- Die letzte Woche stand ganz im Zeichen des wieder aufgenommenen „Reflation“-Trades. Kein Wunder, auf Wochenbasis verdoppelte sich die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit für eine US-Zinserhöhung am 15. März. Nach der Rede Yellens am Freitag liegen die „odds“ jetzt bei 94%. Mit Aussagen wie „March rate hike appropriate if data holds up“, präsentierte sich die Fed-Chefin „falkenhaft“. Einige Marktteilnehmer liessen es sich natürlich nicht nehmen, sie deshalb durch den Kakao zu ziehen. Unzählige Tweets nach dem Muster: „if data holds up = if Dow remains above 20.000“, machten die Runde und spielten natürlich auf das eigentliche Mandat der Fed an, …… dem Aktienmarkt.
- In den letzten 5 Handelstagen verlor der globale Rentenmarkt knapp 660 Mrd. US-Dollar an Wert. Die Rendite der 10-Jährigen Bundesanleihe stieg in dieser Zeit von 0,18% auf 0,35%, das ist ein großer Swing. Der Bund Future fiel um über 2 volle Punkte. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury stieg wieder auf 2,48%. Techniker verweisen im Rendite-Chart jetzt auf eine „Bull-Flag“ Formation hin. Sollte sich das bewahrheiten, könnten die Renditen noch viel stärker anziehen. Nicht so recht in dieses Bild passte dagegen der Anstieg in EUR/USD am Freitag (>1,0600). Vielleicht spielt hier die einseitige Positionierung der meisten Marktteilnehmer eine Rolle (Euro-Shorts).
- Am Aktienmarkt sieht es dagegen in Sachen Volatilität komplett anders aus. Die neunte Woche hintereinander schloss der Volatilitätsindex Vix unter 11,55 (Close 10,97). Niemals zuvor hatten wir einen Jahresanfang mit einer solch niedrigen Vola, selbst nicht in 2007. Diese Sorglosigkeit der Marktteilnehmer ist verblüffend. Der Preis von Snap (siehe Kommentare zum IPO vom Freitag) stieg vor dem Wochenende noch weiter (Hoch @27$) an und erinnert tatsächlich an die Euphorie zur Zeit der Dotcom-Blase. In der Marktkapitalisierung hat das hoch defizitäre Unternehmen die von Ebay und Sony überholt (40 Mrd. $). Wenigsten schätzen diesmal die Sell-Side Analysten die Sache im Gegensatz zu damals etwas realistischer ein. Sie sehen den Aktienkurs des Whats-App Konkurrenten deutlich tiefer (Nomura 16$ reduce, Pivotal $10 sell, Atlantic $14 Underweight, Aegis $22 hold).
- Die Timeline der nächsten Tage hat es in sich. Am 09. März steht die Zinsentscheidung der EZB an. Das FOMC-Meeting findet zusammen mit der Wahl in Holland am 15. März statt. Kurz danach am Freitag den 17. März haben wir den Optionsverfall. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Vola am Aktienmarkt weiterhin so niedrig bleibt.
Anlässlich der zuletzt gestiegenen Inflationszahlen in der Eurozone gehen EZB-Präsident Draghi die Argumente für ein starres Festhalten an QE aus. Selbst wenn der Preisauftrieb nur aufgrund höherer Energie- und Nahrungsmittelpreise gestiegen ist, mehren sich laut der Commerzbank die Anzeichen, dass auch der unterliegende Preisauftrieb in der Kerninflation zunehmen wird. Zwar rechnen die Analysten noch lange nicht mit einem Kurswechsel der EZB, aber Anleiherenditen in der Eurozone werden sich nach meiner Meinung einem anhaltenden Renditeanstieg bei den US-Anleihen nicht vollständig entziehen können. Für mich bleibt in 2017/2018 Duration das größte Risiko. - Mit der Wahl in Holland werden wir vielleicht einen Vorgeschmack dafür bekommen, ob die Demoskopen in 2017 ebenso daneben liegen wie im vergangenen Jahr. Sollte hier Geert Wilders deutlich stärker als erwartet abschneiden, wird man Rückschlüsse auf die Wahl in Frankreich ziehen. Noch geht man nämlich davon aus, das Le Pen im zweiten Wahlgang am 07. Mai chancenlos ist. Ich bin mir da nicht so sicher. Insbesondere dann, wenn sich die Wähler zwischen Fillion und Le Pen entscheiden müssten. Einen Wahlsieg Le Pens wird der Markt auf keinen Fall wegstecken wie das Brexit-Votum. Wie viel Angst die Eurokraten vor Le Pen haben sieht man daran, dass das EU Parlament ihre Immunität aufgehoben hat. Der Vorwurf, sie habe Bilder von islamischen Gräueltaten geteilt. Eben die Menschen die das „geschmacklos“ finden, hatten vor einiger Zeit keine Probleme damit, Bilder eines toten Kindes am Strand zu teilen.
- Bis auf Japan (Nikkei aktuell -0,51%), starten die Aktienmärkte in Fernost mit leichten Kursgewinnen in die neue Woche. Die Stimmung ist etwas gedrückt nachdem Nordkorea offenbar wieder Raketen getestet hat. Die Rede ist von vier Raketen, die in Richtung Japanisches Meer abgefeuert wurden.