• Gestern hatte der Dax die Chance zu beweisen, daß er auch ohne die Amis innere Stärke besitzt und weiter Boden gutmachen kann. Er blieb den Beweis schuldig. Nach zunächst freundlicher Eröffnung ging es dann doch nicht ohne die großen Brüder an der Wall Street. Die Kurse bröckelten im Tagesverlauf ab.
  • Kein Wunder, in Europa gibt es südlich des Brenners ein riesiges Bankenproblem. Erneut kamen die Aktien der italienischen Geldhäuser stark unter Druck (Monte dei Paschi -13,5%, Banca Pop. Emilia Rom. -6,7%, Banca Pop. Soc. Coop. -4,5%, Mediobanca -4,2%, UniCredit -3,6%). Haupttreiber war die Forderung der EZB, daß die faulen Kredite auf den Büchern der Monte dei Paschi reduziert werden sollen. Leichter gesagt als getan. Wir reden schließlich bei den italienischen Banken über ein Volumen von insgesamt mehr als 350 Mrd. Euro. Schätzungsweise 30% aller „non performing loans“ in der Eurozone liegen in Italien (Italiens BIP beträgt ca. 10% der Eurozone). Viele davon sind noch nicht abgeschrieben, obwohl man Unsummen nicht mehr zurückbezahlt bekommen wird. Das Eigenkapital der Banken reicht nicht aus, um diese Abschreibungen schultern zu können. Völlig richtig fragt ein Kollege an der Börse in Frankfurt, ob da ein Tsunami auf uns zurollt. Falls ja, dann wäre die Party der letzten Woche gleichzusetzen mit der Phase des Naturschauspiels in der sich das Wasser kurz vorher komplett vom Strand wegzieht und die Leute auch noch anlockt. Wir dürfen gespannt sein, wie Renzi und die EU die Kuh in den nächsten Tagen vom Eis bekommt. Sonst drohen in Italien Panik und Bank-Run.
  • Kein Wunder, dass die Flucht in die sicheren Häfen derweil weitergeht. Bundesanleihen, Gold (+0,7%) & Silber (+2,8%, >21$) bleiben gefragt. Das mag manchem Marktteilnehmer komisch vorkommen. Die MSM übertrumpfen sich in der Berichterstattung nämlich mit dem Narrativ, daß nach dem Brexit das Vertrauen in die Zentralbanken wieder hergestellt sei. So titelte das Wall Street Journal beispielsweise: „In Brexit Afermath, Investors Rediscovering Their Faith in Central Banks“. Der massive Anstieg in Gold und Silber zeigt aber, daß man nicht nur der Rallye am Aktienmarkt nicht traut, sondern ebensowenig den Zentralbanken. „Gold is the reciprocal of he world’s confidence in central bankers“, sagte einst der von mir sehr geschätzte Jim Grant. Recht hat der Mann!!!
  • Auch die Marktteilnehmer in Fernost schalteten heute Morgen aufgrund der Probleme in Italien erstmal einen Gang zurück. Nikkei und Topix handeln im Minus. Vor allem Bankwerte verlieren an Boden (Mitsubishi UFJ Financial -1,7%). Der steigende Yen kommt als Belastungsfaktor hinzu. Der chinesische Yuan wurde unterdes weiter abgewertet und handelt auf dem niedrigsten Niveau seit fünf Jahren.

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