- Die Aktienindizes an der Wall Street legten gestern zwar ein leichtes Plus hin (S&P +0,54%), trotzdem geht die Zitterpartie alles in allem weiter. Es bleibt eine hoch toxische Mischung aus mehreren Faktoren, die die Märkte momentan belasten. Der Brexit-Fallout, strauchelnde Banken in der Eurozone, Deflationsexport aus China und die sich anbahnende Rezession. Dazu kamen weitere Krisen-Symptome. Zu den drei britischen Immobilienfonds, die nicht mehr auszahlen, kamen gestern weitere hinzu. Auch das $-Funding-Problem der Banken bleibt ein Thema.
Die Marktreaktion auf das Sitzungsprotokoll der Fed, in dem man sich eher „dovish“ zeigte (besorgt über Brexit/Arbeitmarkt/China, keine Hinweise auf Juli oder September hike), war minimal. - Die Erholung von den Tagestiefs im Dax (-1,67%) & EuroStoxx (-1,82%) kam gestern nach der Meldung, dass das Leerverkaufsverbot auf Aktien gewisser italienischer Banken um drei Monate verlängert wurde. Diese Verbote werden wohlgemerkt von Leuten ausgesprochen, die keine praktische Kapitalmarkterfahrung haben. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass solche Maßnahmen oft die Situation auf Sicht noch verschlimmert, da es dem Markt Liquidität entzieht. Gute Nachricht: Die Aktie der Banca Monte dei Paschi machte aber erstmal einen Satz von fast 8% nach oben. Schlechte Nachricht: Das sind nur 2 Cent!
Natürlich finden Marktteilnehmer immer andere Wege, sich trotzdem abzusichern. Die Versicherungsprämien am CDS-Markt stiegen weiter an. Banca Monte dei Paschi wurde 1472 gegründet und hat Katastrophen wie Pest & Cholera sowie viele Kriege (darunter 2 Weltkriege) überstanden. Wird sie auch den Euro überstehen???
Nun, es sieht momentan tatsächlich so aus, als ob wir uns auf eine ausgewachsene Bankenkrise zubewegen. „Non Performing Loans“ nicht nur in Italien, Angst vor dem Zerfall der Eurozone, $-Funding-Probleme, riesiges Derivate-Exposure, Niedrig- und Negativzins und viele nicht gemachte Hausaufgaben,………das alles bricht einigen Instituten das Genick. Die Wall Street handelte gestern noch so, als ob es Europa und diese Probleme nicht geben würde. Lange dürfte das nicht anhalten. - Im Dax wird es langsam kritisch. Wie im Chart zu sehen, steht jetzt die extrem wichtige Bull Trend Linie ausgehend von 2009 im Fokus der Analysten. Die technische Gegenbewegung im Anschluss an den Brexit-Crash war nach oben in Dauer und Höhe limitiert. Es reichte weder für den nachhaltigen Durchbruch der Widerstände zwischen 9.700/9.800, noch für das Schließen des das Gaps bei 10.105. Die Trendlinie, gezogen durch die Tiefs 2009/2011/2016 liegt aktuell bei ca. 9.250. In dieser Gegend hämmerte der Dax am Brexit-Freitag und am darauf folgenden Montag zunächst einen Boden aus. Wird diese Marke unterschritten, ist mit einer zweiten großen Verkaufswelle und stark steigender Volatilität zu rechnen. Das bestätigte Durchbrechen dieser Trendlinie ist der Schlüssel für die Bären. Nach unten wäre dann alles offen.