Während Dax und EuroStoxx (+0,95%/+1,16%) weiter zulegen konnten und ein Eigenleben führten, traten die US-Indizes abermals auf der Stelle (Dow -0,03%, S&P +0,06%, Nasdaq +0,05%). Ich habe mich gestern mit einem guten Freund und Broker über die Märkte ausgetauscht. Wir rechnen beide mit einer größeren Korrektur bis in den Sommer hinein und sind aber gleichwohl überrascht, dass dies den Dax offensichtlich überhaupt nicht interessiert. Es ist wie es ist, wir müssen es erstmal so hinnehmen.

Als Grund für die Rallye am europäischen Aktienmarkt wurde allenthalben das Fernsehduell zwischen Macron und LePen als genannt. Querbeet wurde berichtet, dass Macron mit Abstand auch dieses für sich entschieden hätte. Hmm, wie mich das doch alles an den US-Wahlkampf erinnert, als Hillary Clinton angeblich alle TV-Duelle für sich entschied und Trump als chancenlos galt. Dabei hat die Geschichte schon so oft gezeigt, was ein einziger, genial platzierter Satz in einem solchen Duell bewirken kann. Nämlich das sofortige Aus des Gegners. Legendär war Ronald Reagan, der wegen seines hohen Alters von 73 Jahren im Wahlkampf 1984 von Anfang an in der Defensive war. Auf die Frage, ob er denn nicht viel zu alt sei, antwortete er mit Blick auf den wesentlich jüngeren Herausforderer Mondale: „I will not make age an issue of this campaign. I am not going to exploit, for political purposes, my opponent’s youth and inexperience.“ ………..Schachmatt!!! Der entscheidende Moment von Trump gegen Clinton war sein Zwischenruf: „Because you’d be in jail.“ ………..Schachmatt!!! Schauen wir mal, ob LePen das auch gelang. Sie stellte Macron, der ja bekanntlich seine 25 Jahre ältere Lehrerin heiratete, vorgestern ins Achtung. „Don’t play games with me. We do not have a teacher – student relationship here.“ Boom!!! Nicht von schlechten Eltern war auch ihr Satz: „France will be governed by a woman,……either me or Madame Merkel.“ Schachmatt??? Eines ist klar, viele linksextremen Wähler in Frankreich hassen Macon und alles wofür dieser Ex-Banker steht. Sie werden die Wahl am Sonntag entscheiden.

Zurück zu Dax & Co. Ein Analyst schrieb gestern ein Kommentar zu Risikoanlagen und sprach mir dabei aus der Seele. „Confirmation Bias“ mögen Sie jetzt vielleicht denken -Grüße an Mr. G. – aber ich fasse es mal zusammen. Die extrem niedrigen Niveaus in der Volatilität (VDAX und Vix) geben ihm ebenfalls Anlass zur Sorge. Hierfür gibt es zwar einige neue Erklärungsversuche, aber er glaubt nicht, dass diesmal alles anders ist und sich in Wohlgefallen auflösen wird. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich eine starke Marktkorrektur entladen werde. Insbesondere Tesla erinnert ihn an die Zeiten des neuen Marktes. Er schreibt: „Das Unternehmen produziert Pi mal Daumen 100.000 Fahrzeuge im Jahr. General Motors 10 Millionen. General Motors verdient durchschnittlich 1.400$ pro Fahrzeug. Tesla verliert knapp 16.000$ pro Fahrzeug. An der Börse ist Tesla aber mittlerweile mehr wert als General Motors. Das ist verrückt. Zumindest teilweise schlittert der US Markt in eine Situation hinein, wie wir sie Ende der 1990 hatten.“

Ich bleibe dabei. Hier stinkt etwas gewaltig zum Himmel. Insbesondere das Blutbad an den Rohstoffmärkten treibt mir die Sorgenfalten auf die Stirn. Eine etwas „hawkischere“ Fed reicht mir nicht als alleiniger Erklärungsansatz. Es passiert etwas Großes in China. Hier versucht man im Kampf gegen Schattenbanken die Blase zu entlüften. Über China droht eine deutliche Abkühlung der Weltkonjunktur. Gestern fielen die Ölpreise um fast 5%. Eisenerz Limit Down mit mehr als -8%, Kupfer auf Jahrestief, Nikkel auf den tiefsten Stand seit Mitte letzten Jahres, Gold und Silber ebenfalls unter Druck. Das kann und wird auf Dauer nicht spurlos am Aktienmarkt vorbeigehen. Im asiatischen Handel geht diese Entwicklung heute am frühen Morgen weiter. An den chinesischen Börsen handeln die meisten Rohstoffe erneut mit deutlichen Kursverlusten. Eisenerz -8%, Gummi -4,9%, Kupfer -1,1%. Wenn das keine Anzeichen für eine Liquiditätsklemme in China ist (viele Kredite sind durch Rohstoffe gesichert), weiss ich auch nicht mehr weiter. Der japanische Aktienmarkt bleibt heute feiertagsbedingt geschlossen.

Vor dem Wochenende erwarten uns heute noch die Zahlen zum amerikanischen Arbeitsmarkt. Vor einem Monat sind die viel beachteten Payrolls (die neuen Stellen ausserhalb der Landwirtschaft) überraschend niedrig ausgefallen. Wie zuletzt geschrieben, sind ja die Konjunkturdaten in Amerika in jüngster Zeit alles andere als berauschend gewesen. Es halten heute ausserdem sechs Fed-Mitglieder Reden. Ich wünsche allen ein erholsames Wochenende.

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