- Seit 2013 war das Fenster für die Fed immer wieder weit offen, die Zinsen zu erhöhen, ohne das alles zusammenbricht. Aktienindizes hangelten sich von einem Allzeithoch zum nächsten. Die Notenbank hat diese Phase aber nicht genutzt und diente damit mehr der Wall Street, als der Main Street. Durch den ersten Zinsschritt im Dezember seit einer Dekade, versucht sie, Vertrauen zurückzugewinnen. Offensichtlich, kam dieser Schritt zu spät. Die Marktturbulenzen zeigen, das Vertrauen in die Notenbank ist niedriger denn je. Dieses Vertrauen ist aber das Fundament unseres Finanzsystems. Ist es weg, gibt es überhaupt kein Vertrauen mehr. Ein Problem kommt noch dazu: Eben weil die Fed jetzt ein Glaubwürdigkeitsproblem hat, wird sie keinesfalls schnell das Ruder in ihrem Zinserhöhungszyklus rumreissen können, selbst wenn sie es wollte!!!
- Auch wenn die Fed für die nächsten zwei Jahre die Füsse stillhalten würde (was ich nicht glaube), wissen wir Jünger der „österreichischen Schule“ eines mit Sicherheit: Preise auf langlebige Güter (Immobilien, Aktien,….) beginnen nicht erst zu fallen, wenn das Zinsniveau anfängt zu steigen. Sie drehen bereit dann talwärts, wenn die Zinsen aufhören (!!!) zu fallen. Das ist die typische Eigenschaft eines Schneeballsystems. Es bekommt bereits die ersten Risse, wenn nicht mit steigender Taktzahl neues „Futter“ dazukommt. Fazit: Wir befinden uns in einer ganz gefährlichen Zeit!!!
- Zur gestrigen Price Action! Auf den ersten Blick sah es so aus, als ob es sich um einen entspannten und ruhigen Tag handelte (S&P +0,15%, Dow +0,49%). Die Spanne im S&P von 10 Punkten war deutlich geringer als die letzten Tage und Wochen. Der Index tänzelte um den Schlusskurs des Vortages. Unter der Oberfläche ging es allerdings zum Teil recht hektisch zu. So kam es beispielsweise zu Auflösungen von sehr populären Positionen, allen voran Long$/Short Commodities und Long$/Short Euro. Das Auspreisen der Fed-Zinserhöhungen geht weiter. Auf Wochenbasis verlor der US-Dollar Index bisher 3%. Das ist der größte Rutsch seit Mai 2009.
- Gestern Nachmittag sah es kurzzeitig so aus, als ob der Dax die Unterstützungszone um das Jahrestief @9.391 (Schlusskurs 21.01) nachhaltig nach unten durchbrechen würde. Was dann folgte, war eine Aufwärtsbewegung wie von unsichtbarer Hand gezogen. Das verhinderte ein ganz ekelhaftes Closing (9.393, -0,44%). Verkäufer/Shorties sind momentan aus den bekannten Gründen zurückhaltender. 1) Yellen’s Reden stehen an (10.02 und 11.02), 2) Mögliche PBoC Interventionen gegen Yuan-Spekulanten, 3) Drahi und die Idee des negativen Zinses (allerdings mit abnehmender Wirkung auf die Märkte, denn es schadet den Bankaktien).
- Auffallend ist die derzeitige Underperformance der FANG-Aktien & Microsoft. Dieser Trade ist „crowded“ und tut vielen Investoren weh. Es sind die beliebtesten Long-Positionen der letzten Jahre und alle Titel zeigen absolute und relative Schwäche. Die größten vier Unternehmen im S&P (Apple, Google, Microsoft, Facebook) haben von Seiten der Wall Street Analysten übrigens weiterhin 160 Empfehlungen auf „Buy“, 24 auf „Hold“ und nur 7 auf „Sell“. Raten Sie mal, welchem Lager ich mich anschliesse?!?
- Gold in $ auf 5-Monatshoch (+1,25%), in Euro stabil. Kupfer steigt weiter, dank der oben genannten Glattstellungen (+1,25%). Öl dagegen nach Achterbahnfahrt und anschliessenden Gewinnmitnahmen schwächer (WTI & Brent -1,75%).
- Heute steht der US-Arbeitsmarktbericht an. Nach dem Lift-Off der Fed hat dieser wahrscheinlich etwas an Bedeutung verloren. Die Notenbank hat eher die Stabilität des Finanzmarktes im Visier. Diese hängt momentan an der Öl- und China-Saga. Nach den starken Payrolls im Dezember (+292K), glaubt die Straße im Schnitt an +190K neu geschaffener Stellen. Die „Flüsterzahl“ liegt bei enttäuschenden +170K. Eine schwache Zahl würde die Konjunktursogen anheizen. Eine sehr starke Zahl (+300K, Arbeitslosenquote 4,8%) würde dagegen das „Risiko“ einer Zinserhöhung im März wieder einpreisen.
- Fernost: Der starke Yen belastet die Aktien in Tokio abermals, USD/JPY @116,83, Nikkei verabschiedet sich mit -1,32% ins Wochenende. Der Shanghai Comp. tritt vor den Feiertagen auf der Stelle. Der Rest Asiens unterm Strich freundlich. Dax vorbörslich schwächer.