- Ein recht robuster US-Arbeitsmarktbericht gepaart mit einem stärker als erwarteten ISM-Index und guten Daten aus China zeigen, dass die jüngst „hawkishe Rhetorik“ einiger Fed-Mitglieder durchaus gerechtfertigt ist. Insbesondere die Lohnkomponente mit Anstieg von knapp +0,3%, deutet auf Inflationsgefahren. Die Kritik an Yellen’s „dovisher Kehrtwende“ dürfte weiter zunehmen.
- Der Freitagvormittag stand zunächst ganz im Zeichen des schwachen Tankan-Berichts aus Japan und der schwindenden Hoffnung auf eine Einigung im Zuge des bevorstehenden OPEC/Non-OPEC-Treffens in Doha. Berichte machten die Runde, wonach Saudi Arabien nur zustimmt, wenn auch der Iran mit dabei sei. Träfe dies zu, wäre ein Deal gestorben. Die Ölnotierungen gaben folglich deutlich nach (WTI -4,0%). Ich habe ohnehin nie an eine Einigung geglaubt. Große spekulative Long-Positionen, die in den letzten Wochen aufgebaut wurden, waren ein weiterer belastender Faktor. Seit Mitte Februar hoffen Marktteilnehmer nun schon auf ein Einfrieren der Ölproduktion. Einfrieren heißt wohl gemerkt nicht Reduzierung. Zuerst sollte dieses berüchtigte Treffen Anfang März, dann Ende März und jetzt im April stattfinden. Ich frage mich schon seit geraumer Zeit was das ganze Unterfangen überhaupt bringen soll, wenn ohnehin die meisten ölexportierenden Länder auf Volllast pumpen. Länder wie Libyen und der Iran, die die eigene Kapazitätsobergrenze noch nicht erreicht haben, machen nicht mit.
- Ins Auge stach am Freitag aber nicht nur der schwache Ölpreis, sondern auch der starke Yen (heute Morgen erneut fester, USD/JPY @111,38). Beide Faktoren sind momentan alles andere als gute Bedingungen für höhere Aktiennotierungen. Das bekam am Freitag in aller erster Linie Nikkei (-3,55%) und Dax (-1,71%) zu spüren (Nikkei heute -0,39%). Weder von der typischen Bilanzkosmetik zum Monats- bzw. Quartalsende, noch von Anschlusskäufen zu Beginn eines neuen Quartals, war in den letzten beiden Handelstagen etwas zu spüren. Einzig die Algo getriebenen Kursgewinne in den US-Indizes passten am Freitag nicht ins Bild (S&P +0,63%). Diese offensichtliche Divergenz dürfte aber nicht von Dauer sein. Entweder Öl, Yen, US-Treasuries, Dax und Nikkei liegen falsch, oder eben der S&P 500.
- Jemand der jetzt auf diesen Niveaus noch Aktien als „Buy and Hold“ Investment kauft, handelt aus Sicht eines Risikomanagers so seltsam wie die meisten Fußgänger im Straßenverkehr. Sie warten, bis sich das heranrasende Auto nähert, bevor sie die Straße überqueren. Mit einem vernünftigen Chance/Risiko Ansatz hat das wenig zu tun.
- Wie in meinen Morgenkommentar am Freitag beschrieben, notiert der S&P seit dem Ende von QE3 im Herbst 2014 auf der Stelle. Seither befinden wir uns in einer Topbildungsphase. Im Nachhinein, das wird die Zukunft zeigen, wird dies so offensichtlich sein wie die Ausbildung der Tops in 2000 und 2007/2008. Man wird feststellen, dass 17 Monate lang ausreichend Zeit war, um Risiko geordnet abzubauen. Die meisten Marktteilnehmer werden diese Zeit aber nicht genutzt haben.
- Selbst wenn man dem Argument vieler Analysten folgte, wonach die niedrigen Zinsen die hohen Aktienbewertungen (P/E 17x im S&P) rechtfertigen, hätte die Sache einen Haken. Wir treffen auf Basis der aktuellen Bewertungen & Indexstände nämlich Entscheidungen für die Zukunft. Entscheidungen für einen Zeithorizont von 5 bis 10 Jahren, beispielsweise. Was rechtfertigt denn die Annahme der Bullen, dass wir ausgehend von diesen Bewertungen jetzt noch (!), ohne QE4 der Fed, Aufwärtspotential haben??? Unternehmensgewinne an der Wall Street fallen seit drei Quartalen. Die Reallöhne der Menschen stagnieren seit Ende der Achtziger. Die Niedrigzinsen/Negativzinsen zerstören unsere Altersvorsorge. Neue Vorschriften in der Bankenregulierung (Basel III u.v.m) sorgen für gefährlich illiquide Märkte, ja zerstören sie sogar. „Hot Money“ führt zu perversen Immobilienbewertungen und preist gleichzeitig Normalverdiener aus dem Markt. Eben diese Mittelschicht (nicht die Wall Street Banker, nicht Politiker, nicht die staatlich Alimentierten) in den westlichen Industrienationen kämpft täglich gegen das Abrutschen in die Unterschicht. Tatsächlich hat diese Mittelschicht bereits mit ihrer eigenen Rezession zu kämpfen und das bereits seit vielen Jahren. Nur sind so viele Menschen zu blind, um das zu erkennen. Solange die Leasingrate das laufende Einkommen nicht übersteigt und der Dispo noch nicht vollkommen ausgeschöpft ist, kann jeder auf dicke Hose machen. Eine gefährliche Illusion. Die steuerzahlende Mittelschicht ist die tragende Säule einer jeden Gesellschaft. Sie ist es, die der Politik des billigen Geldes geopfert wurde.
- Modern slaves are not in chains, they are in debt. Das dies in der heutigen Zeit tatsächlich so ist und auch so bleibt, dafür sorgt auf globaler Ebene unter anderem der Internationale Währungsfond (IWF). Dieser war am Samstag in aller Munde. Die Enthüllungsplattform WikiLeaks hat ein Protokoll veröffentlicht, das offenbar ein Gespräch hochrangiger Vertreter des IWF über die Verhandlungen mit Griechenland dokumentiert. Demnach erwägt der IWF wohl die Situation um die Flüchtlingskrise und den damit verbundenen Kosten auszunutzen, um Deutschland Zugeständnisse abzuringen. Der IWF wolle das schuldengeplagte Griechenland aus taktischen Gründen destabilisieren und näher in Richtung Pleite treiben. Deutschland, welches sich weigert einem weiteren Schuldenschnitt zuzustimmen, würde dann in den Verhandlungen einknicken.
- Die Autohersteller haben ihre Absatzzahlen für den US-Markt für den Monat März veröffentlicht. Sie Zahlen (Veränderung gegenüber Vorjahr): BMW Group -13,3%, Marke BMW -12,5%, Mini -18,3%, Mercedes-Benz USA -3,6%, Mercedes -5,9%, Smart -17,8%, Volkswagen -10,4%, Audi +7,5%, Porsche +0,7%, Ford +8%, Fiat Chrysler +8,1%, GM +0,9%, Nissan +12,7, Honda +9,4%, Toyota -2,7%
- In China und Hongkong bleiben die Börsen heute aufgrund eines Feiertages geschlossen.