- Es gibt manchmal diese Tage an der Börse, da kommt wirklich alles Negative auf einmal zusammen. Gestern hatten wir einen solchen Tag und deshalb stand alles ganz im Zeichen von „risk off“. Der starke Yen (USD/JPY auf tiefsten Stand seit 2 Jahren), „hawkishe“ Kommentare der Fed-Mitglieder Rosengren und Evans, schwache Einkaufsmanagerindizes in Europa, Sorgen um das Doha-Meeting, schwächelndes Neugeschäft der deutschen Industrie und schlechte Nachrichten an der amerikanischen M&A Front („Treasury Inversion Rules“), waren die Gründe für schwächere Aktienmärkte. Der Dax (-2,63%) eröffnete mit einem „gap down“ und durchbrach die Unterstützungen um 9.750 und 9.680 mühelos. Er zeigte dabei den ganzen Tag erschreckend wenig Gegenwehr. Die Deutsche Bank und Autobauer gehörten erneut zu den größten Verlierern. Die US-Indizes hielten sich zwar erneut besser (S&P -1,01%), aber auch hier ist jetzt eindeutig die Luft raus.
- Es ist nicht nur das fundamentale Umfeld, welches auf den Kursen lastet. Der Start in das zweite Quartal, war bisher ähnlich ernüchternd wie der Start in das erste. Die Positionierung der Marktteilnehmer hat sich in den letzten Wochen stark verändert. Viele waren „forced buyers“ und sind auf die long Seite gewechselt. Sie bekommen jetzt beim kleinsten Anzeichen fehlenden Momentums zittrige Hände. Man hat jetzt im S&P die Zone 2.035/2.040 fest im Blick (Close gestern 2.045). Es ist das Level auf dem wir uns befanden, als Fed-Chefin Yellen am 29.03 ihre „dovishe“ Kehrtwende vollzog.
- Das Interessanteste war sicherlich die Geschichte rund um die „Treasury Inversion Rules“. Das US-Finanzministerium sorgte für Aufregung mit der Ankündigung, man wolle dagegen vorgehen, dass US-Unternehmen Steuern vermeiden, indem sie mit anderen Unternehmen fusionieren und dadurch die Zentrale ins Ausland verlagern können. Das prominenteste Beispiel dafür ist zur Zeit die Fusion der Pharmaunternehmen Pfizer (USA) und Allergan (Irland). Dieser 160 Mrd.$ „Deal of the Decade“ könnte nun platzen. Natürlich hätte dies krasse Konsequenzen für viele Hedge Fonds, die sich auf das ergebnisorientierte „Merger Arbitrage“ spezialisiert haben. Dabei wird meist die Aktie des übernehmenden Unternehmens verkauft (Pfizer short) und die Aktie des zu übernehmenden Unternehmens in Erwartung steigender Kurse gekauft (Allergan long). Blöd nur, wenn beide Aktienkurse in genau die falsche Richtung laufen. Allergan gestern -15%, Pfizer +2%. Das tut sehr weh, denn diese Trades laufen gehebelt (finanziert mit Fremdkapital). Anderen Merger-Deals in der Pipeline könnte nun auch das gleiche Schicksal drohen (z.B. AET/HUM, TWC/CHTR usw.).
- Nach einiger Zeit kam gestern auch wieder Verkaufsdruck in den Staatsanleihen der Euro-Peripherie auf. Bedingt durch die Sorge um italienische Banken und aufgrund der jüngsten Griechenland-Schlagzeilen, kam es zu großen Verkäufen in italienischen Staatsanleihen (BTPs). Auch die Anleihen Portugal’s und Spanien’s kamen deshalb unter Druck (10yr BTP +8bp, SPGB +6bp, PGB mit +25bp deutliche Underperformer). Bei den Unternehmensanleihen kamen „Financials“ unter Druck. Insbesondere bei den Nachranganleihen kam es zu Verkäufen. Vor allem AT1/COCOs handelten deutlich schwächer (SocGen, BNPP, DB, UBS).
- Großbanken in Europa müssen sich laut Rating-Agentur Moody’s auf weitere Belastungen durch den anhaltend niedrigen Ölpreis einstellen. Mit zusätzlichen Rückstellungen sei zu rechnen, wenn die Preise niedrig bleiben. Kreditausfälle von Öl-Firmen würden die Profitabilität der Banken weiter senken. Die Geldhäuser leiden ohnehin schon unter der Politik des Nullzinses. Das Exposure der europäischen Banken in der Branche summiert sich auf 270Mrd. Dollar.
- In China ist der Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex (Dienstleistungsbranche) für den Monat März auf 52,2 Punkte kräftiger als erwartet gestiegen (Feb 51,2). Allerdings zeigte eine Teilkomponente, dass erstmals seit August 2013 der Beschäftigungsanteil im Dienstleistungssektor schrumpfen dürfte.
- Auch Daimler gerät nun in der Abgasaffäre stärker unter Druck. Die Deutsche Umwelthilfe verklagt den Konzern wegen irreführende Informationen gegenüber Kunden (SZ).