- Das Gerichtsurteil in Großbritannien, dass die dortige Regierung für den Brexit das Parlament abstimmen lassen muss, sorgte gestern am Aktienmarkt zusammen mit Umfragen in den USA, wonach Clinton wieder vor Trump liege, zunächst für eine kleine Gegenbewegung nach oben. Die aufkommende Hoffnung, dass sich das um uns so bemühte Establishment hier und jenseits des Atlantiks nun doch gegen die bösen Faschisten und Nationalisten wird durchsetzten können, half aber nicht lange. Die zwischenzeitlichen Kursgewinne (Dax im Hoch > 10.400) konnten im Laufe des Nachmittags nicht verteidigt werden. Die Indizes drehte allesamt in den roten Bereich (Dax -0,43%, S&P -0,44%). Dank Facebook (-5,6%), war der NASDAQ dabei der Underperformer. Der seit knapp zwei Wochen etablierte Abwärtstrend im Dax hat sich die letzten zwei Tage nach unten beschleunigt. Es kommt Momentum rein. Weder Bundesanleihen, noch US-Treasuries konnten gestern interessanterweise davon profitieren. Die Renditen stiegen (Kurse runter). „Risk Parity“ Akteuren dürfte das nicht gefallen.
- Da wir uns an der Wall Street momentan nicht weit von den Allzeithochs befinden, fühlt sich die Situation an den Märkten eigentlich auf den ersten Blick nicht schlimm an. Trotzdem ist die Price Action bei näherer Betrachtung interessant und gleichermaßen bedrohlich. Den achten Tag (!) hintereinander schloss der S&P im Minus. Das hat es zuletzt im heissen Herbst 2008 gegeben, als der Markt kurz vor einer Kernschmelze stand. Seit Dezember 2014 gemessen, tritt der Index de facto wieder auf der Stelle. Bei 2.080 Punkten erwartet uns nun die von vielen beachtete 200-Tagelinie. Gleichzeitig stieg der VIX-Index (>22) bereits den achten Tag in Folge. Das hat es bisher nur im April 2012 und Dezember 2013 gegeben. Auf den heutigen Freitag dürfen wir also gespannt sein. Niemals zuvor, seit seinem Bestehen, legte der „Fear Index“ einen neunten Tag in einer solchen Serie hin.
- Die seit ein paar Tagen eingesetzte Dollar-Schwäche setzte sich auch gestern fort. Das mag verwirren, denn normalerweise profitiert dieser in „risk off“ Phasen als sicherer Hafen. Aufgrund der zu erwartenden Steuererhöhungen im Falle eines Clinton-Sieges, befindet sich der Greenback aber plötzlich in der Defensive, so der Erklärungsversuch einiger Marktbeobachter. Interessant dabei ist, dass sich das Öl trotz dieser Schwäche noch nicht einmal im Ansatz erholen konnte. Gold rutscht wieder unter die 1.300$.
- Die Aktienmärkte in Asien handeln heute Morgen meist angeschlagen. Am Nachmittag steht der amerikanische Arbeitsmarktbericht zur Veröffentlichung an. Bis dahin wird man sich zurückhalten.