblick falsch, sich zu sehr mit den Tagesschwankungen auseinanderzusetzen. Ein Blick auf den Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche) in den Aktienindizes bietet sich an. Hier ist ausgehend von der starken Aufwärtsbewegung im Dezember aus Sicht der Bullen alles in Butter und wirklich noch nichts angebrannt. Erst wenn die Unterstützungen im Dax bei 11.500 und dann 11.400 nachhaltig nach unten durchbrochen werden, wird es tatsächlich unangenehm. Zieht man nun die US-Indizes hinzu, beispielsweise den S&P500, sieht es sogar noch positiver aus. Hier befinden wir uns auf den Allzeithochs und jeglicher Verkaufsdruck fehlt.

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